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Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Titel: Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Duprée
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ihr würdet sie unterrichten?“
„Das liegt ganz bei dir“, erwiderte der Patrizier, „ ebenso wie
ihr kleines, bescheidenes Leben. Aber du scheinst ja an ihr zu
hängen, also wäre es wohl beinahe angebracht.“
Aus den Augenwinkeln
sah
er,
wie Velura
den Kopf
schüttelte.
„Nicht er“, widersprach sie, „ auf keinen Fall!“
Ihre Augen waren voller Wut und im gleichen Moment
voller Angst.
Willet ging zu ihr und zog sie beiseite.
„Es ist die richtige Entscheidung“, versprach er, „ vertrau mir.“
„Aber ich hasse ihn!“
„In einem realen Kampf ist es das Gleiche“, versicherte er, „ du
wirst an meiner Seite immer in Gefahr sein und ich verlange,
dass du das einsiehst!“
„Will! Das kannst du nicht ernst meinen!“
„ Doch, Du wirst viel von ihm lernen.“
Vell war wütend. Aber sie konnte nicht weinen, nicht vor
dem grässlichen Scheusal.
„ Wie erfrischend“, applaudierte der Patrizier, „ mein
Großvater hätte es nicht besser gekonnt.“
„Haltet euren Mund“, fauchte Willet, „ sie tut es nur, weil es
nötig ist.“
„Aber natürlich, dass tun wir alle. Dennoch halte ich es für
das Beste, wenn du mir nun das Feld überlässt. Du kannst sie
dann wieder haben, wenn ich mit ihr fertig bin.“
Zu ihrem Entsetzen sah Vell, wie er weiße Handschuhe
anzog. Anschließend nahm er eine schmale Schatulle aus
seinem Mantel und klappte sie auf. Drei silberne Schneiden
langen
darin,
die er
mit
wenigen
Handgriffen
zu
einer
Klinge zusammen steckte.
„ Du machst das“, sprach Willet.
Vell war sich da nicht so sicher.
Und wie es schien, hatte die Stunde bereits
begonnen.
„ Hier!“, rief die Schranze und gab ihr die Waffe.
Sie war leicht, leichter als ein Schwert, dazu lang und dünn.
Das
zweite
Florett
zog
er
aus
seinem
schwarzen
Spazierstock und schnitt damit gekonnt durch die Luft.
„ Was für ein Spaß wird das wohl sein, kleine Syress. Und er
darf uns sogar dabei zusehen.“
Willet hatte sich an die Reling zurückgezogen.
Doch
das
Scheusal stand bereit
und umschritt
sie
mit
gezogener Klinge.
„Nur zu“, ermunterte sie die Schranze, „ alles, was du tun
musst, ist zustechen.“
Vell zögerte. Es stimmte zwar, dass sie ihn hasste, aber
musste sie ihn deshalb gleich umbringen?
„Worauf wartest du? Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“ Aber der rechte Moment kam nicht.
Stattdessen
sah
sie ein
Zucken.
Schneller
als ihr Auge,
zerschlitzte seine Klinge ihren Ärmel und entblößte ihre
Schulter.
„Wenn du nicht angreifst, werde ich weitermachen“, versicherte die Schranze, „aber vielleicht ist es ja genau das,
was du möchtest?“
Noch im selben Moment stach sie zu. Umsonst. Er hatte sie
rechtzeitig abgewehrt.
„ Ein kläglicher Versuch“, stellte er fest, „ du schlägst nach
mir, wie nach einem Schmetterling.“
Sie versuchte es wieder. Aber er schien ihre Bewegungen
vorauszuahnen. „Schmetterling“, bestätigte er erheitert.
Sie wollte ihm die Schmach heimzahlen, von der er sich
ernährte wie Luft
und
das falsche Lächeln
aus seinem
Gesicht schlagen. Dabei erinnerte sie sich an Willet. Alles
was
sie brauchte,
war
Mut.
Und eine Gelegenheit,
um
unerwartet zu zustoßen.
„ Schon besser“, parierte die Schranze, „ aber immer noch so
langsam wie die Hure,
die mich
vor zwei Tagen zur
Verzweiflung brachte.“
*
    Der Vormittag verflog, ohne, dass Vell es merkte. Es gab nur
noch sie und das Scheusal.
Ihr Körper
war
längst
schweißgebadet,
aber
ihr Wille
ungebrochen. Umso verwunderlicher war der Moment, als
ihr Lehrmeister ihr mit wenigen Handgriffen das Florett
entwendete. „Genug“, entschied er, „ aufgrund
meiner
Großzügigkeit erhältst du später
eine Gelegenheit, deine
enttäuschende Darbietung zu wiederholen.“
Sie sah, wie er seine Handschuhe auszog. Auch das Florett
nahm er mit und machte sich umgehend auf den Weg unter
Deck.
Erst jetzt bemerkte sie, dass sie von Zuschauern umringt
war. Viele der Seeleute hatten ihre Arbeit niedergelegt und
Willet kam auf sie zu.
„Du warst gut “ , sprach er .
Er wollte sie umarmen, doch Vell schob ihn weg.
„War es eine gute Vorstellung! Hat es dir gefallen, wie er mich
erniedrigt!“
„Er tut es nur, um deinen Ehrgeiz zu wecken.“
„Ehrgeiz?! Alles, was er weckt, ist Hass! Aber das ist dir egal,
nicht wahr? Hauptsache es funktioniert! “
„Das muss es auch! Ich habe nicht vor, dich auch noch zu
verlieren!“
„Was kümmert
dich
das!“, fauchte Vell, „ du gehst doch
sowieso über Leichen!“
Zornig

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