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Augen für den Fuchs

Titel: Augen für den Fuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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sich die Tür zum Büro der Kundenberaterin, und diese verabschiedete einen Mann Mitte vierzig im Gang stehend.
    »Morgen erwartet man Sie. Seien Sie pünktlich. Nicht jeder erhält solch eine Chance. Ich freu mich für Sie«, sagte sie.
    »Danke.«
    Der Kunde tat einen tiefen Diener, fast wäre es zum Handkuss gekommen. Die Arbeitsvermittlerin entzog sich seinem devoten Verhalten. Sie hatte die Haare mit einem Tuch in Fasson geknotet. Ihr Kostüm schmiegte sich elegant an den Körper. Stangenware war diese Kleidung bestimmt nicht. Sie stand auf Stilettos, deren Absätze jeden Moment abzubrechen drohten. Der unscheinbare Kunde verneigte sich zum Abschied nochmals vor ihr wie ein Bote vor einer königlichen Majestät.
    »Ich werde versuchen! Sie können verlassen. Ich werde sein iberpinktlich.«
    Damit eilte er durch den Flur und schloss die Ausgangstür hinter sich. Das Lächeln der stilsicheren Beraterin erlosch augenblicklich. Strengen Blickes musterte sie die Wartenden, auch die Beetz und Schmitt.
    »Wem kann ich als Nächstem helfen?«
    Ihre Stimme war angenehm rau. Überhaupt erinnerte sie Schmitt an Patricia Kaas, die französische Sängerin.
    Die Beetz meldete sich. »Ich bin mit meinem Freund da. Darf der mit rein?«
    »Sie trauen uns nicht?«
    Die Arbeitsvermittlerin lächelte bezaubernd, bis Schmitt sich erhob. Sie war nur kurz irritiert. »Wir haben beste Reputation. Mein Name ist Agatha Schell. Und wie heißen Sie?«
    »Beetz, Franziska.«
    »Frau Beetz, sehr gern darf Ihr Freund an unserem Gespräch teilnehmen. Sie sind das erste Mal bei uns?«
    »Anita Demand hat Sie empfohlen.«
    Nicht schlecht, dieser Einstieg. Schmitt musste der Kollegin Respekt zollen. So, wie die Arbeitsvermittlerin schaute, konnte sie offensichtlich mit diesem Namen keine Person verbinden.
    »Wir freuen uns immer über zufriedene Kunden.«
    Damit trat Agatha Schell beiseite und gaben den Weg zu ihrem Büro frei. Schmitt und die Beetz nahmen auf gepolsterten Stühlen vor einem überdimensionierten Schreibtisch Platz. Papiere und Akten stapelten sich darauf. Schmitt entdeckte eine Kaffeetasse mit braunem Rand.
    »Und was haben Sie bisher getan?«, fragte Agatha Schell.
    »Dies und das. Ich habe die Lehre geschmissen …«
    »Da sind Sie nicht die Einzige. Aber wir haben noch für jeden etwas gefunden …« Agatha Schell lächelte. Schmitt glaubte ihr kein Wort.
    »Darf ich um Ihre Vermittlung vom Arbeitsamt bitten?«
    Die Beetz zögerte nicht mit ihrer Antwort. »Ich bin auf eigene Initiative hier.«
    »Ah. Ja.« Die Vermittlerin war nur kurz irritiert. »Auch das ist möglich. Haben Sie einen Ausweis und eine Arbeitsgenehmigung, Zeugnisse, Zertifikate, Beurteilungen, alles, was für eine Bewerbung wichtig sein könnte?«
    Agatha Schell ging um ihren Schreibtisch herum und suchte ohne Erfolg erst unter den Papieren, dann in den Schubladen. Sie lächelte entschuldigend und wühlte weiter. Wahrscheinlich wusste sie selbst nicht, was sie suchte.
    »Die Antragsformulare … wenn ich wüsste …«
    »Sie müssen nicht nach Formularen suchen, mein Ausweis reicht«, sagte Schmitt. »Polizei!« Er nickte Kollegin Beetz zu, und diese hielt ihre Polizeimarke hoch.
    Agatha Schell tauchte hinter ihrem Schreibtisch auf, erschrocken, als wäre sie beim heimlichen Sex erwischt worden. »Was wollen Sie?«
    Es klang, als würde Patricia Kaas eine ganze Oktave zu hoch singen.
    »Eine Auskunft.«
    Die Arbeitsvermittlerin studierte seinen Ausweis genau.
    »Mordkommission«, sagte die Beetz.
    »Aber warum die Maskerade?« Agatha Schell hatte sich noch nicht wieder ganz gefasst.
    »Wollen Sie, dass Ihre Kunden von unserer Anwesenheit erfahren?«
    Die Beetz gab sich erstaunlich abgebrüht und gewitzt. Schmitt wusste aus langer Erfahrung, wenn sie sich bei Zeugen nicht sofort als Polizisten mit Plakette zu erkennen gaben, handelten diese zunächst unbelastet und frei. Solche Spielchen ließen sich aber nie lange aufrechterhalten, wollten sie nicht in Verdacht illegaler Ermittlungsmethoden geraten. Doch die Frau ihnen gegenüber lächelte erstaunlich schnell wieder und fand zu ihrer Coolness zurück, sie bedankte sich sogar bei ihnen, nachdem sie die Ausweise studiert hatte.
    »Womit kann ich Ihnen helfen?«
    »Anita Demand. Sie haben sie ins Neurophysiologische Rehabilitationszentrum Leipzig als Nachtschwester vermittelt.«
    Agatha Schell strich sich eine herausgefallene Haarsträhne wieder unter das Tuch. »Ja, wir vermitteln viele Kräfte auf offene

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