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Augen für den Fuchs

Titel: Augen für den Fuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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Stellen. Auch nach Bennewitz … Wenn Sie gestatten, such ich nach der Akte.«
    Die Akte war ihr Computer. »Ah. Ja.« Agatha Schell drehte den Bildschirm den Kommissaren zu.
    Die Beetz und Schmitt rutschten mit ihren Stühlen näher heran. Agatha Schell stellte sich hinter die Kommissare vor ihrem Schreibtisch und zeigte mit dem Kuli auf jede Zeile.
    »Hier. Anita Demand … wohnhaft Geutebrückstraße … Sie hat einen medizinischen Abschluss vorgelegt … vermittelt am 1. September 2008 … Keine zwei Tage haben wir gebraucht, ihr diese Stelle anzubieten. Sehen Sie hier?«
    Wahrscheinlich erwartete die Schell Anerkennung für prompte Vermittlung. Schmitt legte die Fingerspitzen aufeinander und presste, dass die Gelenke knackten. Er hatte ihre Nervosität nicht übersehen, und endlich stellte Agatha Schell die Frage, die ihr seit der Bekanntgabe ihres wirklichen Berufes auf der Zunge gelegen hatte.
    »Ist sie tot?«
    »Warum tot?«
    »Na, Mordkommission. Muss man da nicht tot sein, wenn Sie ermitteln?«
    »Nein, sie ist nicht tot. Oder wir wissen es nicht. Diese Anita Demand, die Sie dem Krankenhaus vermittelt haben, scheint es allerdings gar nicht zu geben.« Die Beetz sprach, als würde sie eine Anklageschrift verlesen. »Sie wohnt nicht in der Geutebrückstraße. Sie ist überhaupt nicht jene Anita Demand aus Ihren Akten.«
    Sie wies mit dem Finger zum Bildschirm. Agatha Schell schluckte.
    »Ich habe mir den Ausweis und alles zeigen lassen. Wir haben Kopien.«
    Die Schell wurde aktiv und beugte sich über die vor ihr sitzenden Kriminalisten, mit der Hand zwischen ihnen zog sie Tastatur und Maus über den Tisch. Sie klickte sich gewandt durch die Seiten und tippte mit dem Finger auf die Kopie eines Ausweises. Sie war erleichtert, Schmitt sah es ihr an.
    »Das ist sie. Das ist Anita Demand, Krankenschwester, wohnhaft Leipzig, Geutebrückstraße.«
    Das Ausweisbild, auf das die Schell zeigte, konnte je nach Laune und Blickwinkel jede lebende Frau sein, von den Weather Girls bis hin zu Claudia Schiffer. Die Bildschärfe ließ alle Deutungen zu.
    »Könnten Sie sie beschreiben?«
    »Ja, sicher. Wenn ich mich auch nicht mehr genau an sie erinnere.« Agatha Schell begriff offenbar, dass diese Aussage für die Kommissare unverständlich sein musste. »Das heißt, ich werde mich mit meinen Kollegen besprechen … irgendjemand wird sich an sie erinnern.«
    »Das werden sie müssen. Wie es aussieht, haben Sie einen Mörder ins Krankenhaus vermittelt.«
    »Eine Mörderin«, berichtigte ihn die Beetz. Schmitt konnte seine Wut kaum unterdrücken. Hätte ihn die Beetz unter vier Augen verbessert, wäre ihm die Hand ausgerutscht. Zumindest hätte er sie angeschrien, auch jetzt fielen ihm Schimpfworte ein.
    Agatha Schell hielt sich am Monitor fest. »Das glaube ich nicht!«
    Die Beetz schien ihren Affront ihm gegenüber überhaupt nicht wahrgenommen zu haben. »Wir haben eine Leiche, und Anita Demand ist verschwunden. Nur Ihre Agentur scheint sie zu kennen. Time is Money. Sie sind bislang die Einzigen, die Anita Demand überhaupt gesehen haben.«
    »Das ist doch absurd!«
    »Wir haben Klärungsbedarf.« Die Beetz klang wie der Befehlshaber einer militärischen Einheit.
    Schmitt suchte in seinen Taschen nach einem Bonbon, um nicht sprechen zu müssen. Thorst, du wirst Kollegin Beetz unterstützen. Jetzt schaute die ihn an, als erwarte sie Lob für eine sehr gute Leistung.
    »Wir vermitteln keine Mörderinnen«, sagte die Schell.
    »Offensichtlich doch«, lächelte Franziska Beetz.
    Das Bonbon klebte Schmitt zwischen den Fingern.

15
    »Der Oberbürgermeister hat sich bereits erkundigt. Der Polizeipräsident ruft alle Viertelstunde an. Unser Pressesprecher kann keine Antworten geben. Das Fernsehen steht vor der Tür. Mein Telefon klingelt ohne Pause. Herr Direktor, nicht nur ich stehe am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Nur Sie können die Lage hier klären. Wir brauchen Sie hier, hier vor Ort im Präsidium!«
    »Ich setze mich nicht freiwillig dieser Hetzjagd aus, Frau Dressel, die inszeniert wurde, um mich um meinen Job zu bringen und Schlagzeilen zu produzieren. Mit Verlaub, ich nehme mich selbst aus der Schusslinie. Ich verfüge noch über ausreichend Resturlaub und bin nicht mehr erreichbar. Mein Handy werde ich abschalten.«
    »Herr Direktor, ich bitte Sie …«
    »Bitten Sie nicht, übermitteln Sie dem Oberbürgermeister und dem Polizeipräsidenten mein Mitgefühl an der entstandenen Situation. Aber für diese Katastrophe

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