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Augenblick der Ewigkeit - Roman

Titel: Augenblick der Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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verließen, machte Joachim noch ein paar Korrekturen auf dem Notenblatt, das vor ihm auf dem Konzertflügel lag.
    » Komm rein, Vic!« Der Rauch der Zigarette in seinem Mundwinkel stieg ihm in die Augen. Er hielt den Kopf schräg und verzog sein Gesicht, ohne aufzusehen. » Ich bin gleich soweit.«
    Lassally schloß die Studiotür und schaltete das Mikro aus. Maria konnte ihn jetzt nicht mehr hören, aber der kleinen Pantomime entnehmen, was er meinte, wenn er mit dem Arm zur Decke deutete und wie ein Kapellmeister einige Taktschläge imitierte. Joachim machte eine wegwerfende Handbewegung, schüttelte den Kopf und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. Lassally beugte sich daraufhin zu ihm hinunter, redete auf ihn ein und deutete zu ihr hin. Maria verkroch sich in eine dunkle Ecke und beobachtete mit gemischten Gefühlen, wie sich auf Joachims Gesicht maßloses Erstaunen ausbreitete. Sie tauchte noch rechtzeitig weg, als er zur Trennscheibe hinüberblickte. Dann öffnete sich die Studiotür. Lassally kam heraus. » Du bist an der Reihe! Ich warte solange draußen im Wagen.«
    Joachim saß auf seinem Klavierhocker, die Hände vors Gesicht geschlagen. Als Maria unschlüssig vor ihm stand, öffnete er sie einen Spaltbreit und blickte zu ihr hoch. » Mrs. Herzog höchstpersönlich. Wenn das keine Überraschung ist!« Seine Stimme klang ein wenig spöttisch. » Was kann ich für Sie tun, Ma’am?«
    » Ich möchte mit dir reden.«
    Er lachte abrupt auf, ein Jungenlachen, hoch und übertrieben, daß Maria zusammenzuckte. » Nun, dann reden Sie, Ma’am!«
    Um ihre Aufregung zu kaschieren und um Zeit zu gewinnen, nahm sie unaufgefordert eine Zigarette aus seiner Packung, zündete sie an. Stirnrunzelnd betrachtete sie das erlöschende Streichholz, das in ihrer Hand zitterte. » Es war alles meine Schuld. Ich liebte deinen Vater…«
    » Maria, entschuldige, das habe selbst ich in der Zwischenzeit begriffen.«
    Sie überhörte seinen Sarkasmus und tippte sich mit der Zunge an die Oberlippe. Sie war unsicher, wie sie das Gespräch fortführen sollte. » Er würde sich sehr freuen, dich zu sehen…«
    » Hat er dich geschickt?«
    Sie zögerte. Dann schüttelte sie den Kopf. » Er hat keine Ahnung! Du weißt, er wird in einigen Tagen achtzig. Und es geht ihm nicht besonders. Es soll eine Geburtstagsüberraschung werden. Er ist ein alter Mann, er wird nicht ewig leben…«
    » …aber er wird es todsicher versuchen. Warum kommt er nicht selbst?«
    » Aus Angst, von dir zurückgewiesen zu werden.«
    » So viel Risiko muß er schon eingehen, wenn er was von mir will.«
    » Das habe ich ihm auch gesagt.«
    » Und weil er sich davor drücken wollte, hat er dich geschickt?«
    Sein ironischer Ton kränkte sie. » Du kannst einem wirklich leid tun, Joachim.«
    » Wieso? Ich bin ihm nicht mehr böse. Wir beide sind quitt. Wir haben keine gemeinsame Basis, wenn man die biologische beiseiteläßt. Jeder hat sich dort eingerichtet, wo er hingehört. Er in seinem Dirigentenhimmel, aus dem er wie Gottvater Symphoniekonzerte dirigiert, während ich hier unten in Hell’s Kitchen schmore.«
    » Was redest du da, Dirigentenhimmel! Was weißt du überhaupt von deinem Vater? Hast du dich jemals gefragt, wie er wurde, was er ist?«
    » Viel zu oft! Aber mein Vater pflegte mit uns Kindern weder über seine Vergangenheit noch über persönliche Dinge zu sprechen.«
    Joachim nahm die Brille ab und säuberte sie umständlich mit einem Hemdzipfel, den er aus dem Hosenbund gezogen hatte. » Du warst doch selber Zeuge eines dieser unerfreulichen Gespräche über seine Rolle als Görings Staatskapellmeister…«
    » Das war kein Gespräch, das war ein Verhör!«
    Joachim lachte auf. Er hielt die Brillengläser gegen das Licht. » Tut mir leid, Maria. Es war schön, dich nach so langer Zeit wiederzusehen, aber ich glaube, du gehst jetzt besser, und wir lassen die alten Geschichten ruhen.«
    » …vielleicht überlegst du es dir noch mal.« Sie kritzelte ihre Telefonnummer in Saint-Tropez » für alle Fälle« auf das Notenpapier.
    » Warte.« Joachim drehte ihr den Rücken zu und spielte auf dem Konzertflügel jene kleine an- und abschwellende Melodie, die Herzog manchmal vor sich hin zu summen pflegte. » Kannst du mir sagen, wer Franziska Wertheimer ist?«
    Maria kniff die Augen zusammen. » Ich? Keine Ahnung! Warum fragst du?«
    » Einer der fixen Jungs vom Feuilleton der New York Times wollte unbedingt ein Interview mit ihr und hat mich

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