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Augenblick der Ewigkeit - Roman

Titel: Augenblick der Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Videokameras umgeben ist. Das mußt du dir vorstellen: Er dirigiert die eigenen CDs von Bruckner, Brahms und Beethoven vor einer Batterie von Lautsprechern und läßt sich dabei abfilmen, weil Krausnik ihm den Floh ins Ohr gesetzt hat, in wenigen Jahren sei die Technik so weit, die Videobänder in Hologramme zu verwandeln. Er will damit in ferner Zukunft den großen Orchestern dieser Welt als Geist erscheinen.«
    » Die ganze Branche spricht von nichts anderem.«
    Maria erschrak. » Nicht auszudenken, wenn die Presse davon Wind bekommt. Ihr Spottgeheul würde ihn umbringen.«
    Doch Lassally schüttelte den Kopf. » Nicht einen wie ihn, der damit nichts Geringeres beabsichtigt, als seinen eigenen Tod zu überlisten!«
    Das Unternehmen lief unter strengster Geheimhaltung in einem Filmatelier der Victorine Studios in der Nähe des Flughafens von Nizza, das Herzog eigens für diesen Zweck gekauft hatte. Es sollte seine letzte Produktion sein, sein größtes und alles krönendes Werk. Sie hatte es aufgegeben, mit ihm darüber zu diskutieren. Keiner seiner Kollegen sei je so weit gegangen, weil niemand musikalische Interpretationen symphonischer Musik wie er in adäquate Körperbewegungen und Gebärden umzusetzen vermöge– behauptete er. Der Erfolg und die Erfahrung eines langen Dirigentenlebens habe ihm die Gewißheit gegeben, daß nur er so etwas zuwege bringen könne.
    » Halb so schlimm, Maria, solange er die Bänder in einen Giftschrank schließt und niemand sie zu Gesicht bekommt. Vielleicht ist das alles ein völliger Blödsinn, vielleicht aber ist es auch genial. Das wird man erst beurteilen können, wenn die Zeit gekommen ist, in zwanzig, vielleicht dreißig Jahren. Egal, wie oder wann– er ist der einzige Dirigent der Welt, der sich ein so teures Spielzeug leisten kann.«
    » Wenn du das sagst, bin ich fast schon beruhigt. Übrigens, es scheint ihm kindischen Spaß zu machen. Seit er damit angefangen hat, ist seine Altersdepression wie weggeblasen.«
    » Siehst du!« Er stand auf und holte aus einem Regal ein Notenkonvolut, das er auf den Konferenztisch legte. Aufgeschlagen war die Sammelmappe fast so breit wie ein dickes Zauberbuch. » Weiß er, daß du mich triffst?«
    » Wo denkst du hin. Er hat keine Ahnung!« Mit einer entschiedenen Geste versuchte sie, ihre kleine Notlüge zu untermauern. » Er würde sich wie Rumpelstilzchen in der Luft zerreißen, wenn er es wüßte.«
    » Dann ist es gut. Ich will nicht, daß er weiß, daß ich etwas damit zu tun habe.«
    » So haben wir es verabredet. Und ich schwöre dir, Victor, von mir wird er nichts erfahren, kein Sterbenswort.«
    » Von mir auch nicht! Nie, es sei denn…« Lassally fuhr mit der Handfläche so bedächtig über seine Haarbürste hin und her, daß es ihr in den Fingern juckte, » …er würde von sich aus anrufen und darum bitten. Dann würde ich ihm sagen…«
    » …was würdest du ihm sagen, Victor?« Sie ahnte, wie schwer es ihm gefallen war, sich nach so langer Zeit wieder mit Herzog zu beschäftigen. Sie hatte ihn gebeten, ihr bei der Geburtstagsüberraschung für Herzogs Achtzigsten zu helfen, und er hatte nach langem Zögern eingewilligt, obwohl er geschworen hatte, sich nie mehr auf ihn einzulassen.
    Er atmete schwer und blätterte in den Notenblättern, als enthielten sie eine Antwort. » …daß ich, daß ich…ach, daß er sich zum Teufel scheren soll!« Mit einer heftigen Bewegung klappte er die Mappe zu. » Ich habe eben ein Gedächtnis wie ein Elefant. Hier, das ist für deine Geburtstagsüberraschung!«
    Auf dem Einband konnte Maria Herzogs Namen lesen und darunter den Titel seiner Komposition: » Variationen über ein mährisches Kinderlied«.
    » Ich habe die Partitur bei Franziska in Stockbridge aufgetrieben.«
    » Wer ist Franziska?«
    » Du kennst Franziska Wertheimer nicht?«
    Maria zuckte mit den Schultern. » Irgendwann einmal habe ich ihren Namen auf einer alten Schachtel gelesen.«
    Vor dem Umzug nach Monte Carlo hatte sie in einer dunklen Ecke des Speichers ein verstaubtes Holzgestell gefunden, kindshoch, anderthalb auf einen Meter vielleicht. Als sie es von seiner Staubschicht befreit hatte, war darunter das Portal eines Marionettentheaters zum Vorschein gekommen. Die Pappkulissen waren zum Teil kaputt und die Farben verblichen. In einem Karton mit Jugendstilornamenten, in dem man geheime Briefe aufzuheben pflegt, hatte sie einen verworrenen Haufen spannenlanger Puppen entdeckt, die durcheinanderlagen wie Mikadostäbe,

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