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Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter

Titel: Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Bentele
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starr.
    Der eine packte mich jetzt an den Beinen und zog mit einem harten Ruck die Lederschlinge um meine Knöchel zusammen. Gemeinsam verknüpften sie dann mit mehrfachen kräftigen Rucken die Knöchel mit den gefesselten Händen, dass mein Körper wie ein Bogen schmerzhaft nach hinten gekrümmt wurde.
    Schließlich gaben mir beide einen Tritt und verschwanden.
    Suchten sie nur einen Baum und kehrten zurück, um den Befehl auszuführen?
    Nach einiger Zeit spürte ich, wie mir Ameisen in die Kutte krochen, Stechmücken und Fliegen ins Gesicht krabbelten, ich nur mit Mühe Luft bekam, wie Hände und Füße einschliefen und der ganze Körper unerträglich schmerzte.
    Während ich lag, unendliche Qualen erlitt und nicht wusste, was mit mir geschehen würde, tobte, keinen Fußmarsch von mir entfernt, die furchtbare Schlacht um die Stadt Augsburg.
     
    Die Ungarn ließen nur wenige Wächter an den Toren von Augsburg und Brücken und Furten zurück und zogen mit ihrer ganzen Macht über den Lech, dem Heer des Königs entgegen, dessen Aufmarschweg ich ihnen verraten hatte. Soeben noch unwillige Belagerer, waren sie jetzt ein schreiender Haufen von Reitern, der brüllend und johlend, einen Hagel von Pfeilen vor sich herjagend, auf König Otto und sein Heer einstürmte.
    Die Anführer hatten sich in rasender Eile eine tödliche List aus-gedacht: Kurz vor dem ersten Zusammenprall mit dem Heer des Königs schwenkte auf ein gegebenes Signal ein Großteil der ungarischen Reiter plötzlich in einem scharfen Knick nach Osten ab, als ritten sie schon beim Anblick des feindlichen Heeres in ungeordneter Flucht davon, und jagte wild über den dünnen Lauf eines Gewässers, das man Paar nennt. Andere sehr kleine Gruppen von Ungarn ritten, als sie den Lech auf einer Furt überquert hatten, geradewegs weiter auf den Kern des Heeres mit dem König zu, von dem sie in die Flucht geschlagen wurden.
    Die Masse der ungarischen Reiter, die vor der Hauptmacht des Königs so plötzlich nach Osten abgeschwenkt war, überraschte nun, zwei Meilen von der Stadt entfernt, den äußersten Flügel der Reiterei des Königs. Unversehens war diese von schießenden und lärmenden ungarischen Bogenschützen umstellt und wich zurück, worauf die Ungarn sich anschickten, von hier aus in wilden Ritten das Heer des Königs einzuschließen und völlig zu vernichten - ein Vorgehen, das ganz und gar auf den Nachrichten beruhte, die ich Horca Bulcsu übermittelt hatte.
    Das Schreien der Verwundeten und das Brüllen der Angreifer wie der Angegriffenen muss schlimmer gewesen sein als alles, was man jemals in einem Krieg erlebt hatte. Wolken von Pfeilen verdunkelten den Himmel. Wer sich vor einem Angreifer mit dem Schild schützte, den traf der Pfeil, wenn er den Schild wieder senkte, um zu sehen, wo sein Gegner stand. Reihenweise sanken die Männer zu Boden. Als sie die drohende Einkreisung bemerkten, ließen bereits viele im Heer des Königs mutlos die Waffen sinken.
    Der Weltuntergang nahm seinen Lauf.
    Da sprengte der Schwiegersohn des Königs, der Anführer der Franken, ein Graf Konrad, den man den Roten nannte, mit seinen Reitern dem bedrohten Flügel der Reiterei zu Hilfe und schlug die Ungarn auf dieser Seite in erbittertem Kampf zurück. Konrad fand dabei den Tod, aber die Umzingelung des königlichen Heeres war fürs Erste vereitelt.
    Der König war von Norden her auf die belagerte Stadt zumarschiert und hatte seinerseits versucht, die Ungarn einzukreisen, jetzt rissen Flucht und Verfolgung beide Heere Richtung Süden, den Lech entlang und an der Stadt vorüber.
    Die Hauptmacht der Ungarn brandete nun an drei Stellen gegen den Fluss Lech; die Reiter wollten mit gewaltigem Sturm einen Übergang erzwingen, um den Männern des Königs dennoch in den Rücken zu fallen. Aber der König hatte den Raum zwischen dem Lech und dem Gewässer Paar, das in dieselbe Richtung fließt, geschickt mit Kriegern der Schwaben, Franken und Bayern gefüllt - hier war kein Durchkommen.
    Mann stand jetzt gegen Mann.
    Im Nahkampf aber waren die Waffen der Streiter des Königs - Lanze und Schwert - den ungarischen Pfeilbögen, Wurfspießen, Äxten und Reitersäbeln überlegen: Die Säbel waren zu schwach gegen das Schwert, die Pfeilbögen konnten ihre Wirkung aus der Nähe nicht entfalten - ehe ein Pfeil aufgelegt und der Bogen gespannt war, hatte den Schützen schon ein Schwerthieb getroffen oder eine Lanze durchbohrt. Ehe einer mit seinem Wurfspieß gegen die auf ihn gerichteten

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