Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter

Titel: Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Bentele
Vom Netzwerk:
erwarteten. Nachdem der König geschworen hatte, die Rechte der Stadt Rom zu achten, deren Oberhaupt er nun werden sollte, wurde er in der uralten Basilika San Giovanni von Kardinal Nikolaus von Prato gesalbt und zum Römischen Kaiser gekrönt.
    Anschließend ritt Kaiser Heinrich VII., die Krone des Heiligen Römischen Reichs auf dem Haupt, das Zepter in der Hand, den Krönungsmantel auf der Schulter, gegürtet mit dem Reichs-schwert, zurück zum Kloster St. Sabina auf dem Aventin. Auf dem Weg dorthin nahm er die Huldigung der römischen Judenschaft entgegen und erneuerte ihre alten Rechte, in der Stadt der Apostel Petrus und Paulus nach dem Gesetz des Moses leben zu dürfen.
     
    Zwei Tage nach der Krönung kehrte das Fieber zurück. Ich tat, was ich konnte. Jetzt durfte ich den Kaiser sogar zur Ader lassen: »Nimm das Fieber weg, egal wie du es machst, nimm es weg!«, knirschte er.
    Nichts half: Das Fieber schwand und kam.
     
    Robert von Neapel ruhte nicht. Aus ganz Italien kamen Meldungen seiner Truppenbewegungen - der Kaiser musste seine eben gewonnene Herrscherwürde verteidigen.
    Vermittlungsversuche des Papstes schlug der Gekrönte aus: Der Feind sei ein Feind des Reichs und müsse umgehend besiegt werden, der Papst habe hier kein Recht des Einspruchs.
    Am 21. Juli verließ der Kaiser die Stadt Rom. Nach einer umfangreichen Rüstung, begleitet von heftigen Fieberanfällen seines Herrschers, stand das Heer im August 1313 bereit zu einem Feldzug gegen den Feind.
    Der Kaiser hatte riesige Pläne für die Zeit nach dem Sieg.
     
    Zwei Wochen später auf der Heerfahrt, von Fieber geschüttelt, eroberte Kaiser Heinrich VII. die Stadt Buonconvento bei Pisa. Am Abend nach dem Sieg fühlte er sich sehr benommen und hatte einen unregelmäßigen Pulsschlag, zunehmende Kopfschmerzen - die Augen trübe - heftiger Schüttelfrost - in der Nacht Bewusstlosigkeit - gegen Morgen kurze klare Momente des Bewusstseins - am 24. August 1313 der Tod des Kaisers.
    Im Dom zu Pisa das Grab.

VIA MALA
    Seit Jahrtausenden sind die Pässe über die Alpen wichtig für Handel und Wandel. Wer den Handel in Mitteleuropa beherrschen will, muss Herr sein über die Alpenpässe. Von Italien kommen die kostbarsten Güter des Mittelalters in den Norden: Seide und Gewürze aus dem fernen Orient. Die Hauptorte des Handels mit den deutschen Städten sind Mailand und Venedig, aber auch viele andere ober-italienische Städte haben Bedeutung. Die deutschen Handelsherren versuchen deshalb, Einfluss auf den Handel mit Oberitalien zu gewinnen, und es werden harte, rücksichtslose Kämpfe unter ihnen ausgetragen: um die Straßen, auf denen man die Alpen günstig überqueren kann - und um die Waren, die darauf mühevoll transpor-tiert werden. Im Mittelalter konkurrieren besonders
    die Städte Augsburg und Ravensburg miteinander, die man von Italien aus erreicht, wenn man das alpine Hochgebirge hinter sich gelassen hat, oder die man verlässt, wenn man sich aufmacht, es Richtung Italien zu überqueren.
    Über die Alpen? Soll der Teufel holen! Bockelhart, kannst du dir kaum vorstellen! Felsen, Schluchten, Wasserfälle, Lawinen, Schneestürme, Steinschlag, Dreck, die ganze Leier rauf und runter! Aber schön der Reihe nach.
    Du fliegst eines Tages von deinem Hof, weil du die Abgaben nicht - soll der Teufel! Dein Vater hat sie jedenfalls nicht zusammengebracht: vier Malter Dinkel, zwei Malter Roggen, zehn Büschel Flachs! Wie jedes Jahr. War aber ein schlechtes Jahr: Frost im Mai, fast noch im Juni! Hagel im Sommer, und alles nass und immer kalter Wind und keine Sonne. Und dann verreckt noch die Lies, die Kuh - legt sich hin und verreckt; keinen Schnaufer mehr! Das Kalb noch im Bauch - kannst du nur das Genick einziehen.
    Abgaben, kannst du vergessen! Aber die können nicht genug kriegen, die Herren Ritter. Jedenfalls, du musst vom Hof mit der ganzen Familie und kannst kaum mitnehmen, was du am Leib - hol’s der Henker.
    Was jetzt? Mutter plärrt, Geschwister plärren, der Vater besoffen. Du bist der Älteste - schaff Rat!, heißt es. Aber guter Rat ist teuer, und Geld? Keinen Heller!
    Na, und was jetzt? Was machst du? Als Knecht gehen, dass sie dich blöd anglotzen im Dorf? Und Geld kriegst du da auch keines! Der Vater wird krank, ist sowieso immer besoffen. Na ja! Was soll er machen? Alles plärrt, vier Kinder! Fünf schon unter der Erde -
    Na, gehst du also zum Herrn Ritter. Nicht leicht. Aber weißt du etwas Besseres?
    Und der sagt dir: In Ravensburg suchen

Weitere Kostenlose Bücher