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Augenzeugen

Augenzeugen

Titel: Augenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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ganz schön im Regen, Mädchen. Da könnte es nicht schaden, wenn Frau Geldek uns ein paar Tipps gibt.»
     
    Peter Cox hatte sich, nach einigem Hadern mit seinem Pflichtgefühl, eine kurze Auszeit genommen und war mit dem Taxi in die Oberstadt gefahren, um sein erstes eigenes Auto abzuholen. Während seines Informatikstudiums und auch später noch auf der Polizeischule war er große Rallyes gefahren, gar nicht mal so erfolglos. Privat allerdings hatte er das Autofahren gemieden. Bus und Bahn waren ihm immer lieber gewesen, auch aus ökologischen Gründen. Aber am unteren Niederrhein war das ein hoffnungsloses Unterfangen. Mit dem Fahrrad konnte man zwar so einiges bewältigen, aber beruflich wurde es doch oft eng. Die Kollegen hatten ihn zwar immer bereitwillig kutschiert, doch so langsam war er sich doch etwas verschroben vorgekommen.
    Er hatte lange überlegt und sorgfältig abgewogen: Ein Citroën Xsara sollte es sein, ein Fronttriebler, nicht unbedingt ein Slider, aber für den Asphalt ideal, und um den ging es ja schließlich bei seinen neuen Bedürfnissen. Auf die Sonderlackierung nach seinen Vorstellungen – Blauschwarz metallic – hatte er fast vier Monate warten müssen.
    Der Wagen schnurrte wie ein Kätzchen. Er stellte ihn auf der Flutstraße ab, ein ganzes Stück vom Präsidium entfernt, und ging die letzten Meter zu Fuß.
    «Unser Schulungsraum platzt aus allen Nähten», rief er, als er, ein wenig aus der Puste, im Büro ankam. «Ich glaube nicht, dass wir schon mal so viele Presseleute hier hatten. Wie ziehen wir die Sache auf? Machst du die Anmoderation, Helmut?»
    Die Polizeichefin, Charlotte Meinhard, war für vier Wochen nach Kanada gefahren, um ihren Sohn zu besuchen, und Toppe war ihr offizieller Stellvertreter.
    «Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben», antwortete er mürrisch. «Aber danach übernimmt bitte einer von euch.» Er verabscheute Pressekonferenzen. Sobald er ein Mikrophon vor der Nase hatte, wurde er linkisch und machte eine denkbar schlechte Figur.
    «In Ordnung», sagte van Appeldorn. «Ich würde sagen, wir machen gar keinen großen Plan, sondern spielen uns die Bälle einfach so zu.»
    «Unsere Flipcharts hier kämen gut», warf Cox ein. «Auf so was stehen die Jungs. Soll ich die schon mal aufbauen?»
    «Die mit den Verletzungsmustern geht die Pressefritzen gar nichts an», entgegnete Toppe. «Und die andere müssen wir erst entschärfen.»
    «Bin schon dabei.» Cox nahm einen großen Teil der Fotos, die sie neben der Tatortskizze aufgehängt hatten, wieder ab und schob sie in eine Klarsichthülle.
    Van Appeldorn stand auf und suchte ein paar Zettel zusammen. «Wir stellen kurz den Tathergang dar und legen dann den Schwerpunkt auf den Zeugenaufruf. Ich fürchte allerdings, es werden eine Menge Fragen kommen.»
    Auch Toppe schob seinen Stuhl zurück und drückte das Kreuz durch. «Die kriegen eine Stunde und keine Minute länger, und das sage ich denen gleich zu Anfang.»
     
    Astrid lehnte an der Küchenanrichte und rauchte. «Vielleicht sind wir ja morgen schon ein bisschen schlauer.»
    Toppe nickte nur abwesend und faltete die Tageszeitung zusammen. «Ich geh schlafen.»
    «Ich komme auch gleich, muss nur noch die Spülmaschine einräumen.»
    Sie merkte, dass er zögerte, aber dann ging er doch die Treppe hinauf, ohne sie noch einmal anzusehen.
    Mechanisch räumte sie die Küche auf, löschte die Lichter, ging ins Bad, zog sich aus und schminkte sich ab. Dann warf sie ihre Kleider in den Wäschekorb, streifte ein langes T-Shirt über und öffnete Toppes Zimmertür. Es war dunkel, er lag im Bett, aber sie wusste, dass er noch nicht schlief.
    Verstohlen schlüpfte sie unter die Bettdecke und strich ihm über den nackten Rücken. «Es tut mir Leid», flüsterte sie. «Tut mir Leid, dass ich dich heute Morgen so angefahren hab.»
    Er drehte sich langsam herum. «Ist schon gut.»
    «Nein, ist es gar nicht», beharrte sie und küsste ihn. «Ich war scheußlich, aber, ich weiß nicht, du hattest so einen gönnerhaften Ton, und ich …»
    Er nahm sie in die Arme. «Ist schon gut, war nicht tragisch.»
    Eine Weile kuschelte sie sich an ihn, aber dann hielt sie es nicht mehr aus. «Was ist eigentlich los, Helmut?»
    «Nichts, was soll denn los sein?»
    «Ach komm, irgendwas läuft total schief, und du redest nicht, du sprichst nicht mit mir.»
    «Blödsinn!»
    «Das ist verdammt nochmal kein Blödsinn», schrie sie und boxte ihn gegen die Brust. «Warum lässt du mich nicht

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