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Augenzeugen

Augenzeugen

Titel: Augenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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wesentlich einfacher gewesen, wenn Sie die Sache verhandelt hätten. Escher musste sich doch erst von Grund auf einarbeiten.»
    «Nun, das ist unser täglich Brot, Herr Toppe.»
     
    Jetzt im Büro grübelte er immer noch darüber nach, warum Stein so reserviert gewesen war, welcher Unterton mitgeklungen hatte, und nahm nur am Rande wahr, dass Astrid telefonierte und van Appeldorn sich mit Cox unterhielt.
    Als sein Handy läutete, schreckte er hoch.
    Es war van Gemmern, der aus der Pathologie anrief. «Wir haben die Tatwaffe. Es ist einer von den Ufersteinen, die ihr angeschleppt habt. Bonhoeffer hat mir gerade bestätigt, dass das Blut, das dran klebt, von Geldek stammt.»
    «Fingerspuren?»
    «Keine verwertbaren, das Material ist zu rau. Auch sonst nichts, was Aufschluss über den Täter geben könnte.»
    «Wäre ja wohl auch ein bisschen zu einfach gewesen», meinte Cox gelassen, nachdem Toppe berichtet hatte. «Hoffentlich kriegen wir schnell das Ergebnis der DNA-Analyse. Ich würde gern den Abgleich mit den Blutspuren von den Tatorten der letzten Jahre machen. Vielleicht haben wir da mehr Glück.»
    Van Appeldorn lachte. «Und du hättest wieder eine neue Liste.»
    «Genau», gab Cox unbeschwert zurück und sah Toppe an. «Ich weiß nicht, ob du das eben mitgekriegt hast … Ich habe den ’91er-Fall durchgesehen und mir gedacht, dass der Killer, dieser Kurt Korten, ja wohl ein erstklassiges Motiv hat, Geldek um die Ecke zu bringen. Wenn Geldek den tatsächlich gedungen hat und er dafür in den Bau gegangen ist, während Geldek selbst fröhlich in der Gegend rumläuft, muss Korten einen ganz schönen Rochus auf den haben. Aber leider, ich habe eben telefoniert, Korten sitzt noch. Der kann’s also nicht gewesen sein.»
    «Es sei denn, Korten hat jetzt seinerseits einen anderen beauftragt», meinte Astrid mit einem boshaften Lächeln.
    «Aus dem Knast?»
    «Ich könnte mir keinen besseren Ort vorstellen.»
    «Da hast du auch wieder Recht.» Cox malte eine Reihe sauberer Punkte unter Kortens Namen auf seiner Tabelle. «Bleibt im Spiel», murmelte er.
    «Wie sieht es mit Peter Verhoeven aus?», fragte Toppe in die Runde.
    «Bleibt auf alle Fälle im Spiel», antwortete van Appeldorn. «Wenn der damals den Mord wirklich mitgeplant hat, war Geldek eine ständige Bedrohung.»
    «Nach so langer Zeit?», zweifelte Astrid und zuckte dann die Achseln. «Na ja, wer weiß, was in den letzten Jahren zwischen denen so gelaufen ist …»
    «Tobias Joosten», begann Toppe, aber Astrid unterbrach ihn. «Der ist zu Hause und erwartet uns. Ich habe gerade angerufen.»
    Eine Viertelstunde später waren sie unterwegs, Toppe zu Joosten, Astrid zum Verhoevenhof, van Appeldorn zu einem weiteren Besuch bei Frau Geldek, nur Cox blieb im Präsidium für den Fall, dass sich Zeugen auf den Presseaufruf meldeten, und um den Namensabgleich zu bearbeiten.
     
    Astrid fuhr nicht direkt zum Hof der Verhoevens, sondern stattdessen mitten ins Dorf, stellte den Wagen ab und setzte sich auf eine Bank am Kriegerdenkmal. Seit dem Verhoevenfall damals war sie nicht mehr in Keeken gewesen, doch nichts schien sich verändert zu haben in der 600-Seelen-Gemeinde. Kein Mensch war zu sehen, aber sie wusste, dass man sie beobachtete, am Haus neben dem Friedhof hatten sich die Gardinen bewegt. Von irgendwo hinter der Kirche kam das hohe Kreischen einer Kreissäge, und auf dem Feld hinter der Pappelreihe zog brummend ein Traktor seine Spur.
    Für einen kurzen Moment brach die Sonne durch die Wolken, und Astrid schloss die Augen und hob ihr das Gesicht entgegen. Sie hatte Mühe, ihre aufgewühlten Gefühle unter Kontrolle zu bringen und nicht weiter über den diffusen Schmerz nachzudenken, der ihr das Durchatmen schwer machte. Aber derart dünnhäutig konnte sie keine gute Vernehmung führen. Erst recht nicht mit jemandem wie Peter Verhoeven. Wenn der Mann sich in den letzten zehn Jahren nicht völlig verändert hatte, würde das Gespräch mit ihm kein Spaziergang sein.
    Sie straffte die Schultern und machte sich auf den Weg.
     
    Der Verhoevenhof war kaum wiederzuerkennen. Heute strotzte der einstmals heruntergewirtschaftete Betrieb mit seinen nahezu baufälligen Gebäuden nur so vor Wohlstand. Astrid entdeckte ein «bioland»-Schild. Der Hoferbe, Peter Verhoevens Sohn, hatte wahrhaftig ganze Arbeit geleistet.
    Sie zögerte noch, ob sie zur Vordertür um die Ecke gehen sollte, als sie neben der sichtbar frisch verputzten Scheune einen Mann entdeckte, der

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