Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Augenzeugen

Augenzeugen

Titel: Augenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
Vom Netzwerk:
Mädchen.
    Er konnte unmöglich den ganzen Tag hier bleiben und all diese Artikel durcharbeiten, es kamen ja auch noch die aus dem überregionalen Teil dazu. Also machte er sich daran, die entsprechenden Seiten zu kopieren. Es dauerte fast zwei Stunden.
     
    Astrid kämpfte mit den Tränen. Sie hatte den Wagen geparkt, aber sie schaffte es noch nicht, auszusteigen und ins Büro hochzugehen.
    Ihr war die Aufgabe zugefallen, Joostens Frau zu benachrichtigen. Oft hatte sie so etwas noch nicht gemacht, meistens übernahm das einer von den Männern.
    Sie war mit Susanne Joosten ins Wohnzimmer gegangen, weil sie wollte, dass die Frau saß, wenn sie ihr die Schreckensnachricht überbrachte. Die fünf Kinder, die sich hinter dem Sofa versteckt hatten, hatte sie nicht bemerkt. Sie hatte ja nicht einmal gewusst, dass Joosten überhaupt Kinder hatte! Kleine Kinder, aber doch alt genug zu verstehen. Als die Mutter dann auch noch anfing, aus tiefer Kehle zu brüllen, hatten sich alle fünf weinend und schreiend auf Astrid gestürzt und mit ihren kleinen Fäusten auf sie eingeschlagen. Dann war die Oma gekommen und hatte mit sicherer Hand Ordnung in das Chaos gebracht, ohne erst zu fragen, was eigentlich passiert war.
    Astrid schob die Erinnerung beiseite und gab sich einen Ruck.
    Im Büro ging es drunter und drüber, die Presse gab keine Minute Ruhe, und van Appeldorn wusste nicht, wo ihm der Kopf stand. Tobias Joosten war kein Unbekannter. Als Geldek ihn zu seinem Finanzberater gemacht hatte, war das in Kleve in aller Munde gewesen: ein junger Kerl von fünfundzwanzig Jahren in einer solchen Position!
    Vorhin am Tatort war es zu einem ärgerlichen Zwischenfall gekommen. Viele Reporter hörten routinemäßig den Polizeifunk ab, und eine ganze Reihe von ihnen war dann auch fast gleichzeitig mit der Kripo am Eberhardhof eingetroffen und hatte sich an der Absperrung herumgedrückt. Einer allerdings, ein Fotograf, war abgebrühter gewesen als die anderen. Er hatte sich durch den Wald an den Tatort herangeschlichen, und bevor er van Appeldorn aufgefallen war, hatte er schon seine Aufnahmen von der blutigen Leiche im Kasten. Van Appeldorn war ihm noch nachgesetzt, hatte ihn aber nicht erwischt, sondern sich bei der Aktion lediglich den rechten Fuß umgeschlagen, der jetzt schmerzhaft puckerte. Er wusste, dass er nichts ausrichten würde, aber es war ihm trotzdem eine Genugtuung, dem zuständigen Chefredakteur, nachdem er ihn einmal ausfindig gemacht hatte, ordentlich den Marsch zu blasen.
    Der Leichnam war in die Pathologie gebracht worden, und Cox versuchte, Bonhoeffer zu erreichen, um einen Termin für die Sektion abzusprechen. Wie man ihm mitteilte, war der Pathologe im Krankenhaus, und Cox wurde -zigmal hin und her verbunden, hörte sich an die hundertmal an, dass seine «Leitung gehalten» würde, blieb in einer Warteschleife stecken, versuchte es noch einmal, mit demselben Ergebnis. Auch von den Pathologieassistenten war keiner aufzutreiben. Bonhoeffers Handy war abgeschaltet, und bei ihm zu Hause meldete sich nur der Anrufbeantworter.
    Astrid hatte sich still an den PC gesetzt und angefangen, ihren Bericht zu schreiben, als van Appeldorn endgültig der Kragen platzte. «Bin ich denn hier im Irrenhaus?» Kurzerhand legte er den Hörer neben das Telefon. «Wo steckt Helmut, zum Teufel nochmal?», fuhr er Astrid an.
    «Ich habe nicht die geringste Ahnung.»
    Ihr Tonfall ließ van Appeldorn stutzen, und er schaute sie prüfend an. «Du bist reichlich blass um die Nase. War’s schlimm bei Frau Joosten?»
    «Es war scheußlich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in den nächsten Tagen mit ihr reden können, dabei ist sie vermutlich die Einzige, die uns sagen kann, was Joosten bei diesem Eberhard zu suchen hatte. Ist der Arzt noch aufgetaucht?»
    «Doch, schon, aber der war nicht gerade eine Leuchte. Ist im Zweimeterabstand um Joosten rumgeturnt und hat in sein Diktiergerät gebrabbelt. Wenigstens hat er die Körpertemperatur noch genommen, aber dann war er auch schon wieder verschwunden. Van Gemmern sagt, Joosten könnte allerhöchstens zwei Stunden tot gewesen sein.» Er rieb sich nachdenklich die Nase. «Keine Frage, Joosten hat mächtig Prügel bezogen, aber ich weiß nicht, für mich sahen die Verletzungen eigentlich nicht tödlich aus.»
    «Und was ist mit der Riesenbeule auf der Stirn? Vielleicht hatte er ja eine Hirnblutung.»
    «Ich vermute, es ist euch auch schon aufgefallen, dass wir ein Problem haben», meldete sich

Weitere Kostenlose Bücher