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Augenzeugen

Augenzeugen

Titel: Augenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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geworden, dass sie im Grunde nebeneinander herlebten. «Ich konnte sein ewiges Wegtauchen nicht mehr ertragen. Eigentlich bin ich während unserer gesamten Ehe nie wirklich an ihn herangekommen, und ich wusste, dass sich das nicht ändern würde. Vielleicht war ich einfach die falsche Frau, und du hast mehr Glück.»
    Astrid presste eine Zitrone aus und spülte sich die Hände ab. Hatte sie mehr Glück? Von Anfang an hatte sie es akzeptiert, dass Helmut viel Zeit für sich selbst brauchte, und seine grüblerischen, manchmal schwermütigen Phasen hatten sogar etwas Faszinierendes gehabt. Welch ein Kontrast zu der heilen, seichten Ponyhof- und Prinzessinnenwelt, aus der sie sich endlich verabschiedet hatte! Helmut war genau der Mann gewesen, nach dem sie sich gesehnt hatte, leidenschaftlich, phantasievoll, einfühlsam, klug und nicht leicht zu berechnen, niemals langweilig. Selbst Gabi hatte ja nie aufgehört, ihn zu lieben. Als Astrid ihr das auf den Kopf zusagte, hatte sie nur mit den Schultern gezuckt, ein bisschen wehmütig, ein bisschen bitter. «Wir Frauen stehen auf diese Heathclifftypen, nicht wahr? Die tiefen, stillen Wasser, die nur wir ergründen können. Mach es besser als ich, ich bin dabei fast abgesoffen.»
    Astrid nahm die Pfeffermühle vom Bord. Warum wollte sie eigentlich mit Gabi sprechen? Die würde ihr nichts anderes sagen als vor fünf Jahren. Aber es wäre einfach tröstlich.
    Sie hielt inne und starrte auf die Mühle in ihrer Hand. Brauchte sie denn Trost?
    «Soll ich Katharina schon mal baden?», rief Helmut von oben.
    «Ja! Aber macht nicht zu lange. In einer Viertelstunde ist das Essen fertig.»

Elf
    «Wieso wirft das unsere Arbeitshypothese über den Haufen?», fragte Toppe. «Geldek ist im Affekt getötet worden, dabei bleibe ich. Der Täter muss vor Wut außer sich gewesen sein. Denkt doch nur mal an die Aussage des Holländers.»
    Van Appeldorn beobachtete seinen Chef. Heute Morgen klang seine Stimme wieder lebhaft, aber die Augen blickten genauso matt wie in den Tagen zuvor. Er war ihm fremd, dabei kannten sie sich schon so viele Jahre. Sie hatten sich sogar mal recht nahe gestanden, aber das war lange her.
    Er nickte Toppe zu. «Schon klar, der Täter verfolgt Geldek, versucht sogar, ihn vom Deich zu drängen. Es ist ihm offensichtlich egal, dass er dabei beobachtet wird. Und als Geldek ihn austrickst, gerät er noch mehr in Rage, sodass er ohne Rücksicht auf Verluste über die Kreuzung brettert. Die Frage ist nur, warum ist er hinter Geldek her?»
    «Das interessiert mich im Moment weniger», entgegnete Cox. «Was ist mit Joosten? Auch der wird, wie es aussieht, im Affekt totgeschlagen. Zweimal hintereinander eine Affekttat? Das ist doch Blödsinn!»
    «Ob er tatsächlich erschlagen worden ist, wissen wir doch noch gar nicht sicher», widersprach Astrid.
    «Aber dass die beiden Taten zusammenhängen, liegt doch auf der Hand, oder? Geldek wird erschlagen, und keine Woche später muss sein Finanzberater dran glauben.»
    «So sieht es aus», bestätigte Toppe. «Es sieht sogar auf den ersten Blick so aus, als handele es sich um denselben Täter. Andererseits kann es auch sein, dass Geldeks Tod irgendeine Dynamik ausgelöst hat, die zu Joostens Ermordung führte, die wir aber noch nicht kennen. Auch Martina Geldeks seltsames Verhalten weist darauf hin, dass der Tod ihres Mannes etwas in Gang gesetzt hat, das für sie zu einer Bedrohung wird. Es ist höchste Zeit, dass wir der Dame eine schriftliche Einladung schicken. Wenn sie nicht auftaucht, lass ich sie durch Günther vorladen. Und ich will, dass ihr Haus ab jetzt rund um die Uhr bewacht wird. Kümmerst du dich darum, Peter?»
    «Sofort! Ach übrigens, Joosten hatte noch einen zweiten Job. Erinnert ihr euch an Geldeks Stiftung für Opferhilfe? Joosten war der Geschäftsführer.»
    «Wie hast du das denn rausgekriegt?», staunte van Appeldorn.
    Cox lächelte. «Ich habe mich gestern Abend noch einmal an die Papiere gesetzt.»
    Toppe schaute van Appeldorn an. «Kannte dieser Eberhard Geldek eigentlich?», fragte er langsam.
    «Er behauptet, nein», antwortete van Appeldorn, «jedenfalls nicht näher.»
    «Hat er ein Alibi für Mittwoch?»
    «Das will ich heute abklären. Aber erst nachmittags, dann kann ich gleich auch seine Frau und die Tochter befragen und mir deren Auto angucken.»
    «Und ich wollte mit Susanne Joosten sprechen», sagte Astrid. «Vielleicht hat sie sich ein bisschen bekrabbelt und kann mir sagen, was ihr Mann auf dem

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