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Augenzeugen

Augenzeugen

Titel: Augenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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leichter.»
    Der Mann guckte verständnislos.
    «Wir müssen ein Protokoll aufnehmen», erklärte van Appeldorn.
    Eberhard nahm sie mit ins Haus und blieb einen Augenblick unschlüssig im dunklen Flur stehen, in dem es nach ungelüfteten Betten roch. Dann stieß er die Tür zur Linken auf. «Wir setzen uns wohl am besten an den Küchentisch.» Verlegen schob er das benutzte Frühstücksgeschirr zur Seite, holte einen fettigen Spüllappen und wischte auf der Tischplatte herum. «Ich bin noch nicht dazu gekommen …»
    Die Küchenschränke, mit billigem Kunststoff furniert, hatten schon bessere Tage gesehen, der Herd war braun verkrustet, die Fensterscheiben blind. Auch der beigefarbene Fliesenboden war schon länger nicht mehr mit Putzmitteln in Berührung gekommen. Es gab zwei Stahlrohrstühle mit orangefarbenen Plastiksitzen und eine Eckbank, auf der ein Käfig mit einem fetten Meerschweinchen stand, das einen beißenden Geruch verströmte. Von der Decke baumelten mehrere Fliegenfänger mit dickem bräunlich gelbem Leim und reicher Beute, dennoch war die angestoßene Keramiklampe über dem Tisch voller Fliegendreck.
    Astrid setzte sich vorsichtig auf die Stuhlkante und nahm die Personalien auf: Knut Eberhard, 53 Jahre, von Beruf Landwirt.
    «Wir gehen einfach noch einmal alles durch», meinte van Appeldorn. «Also, um wie viel Uhr haben Sie den Toten gefunden?»
    «Muss so um halb neun gewesen sein. Ich bin, wie gesagt, raus, weil die Schafe ihr Wasser brauchten, und wie ich um die Ecke komm, seh ich auf der hinteren Weide so ein Bündel liegen. Ich wusste erst gar nicht, was das war.» Er verschränkte die Hände und sah zu Boden. «Ja, und dann war das der Tobias …»
    «Ach, Sie kannten Joosten? Das haben Sie vorhin gar nicht erwähnt.»
    «Hab ich nicht?» Eberhard wischte sich über die Stirn. «Doch, den kenn ich, jedenfalls früher. Das ist der Sohn von unseren Nachbarn drüben am Ende vom Maisfeld. Wohnt aber schon lang nicht mehr zu Hause.»
    «Und was wollte Joosten hier bei Ihnen?»
    «Das wüsst ich auch gern!»
    «Sie haben gesagt, Sie hätten nichts Ungewöhnliches bemerkt heute Morgen. Jetzt denken Sie noch einmal in aller Ruhe nach, vielleicht haben Sie ja zumindest etwas gehört. Manchmal fällt einem so was erst später wieder ein.»
    Der Bauer legte den Kopf schief und stierte ins Leere. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten. Eine Schmeißfliege surrte träge herum und stieß immer wieder gegen die Fensterscheibe über der Spüle. Schließlich richtete Eberhard seinen Blick wieder auf van Appeldorn. «Nein, gehört hab ich auch nichts.»
    «Waren Sie allein im Haus?»
    «Ja.»
    «Wer lebt außer Ihnen noch hier?»
    Knut Eberhard war verheiratet und hatte drei Söhne und zwei Töchter, aber nur die Jüngste wohnte noch daheim. Sie war Zahnarzthelferin in Kalkar und um halb acht zur Praxis gefahren. Eberhards Frau arbeitete als Krankenschwester im St.-Antonius-Hospital, hatte in dieser Woche Frühschicht und das Haus schon um Viertel vor sechs verlassen. Der Bauer versorgte den Hof allein, eine Milchkuh, zwei Mastschweine, zwölf Rinder, die Schafe, die Gänse und ein paar Hühner. Bis auf die beiden Weiden und ein Stück Wald hatte Eberhard sein Land verpachtet.
    «Und von der Pacht können Sie leben?»
    «Nee», meinte der Mann düster, «wir sind schon auf das Gehalt meiner Frau angewiesen.» Er schaute Astrid an. «Ich war einzigster Sohn und musste den Hof übernehmen, ging ja nicht anders. Aber da war schon nicht mehr viel damit los, und ich hatte immerhin fünf Mäuler zu stopfen. Und als dann so nach und nach alles kaputtging … Haben Sie eine Ahnung, was neue Maschinen kosten? Ich musste verpachten, mir blieb gar nichts anderes übrig.»
     
    Toppe staunte über die Flut der Zeitungsartikel, die damals erschienen war. Natürlich hatte eine Kindesentführung in dieser kleinen Stadt tagelang die erste Seite des Lokalteils beherrscht, aber auch Wochen später war sie noch der Aufmacher gewesen. Nur hatte sich der Ton deutlich geändert und wollte so gar nicht zum Stil des normalerweise seriösen Blattes passen. Urheber war anscheinend ein Reporter, den Toppe kannte und der ihm immer schon schmierig vorgekommen war. Offenbar hatte der in Eschers Vergangenheit herumgestochert und war dabei auf eine Goldader gestoßen, die er gründlich ausgebeutet hatte.
    Toppe rümpfte die Nase: Klever Staatsanwalt unter schlimmem Verdacht. Exfrau bei der Scheidung: Ich hatte Angst um meine kleinen

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