Augenzeugen
Cox zu Wort. «Wenn wir davon ausgehen, dass die beiden Morde im Zusammenhang stehen – und danach sieht’s ja wohl aus –, fällt unsere schöne Theorie mit dem Totschlag im Affekt ins Wasser.»
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment kehrte Toppe zurück und legte einen dicken Packen Fotokopien auf seinen Schreibtisch. Astrid warf einen Blick auf das oberste Blatt. «Im Pressearchiv warst du also! Dieser Artikel hier ist von ’97. Was soll das?»
«Es geht um Escher.»
Norbert van Appeldorn schob mit einer heftigen Bewegung seinen Stuhl zurück und kam auf die Füße. «Würdest du bitte einen Augenblick mit mir nach nebenan kommen?» Er war weiß im Gesicht.
Toppe folgte ihm ins Vernehmungszimmer. «Ich weiß, was du sagen willst.»
«Gar nichts weißt du!» Van Appeldorn schäumte vor Wut. «Die ganze Zeit kochst du schon auf halber Flamme, aber das, was du dir heute geleistet hast, ist wirklich die Krönung! Wir wissen nicht, wo uns der Kopf steht. Wir haben einen neuen Mord, der unsere ganze schöne Konstruktion über den Haufen wirft, und du lässt uns hängen und jagst irgendeiner spinnerten Idee hinterher!»
Toppes Gesicht blieb ausdruckslos.
«Kannst du dir vorstellen, was hier los ist, wer uns alles die Bude einrennt, he? Mensch, Helmut, du bist nicht nur der Chef hier, du bist im Moment auch noch Meinhards offizieller Stellvertreter. Alle Welt will dich sprechen, und du bist wie vom Erdboden verschwunden! Wir stehen hier wie der Ochs vorm Berg, müssen wieder ganz von vorne anfangen, und du seilst dich ab!»
Toppe nickte müde und ging zur Tür. «Teilt mich einfach ein.»
«Was?» Van Appeldorn blieb der Mund offen stehen.
Van Gemmern hatte die ersten Fotos vom Tatort gebracht. «Ich habe kaum was Brauchbares bis jetzt», meinte er. «Mit Schuhspuren sieht es wegen der Brombeeren und dem ganzen Laub schlecht aus. Einen deutlichen Abdruck von Joostens linker Schuhsohle habe ich gefunden, aber das ist es auch. Ansonsten nur, wie auf der ganzen Weide, Hufabdrücke von Schafen und Rindern.»
«Und am Waldrand?», fragte Astrid.
«Auch nichts, es gibt keinen Weg dort, der ganze Boden ist mit trockenen Kiefernnadeln bedeckt, dichtes Unterholz, keine abgebrochenen Zweige, nichts niedergetrampelt, außer dort, wo du hinter dem Fotografen hergetobt bist.» Er schaute tadelnd zu van Appeldorn hinüber, der sofort wieder seinen geschwollenen Knöchel spürte.
«Wann ist die Obduktion?», fragte Toppe.
Cox zuckte die Achseln. «Ich habe Bonhoeffer noch nicht erreichen können.»
«Vielleicht versuchst du es gleich nochmal, Helmut», sagte van Appeldorn. «Ich finde, du solltest auch an der Sektion teilnehmen. Bei Geldek warst du schließlich auch dabei. Möglicherweise entdeckt ihr ja Parallelen. Aber erst mal sollten wir zusammentragen, was wir bis jetzt haben.»
Toppe reagierte nicht auf den Samt in van Appeldorns Stimme, sondern ging zum Fenster und schaute hinaus. «Wie ist Joosten eigentlich zum Hof gekommen?», fragte er. «Ich habe nirgendwo ein Auto gesehen.»
«Er hatte seinen BMW vor dem Haus seiner Eltern abgestellt, am Anfang vom Feldweg», antwortete van Appeldorn. «Ich nehme an, er wollte sich die Mühle auf diesem Schlammpfad nicht dreckig machen.»
«Stimmt!» Toppe drehte sich vom Fenster weg. «Er muss zu Fuß gegangen sein, seine Schuhe waren sehr schmutzig. Habt ihr mit den Eltern gesprochen?»
«Heute früh waren sie nicht zu Hause, sie arbeiten beide.»
«Dann kann Joosten also zu ihnen nicht gewollt haben.»
«Nein, ich habe vorhin seine Mutter erreicht. Sie ist Verkäuferin in einer Drogerie und arbeitet jeden Morgen, genau wie ihr Mann.»
«Konnte die dir sagen, was Joosten bei Eberhard wollte?»
Van Appeldorn schnalzte missbilligend. «Die konnte mir gar nichts sagen, wie du dir vielleicht vorstellen kannst. Joosten war übrigens ihr einziges Kind.»
Toppe nickte. «Fährt dieser Eberhard eigentlich einen roten Kleinwagen?»
«War nur so eine Idee», meinte er, als alle ihn verdattert anschauten, und setzte sich wieder. «Mir ist nur aufgefallen, wie groß der Mann ist. Über eins neunzig, schätze ich, und ziemlich kräftig erschien er mir auch. Ist er Rechtshänder?»
«Er hat jedenfalls mit rechts unterschrieben», sagte Astrid. «Da stand kein Auto, aber das muss nichts heißen. Eberhards Frau und seine Tochter waren beide zur Arbeit gefahren, wie er es ausdrückte.»
Früher hatten sie gern ausgiebig zusammen gebadet, aber seit Ullis
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