Augenzeugen
habe ich mir sagen lassen.»
Danach hatte Geldek, beziehungsweise seine Frau, 4800 qm Grund für private Zwecke vom Flurstück abgetrennt, die restlichen 10 000 qm waren bei der GmbH verblieben. «Der Preis für das 4800 qm große Grundstück ist übrigens nie gezahlt worden. Das hat die GmbH der Frau Geldek großzügig erlassen. Auf dieses Grundstück, und das finde ich besonders fein, hat das Ehepaar Geldek sich eine neue Villa hingesetzt, einen Riesenkasten.»
Durch den Bau der Straße war der Wert der beiden Grundstücke auf 250 Mark pro Quadratmeter gestiegen. «Hast du mitgerechnet, Norbert?»
«Ja, ja», murmelte van Appeldorn einigermaßen erschlagen. «Macht insgesamt 3,7 Millionen, 2,5 für das GmbH-Grundstück und 1,2 für das private.»
«Genau! Und jetzt kommt das Allerbeste.»
Geldeks hatten ihre GmbH in eine Stiftung eingebracht, in die Stiftung für die Opfer von Gewalttaten, und die Caritas als Träger und Betreiber dafür gewinnen können. Die Stadt Kleve hatte daraufhin die Bürgschaft für den Bau des Heimes übernommen, eine ausreichende Fläche als Baugelände ausgewiesen und einer Geldek’schen Baufirma den Bauauftrag erteilt. Als Bonbon, gewissermaßen als Dank für die großzügige Spende von 2,5 Millionen in Form der Stiftung, hatte die Stadt gleichzeitig die Baugenehmigung für Geldeks Einfamilienhaus auf dem Nachbargrundstück ausgestellt. Beide Gebäude waren gleichzeitig geplant worden, und so weit Cox hatte heraushören können, war das Privathaus vorwiegend aus Materialien des Opferheimes errichtet worden.
«Wenn wir mal alles zusammenfassen, hat Geldek also ein Grundstück im Wert von 1,2 Millionen kostenlos von der Stadt erschlossen gekriegt. Seine Villa ist fast geschenkt gewesen, weil er das Baumaterial dafür vom Opferheim abgezweigt hat. Dazu kommen noch die satten Gewinne von den Bauaufträgen für die Straße und das Heimgebäude. Und natürlich sollte man auch nicht vergessen, dass Geldeks Ansehen bei der Stadt Kleve erheblich gestiegen ist, weil er ja das Grundstück im Wert von 2,5 Millionen so selbstlos gespendet hat. Also hat er alles in allem ein verdammt gutes Geschäft gemacht.»
Die anderen hatten Mühe, die ganze Geschichte zu verdauen.
Cox schob seine Blätter zusammen. «Ich war eben noch bei Günther, deshalb bin ich auch so spät dran. Das Dumme ist, dass man Geldek für diese ganze Schweinerei nicht belangen kann. Was aber nichts daran ändert, das Knut Eberhard mit Sicherheit eine Mordswut auf Geldek gehabt hat. Und auch auf Tobias Joosten. Ich glaube nämlich, dass es Joosten war, der Geldek den Tipp mit den Grundstücken gegeben hat. Die Reichswalder haben mir erzählt, jeder im Dorf – auch Joostens Eltern – hätte gewusst, dass Eberhard bei der Stadt beantragt hatte, die Waldgrundstücke in Bauland umzuwandeln. Dann hätte er sie nämlich selbst teuer verkaufen können. Aber er ist beim Bauamt wohl auf taube Ohren gestoßen.»
Cox ließ sich auf seinen Stuhl fallen. «Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber für mich ist das perfekt. In unseren beiden Fällen ist Rache das Motiv.»
Es passte alles zusammen. Als Eberhard herausgefunden hatte, in welchem Maß er von Geldek über den Tisch gezogen worden war, hatte er rot gesehen. Außer sich vor Wut war er auf Geldek losgegangen. Mit der gleichen Rage hatte er auf Joosten eingeprügelt. Eberhard hatte die richtige Größe und Statur, er fuhr einen roten Kleinwagen, und er hatte für beide Tatzeiten kein überzeugendes Alibi.
«Ich denke, die Verdachtsmomente dürften ausreichen», wandte sich van Appeldorn an Toppe. «Besorgst du den Haftbefehl?»
«Nein, mach du das. Und besorge auch gleich eine richterliche Anweisung für eine Speichelprobe, damit der DNA-Abgleich gemacht werden kann. Wenn ihr Eberhard einkassiert habt, bringt ihr ihn erst mal in die Pathologie. Ich telefoniere in der Zwischenzeit mit Arend. Der soll den Amtszahnarzt kommen lassen. Die beiden können gleich einen Gebissabdruck nehmen und ihn mit den Bissmarken an Geldeks Hand vergleichen. Ich werde mich auch darum kümmern, dass das Auto eingeschleppt wird und bestelle die beiden Zeugen ein.»
«Du könntest auch schon mal eine Presseerklärung vorbereiten. Dann lassen diese Geier uns vielleicht eine Weile in Ruhe», schlug Cox vor. «Üblicher Tenor, du weißt schon: erste Verhaftung im Mordfall Geldek. Und als Sahneschnittchen vielleicht, dass es einen Zusammenhang zwischen den beiden Morden gibt.»
«Zu früh.
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