Augenzeugen
fast schon beklemmender Schönheit – warm und erfüllt vom schweren Duft feuchter Erde, der Himmel tintenblau und die Luft so klar, dass man das Gefühl hatte, sich darin spiegeln zu können.
Aber Toppe, Astrid und van Appeldorn nahmen nichts davon wahr. Sie standen vor den Fotos, die Toppe aus der Pathologie mitgebracht hatte, und fragten sich, mit welcher Waffe man Joosten wohl so misshandelt hatte.
«Es könnte die Rückseite einer Sichel sein.»
«Nein, die ist schmaler und eckiger.»
«Vielleicht eine Spazierstockkrücke oder eine Sessellehne?»
«Die sind weniger gebogen, oder?»
Astrid raufte sich die Haare. «Wie sollen wir eine Tatwaffe finden, wenn wir überhaupt keine Ahnung haben, wonach wir überhaupt suchen?»
«Es wird uns wohl trotzdem nichts anderes übrig bleiben», antwortete Toppe.
«Hast du dich mal mit Sinn und Verstand auf dem Hof umgeguckt?», gab van Appeldorn zurück. «Du hast doch wohl auch gesehen, wie viel Gerümpel da rumliegt».
«Eine ungefähre Vorstellung von der Waffe haben wir doch», meinte Toppe. «Und müsste Blut dran kleben.»
«Ganz doof war der Täter ja nicht», sagte Astrid, «sonst hätte er die Waffe am Tatort zurückgelassen. Also wird er wohl auch das Blut abgewischt haben. Van Gemmern steinigt uns, wenn wir ihm bergeweise Zeug ins Labor schleppen, damit er es mit Luminol einsprüht. Wo steckt eigentlich Peter schon wieder?»
Toppe hob die Schultern. «Ich weiß es nicht, er hat sich nicht gemeldet.»
Mittlerweile war es zwanzig nach elf geworden, aber keine Spur von Martina Geldek.
«Sie hat unsere Vorladung bekommen», berichtete van Appeldorn. «Ich habe mit Look gesprochen, der die Nachtwache vor dem Anwesen hatte. Die Geldek hat um kurz nach Mitternacht ihren Briefkasten am Tor geleert. Ich rufe die Kollegen mal an.»
Das Gespräch dauerte nur eine Minute. «Sie ist zu Hause. Vor einer Viertelstunde ist ein Lieferwagen von einem Supermarkt da gewesen, und sie hat die Haustür geöffnet und zwei Kartons in Empfang genommen.»
Es blieb still. Van Appeldorn schaute Toppe abwartend an.
«Fein», sagte der schließlich und verstaute Zigaretten und Feuerzeug in seiner Jacke. «Dann fahre ich jetzt wohl am besten zu Günther und sorge für eine richterliche Vorladung. Wenn die Dame dann immer noch denkt, sie könnte mit uns Katz und Maus spielen, haben wir wenigstens eine Handhabe, sie aus ihrer Bude rauszuholen. Fahrt ihr ruhig schon zu Eberhard, ich komme nach.»
Aber Cox verhinderte den allgemeinen Aufbruch.
«Ihr setzt euch besser hin», sagte er und breitete Papiere auf seinem Schreibtisch aus. «Ich habe hier nämlich einen echten Knüller, wie es scheint.»
Eugen Geldek hatte dem Bauern Eberhard nicht nur ein, sondern zwei nebeneinander liegende Grundstücke abgekauft, eines 4800 qm, das andere rund 11 000 qm groß. Die Grundstücke konnten zum Zeitpunkt des Kaufes ausschließlich forstwirtschaftlich genutzt werden und waren nur durch einen Fußweg zu erreichen, deshalb war ihr Verkehrswert verhältnismäßig gering gewesen.
Für beide Parzellen zusammen hatte Geldek 25 000 Mark bezahlt. Offizieller Käufer war allerdings nicht Geldek selbst, sondern eine GmbH, die zum Zeitpunkt des Kaufes noch in Gründung und deren alleinige Gesellschafterin Martina Geldek war.
Die beiden Grundstücke wurden als Sacheinlage zum Stammkapital der GmbH.
Ein am Rand liegender kleiner Teil der Grundstücke – und das hatte Geldek anscheinend gewusst – war im Flächennutzungsplan der Stadt bereits als Verkehrsfläche ausgewiesen gewesen, und diese rund 1000 qm hatte die GmbH dann für 45 Mark pro qm an die Stadt verkauft, damit dort eine Straße gebaut werden konnte.
«Moment, warte mal», rief van Appeldorn und sah von seinem Zettel auf. «Ich habe mal mitgerechnet. Geldek hat Eberhard für an die 16 000 qm Land 25 000 Mark bezahlt. Das heißt rund eine Mark sechzig pro Quadratmeter. Und jetzt kassiert Geldek von der Stadt 45 000 Mark für bloß 1000 Quadratmeter? Das ist doch ein Witz, oder?»
Cox drehte die Handflächen nach oben. «Das ist der normale Preis für eine ausgewiesene Verkehrsfläche.»
«Und ein satter Gewinn von über 20 000 Schleifen!»
«Stimmt, aber das sind nur Peanuts, wie ihr gleich sehen werdet», antwortete Cox. «Es kommt noch viel besser. Zunächst einmal hat die Stadt den Bauauftrag für die Straße an eine von Martina Geldeks Baufirmen vergeben, und daran hat die schon mal nicht schlecht verdient,
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