Augenzeugen
Kinder?»
«Fünf Stück!»
«Oh weh, aber wenn seine Eltern noch leben, hört sich das schon mal ganz gut an. Es gibt nämlich auch eine sporadische Form dieses Syndroms. Ich bin auf alle Fälle verpflichtet, eine Familienanamnese zu machen. Kommst du mit auf ein Glas in meine Kemenate?»
Er goss ihnen Calvados ein, reichte Toppe ein Glas und trank einen großen Schluck. «Wie geht’s Astrid und der Lütten?»
«Gut, gut.»
«Tatsächlich?» Bonhoeffer sah ihn besorgt an. «Du gefällst mir nicht, Helmut.»
«Wieso?» Toppe lachte auf. «Ich bin wie immer.»
«Das bist du nicht!»
Toppe zuckte zusammen, Arend wurde nie laut.
«Wir kennen uns seit über dreißig Jahren, und ich werde doch wohl sehen, wenn du dabei bist, den Bach runterzugehen. Ja, ja, ich weiß.» Er ignorierte Toppes Protest. «Ich hab mich nie in dein Leben eingemischt und du dich nicht in meins, und wir beide verabscheuen Stammtischweisheiten. Aber ich werde nicht kommentarlos zugucken, wie du dich schon wieder unglücklich machst, diesmal nicht.»
«Ich habe wirklich keine Ahnung, wovon du sprichst.»
«Red doch kein Blech, du weißt sehr gut, wovon ich spreche! Willst du ewig alle vor den Kopf stoßen, denen du am Herzen liegst? Dann wundere dich nicht, wenn du irgendwann mal ganz allein dastehst. Und ich habe so das Gefühl, das kann nicht mehr lange dauern.»
«Ich wundere mich nicht.»
Bonhoeffer wurde leiser, aber er hörte nicht auf. «Nein, du wunderst dich nicht. Du gehst ja schließlich davon aus, dass du allein bist, nicht wahr? Und du hast ja deine großartige Arbeit, bei der du großartige Erfolge hast. Meinen herzlichen Glückwunsch! Aber sei doch einmal ehrlich: Geht es dir gut?» Wieder wischte er Toppes Antwort beiseite. «Es geht dir hundsmiserabel! Du tust zwar gern so, aber du hast nie wie ein Eremit gelebt, Helmut, weil du das nämlich gar nicht kannst. Mit Gabi hast du’s verbockt, und jetzt machst du denselben Mist schon wieder. Ist dir eigentlich noch nie aufgefallen, wie egozentrisch du bist?»
Toppe stellte sein unberührtes Glas ab und ging zur Tür, weiß im Gesicht.
«Helmut?»
Er blieb stehen, aber er drehte sich nicht um.
«Du machst einen großen Fehler. Die meisten von uns haben irgendwann eine schlimme Zeit gehabt, aber wir lassen es nicht zu, dass sie unser ganzes weiteres Leben bestimmt.»
Toppe ging.
Sie hätten längst Feierabend machen können, wenn Cox nicht von unterwegs Bescheid gegeben hätte, sie mögen bitte auf ihn warten. Als er endlich kam, war er ernst und offensichtlich aufgeregt, denn er ließ Aktentasche und Mantel einfach auf einen Stuhl fallen und ging sofort zu seinem Diagramm von Geldeks Imperium.
«Ich glaube, ich habe etwas entdeckt. Es geht um sein Prestigeobjekt hier, um die Stiftung für die Opfer von Gewalttaten . Geldek hat dafür ein funkelnagelneues Gebäude hingesetzt. Da komme ich gerade her. Es steht in Reichswalde, gar nicht weit weg vom Eberhardshof. Von dort aus kann man es allerdings nicht sehen, weil ein Waldstück dazwischen ist. Man kommt auch nur von der Grunewaldstraße aus hin. Das Haus liegt am Ende einer ganz neuen kleinen Straße auf einem wunderschönen, großen Grundstück. Und wisst ihr, von wem Geldek das Grundstück gekauft hat? Von Knut Eberhard!»
«Guck mal einer an», meinte Astrid. «Uns hat Eberhard erzählt, er hätte Geldek nicht näher gekannt.»
«Das muss nicht mal gelogen sein», antwortete Cox. «Offiziell ist das Geschäft in Martina Geldeks Namen gelaufen. Auf alle Fälle hat Geldek das Grundstück damals für ein paar lächerliche Pfennige kaufen können, weil es nicht als Bauland ausgewiesen war, sondern nur forstwirtschaftlich genutzt werden konnte. Und eine Straße gab es auch noch nicht.»
«Und weiter?», drängte van Appeldorn.
«Ich weiß noch nichts Genaues, aber da scheint mir eine ziemliche Schweinerei gelaufen zu sein. Ich treffe mich gleich auf ein Bier mit einem jungen Typen vom Bauamt, der wohl ganz in Ordnung ist. Dann erfahre ich mehr.»
«Seit wann treibst du dich in Kneipen rum?», flachste van Appeldorn.
«Och, das wird langsam schon zur Gewohnheit. Gestern war ich in der Dorfkneipe in Reichswalde. War auch ganz interessant.»
Astrid duschte.
Mit fliegenden Händen zog er sich aus, trat hinter sie, umfasste ihre Brüste und presste seinen Unterleib gegen ihren Po.
Astrid schrie auf. «Spinnst du? Du hast mich zu Tode erschreckt!» Sie drehte sich in seinen Armen, das Wasser lief ihr übers
Weitere Kostenlose Bücher