Augenzeugen
Erst müssen wir Eberhard hier haben.»
Cox und van Appeldorn machten sich auf den Weg zu Günther, und auch Astrid nahm ihre Autoschlüssel. «Ich muss noch kurz was abholen, und dann fahre ich auch nach Reichswalde. Kann sein, dass Eberhard eine Generalbeichte ablegt und uns die Tatwaffe gleich in die Hand drückt. Aber wenn nicht, wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als sie zu suchen.»
Die Gespräche mit den beiden Zeugen waren schnell erledigt, der Anruf bei Bonhoeffer fiel Toppe schon schwerer, aber die größten Probleme hatte er mit dem vierten Telefonat.
Knut Eberhard stritt beide Taten ab. Obwohl van Appeldorn, der normalerweise mit seinem Vernehmungsstil sehr erfolgreich war, sämtliche Register zog, bekam er nicht viel mehr zu hören als: «Damit habe ich nichts zu tun.» Und als die Sprache auf den Verkauf der beiden Waldgrundstücke kam, kniff Eberhard verstockt die Lippen zusammen und fiel in beharrliches Schweigen.
Schließlich verließ van Appeldorn das Vernehmungszimmer und baute sich vor Toppes Schreibtisch auf. «Übernimm du ihn», blaffte er. «Mit so tumbem Säcken komm ich nicht klar. Du kriegst solche Typen leichter geknackt.»
Aber Toppe winkte ab. «Ich muss zur Pressekonferenz. Lass ihn schmoren. Eine Nacht in der Zelle wird ihn weich kochen.»
«Woher willst du das wissen? Du hast noch kein Wort mit ihm gewechselt!»
«Ich habe ihn gesehen. Wann wollte Arend sich wegen der Bissmarken melden?»
«Morgen Vormittag.»
«Prima! Eberhards Auto steht unten in der Garage, die Zeugen kommen um neun. Dann wissen wir mehr.»
Fürs Abendbrot hatte Astrid den Tisch auf der Terrasse gedeckt. Sie saßen entspannt beieinander, überlegten, welche Sträucher sie in ihrem neuen Gärtchen anpflanzen sollten, ob sie ein Staudenbeet wollten oder vielleicht doch lieber einen Baum, eine Linde oder einen Ahorn. Sie beobachteten ihre Tochter, die stillvergnügt zwei Spatzen mit Brotkrümeln fütterte. Schließlich nahm Astrid Katharina auf den Arm und ging mit ihr ins Haus. «Möchtest du heute Sesamstraße gucken?»
Als sie zurückkam, wedelte sie mit zwei Eintrittskarten. «Rate mal, was ich hier habe!»
Toppe lachte. «Nicht die leiseste Ahnung.»
«Zwei Karten für Mathias Richling am Freitag! Und einen Babysitter habe ich auch. Nein, warte! Du brauchst nicht so zu gucken. Es sind nicht meine Eltern!»
«Tut mir Leid.» Toppe räusperte sich. «Ich kann nicht. Ich habe heute Escher angerufen. Am Freitag fahre ich nach Büderich, um mit dem Mann zu reden. Aber weißt du was? Nimm doch Ulli mit, die freut sich bestimmt.»
Astrid starrte ihn einen Moment lang an, dann riss sie die Karten zweimal durch und ließ die Schnipsel auf Toppes Teller rieseln. «Aber heute hast du nichts vor? Gut, dann kümmere dich um deine Tochter. Ich gehe reiten! Das wolltest du doch so, oder?»
Astrid trat an Hectors Box heran. «Na, mein Schöner. Ja, komm her, lass dich anschauen.» Sie sprach sanft, aber der Wallach warf mit aufgerissen Augen den Kopf zurück und fing an zu tänzeln.
«Ein temperamentvoller Bursche, was?»
Astrid machte einen Satz. «Clemens! Meine Güte, haben Sie mich erschreckt! Ich hab Sie gar nicht kommen hören.»
Böhmer reagierte nicht darauf, er tätschelte Hector den Hals. «Ist übernervös, der Junge. Wenn man bei dem nicht die Ruhe selbst ist, geht man leicht baden.»
Er warf Astrid einen prüfenden Blick zu. Als er sich nach einem Heuballen bückte, streifte er mit dem Ellbogen ihre Brust.
«Super!», schallte es vom Stalltor her – Mareike in einem rosafarbenen Overall, die blonde Lockenpracht auf dem Kopf zu einem plustrigen Etwas zusammengebunden. «Du hast dich also endlich durchgerungen! Hector ist ein Goldstück, du wirst ihn lieben. Darauf müssen wir anstoßen. Los, komm!» Sie schob Böhmer beiseite. «Ach, hallo, Clemens …» Dann fasste sie Astrid bei der Hand und zog sie mit. «Ich habe zufällig eine Flasche Kribbelwasser dabei.» Aus einer Kühltasche, die auf dem Beifahrersitz ihres Cabrios stand, holte sie eine Flasche Champagner und zwei Gläser.
Astrid musste lachen. «Allzeit bereit! Bist du unter die Pfadfinder gegangen?»
«Ich kann mich bremsen. Nein, eigentlich hab ich ein Date.» Mareike kicherte. «Der Glückliche weiß nur noch nichts davon. Manchen Kerlen muss man ein bisschen auf die Sprünge helfen, und da ist so ein Fläschchen ganz hilfreich.» Sie zog den Reißverschluss ihres Overalls noch ein Stück herunter und gab
Weitere Kostenlose Bücher