Augenzeugen
Kerzenlicht gesehen und trat auf die Terrasse. «Bin wieder da.»
«War’s schön?»
«Ich stinke nach Pferd», meinte sie brüsk und ging ins Haus zurück.
Toppe sprang auf. «Astrid, warte!» Das Weinglas kippte um und zerbrach.
Er hielt sie an den Armen fest. «Es tut mir Leid», flüsterte er und presste seine Stirn gegen ihren Nacken. «Ich bin ein Egoist.»
Sie seufzte und drehte sich um. «Du kannst es wieder gutmachen. Am Wochenende ist Kinderfest auf dem Reiterhof, mit Kasperletheater, Zauberer und allem Drum und Dran.»
«Na, das ist doch Klasse», antwortete er. «Ich bin dabei, und zwar Samstag und Sonntag, versprochen.»
Sie seufzte wieder. «Ich nehme dich beim Wort. Und jetzt geh ich schlafen.»
«Ich räum nur schnell die Sachen rein, dann komme ich nach.»
«Helmut, mir tut jeder einzelne Muskel im Leib weh …»
«Ist schon gut.» Er holte Handfeger und Kehrblech.
Die Soko Alina hatte damals etliche Fälle ausgegraben, die Escher bearbeitet hatte, immer auf der Suche nach einem Menschen, der Escher hasste, der Rache üben wollte. Man hatte sorgfältig recherchiert, jeden Einzelnen, der infrage kam, überprüft. All das musste er eigentlich noch durcharbeiten, bevor er am Freitag nach Büderich fuhr.
Dreizehn
Aber dazu kam Toppe erst einmal nicht.
Van Appeldorn hatte auf stur geschaltet, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als selbst mit Knut Eberhard zu sprechen. Vorher allerdings musste Eberhard aus dem Polizeigewahrsam ins Gefängnis an der Krohnestraße gebracht werden, damit der zuständige Richter ihn ausantworten konnte. Glücklicherweise hatte Knickrehm heute Dienst, und die Vernehmung war unkompliziert und kurz gewesen.
«Wollen Sie sich kurz frisch machen?»
Eberhard roch säuerlich, und in seinen Mundwinkeln hatten sich braune Bröckchen gesammelt.
«Ihre Frau hat Ihnen Waschzeug gebracht.»
«Ich hab’s gehört.» Was nicht weiter verwunderlich war, denn Frau Eberhard hatte die ganze Etage zusammengekeift. Jetzt war sie unterwegs, um einen Anwalt aufzutreiben.
«Ich brauche nichts. Ich will bloß raus hier.» Eberhard rubbelte sich mit dem Finger über die Zähne, roch daran und leckte ihn ab. «Ich hab keine Sekunde geschlafen.»
«Viel besser geht es mir auch nicht.» Toppe überwand sich und hielt Eberhard seine Hand hin. «Wir haben zwar schon eine Reise hinter uns, aber ich glaube, ich habe mich noch gar nicht richtig mit Ihnen bekannt gemacht. Toppe! Ich leite die Abteilung hier.»
Eberhard reichte ihm seine Rechte. «Gott sei’s gedankt! Dann haben Sie bestimmt mehr Ahnung. Ich schwöre beim Allmächtigen, ich habe niemanden umgebracht. In meinem ganzen Leben hab ich noch nie einem Menschen ein Haar gekrümmt. Und jetzt sitze ich hier in Untersuchungshaft, wenn ich alles richtig verstanden habe. Das kann doch nicht wahr sein! Ich hab doch nichts getan. Warum halten Sie mich fest?»
«Lassen Sie uns über etwas anderes sprechen. Wann haben Sie Ihre Grundstücke an Geldek verkauft?»
Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. «Im Juli waren es zwei Jahre.»
«Haben Sie mit Geldek selbst verhandelt?»
«Mit dem König von Kleve? Das meinen Sie doch nicht ernst! Den hab ich ein paar Mal von weitem gesehen, mehr nicht. Den Vertrag habe ich mit Joosten gemacht, mit diesem Judas!»
«Joosten hat Sie verraten?»
«Wie würden Sie das denn nennen? Es kann nur Joosten gewesen sein, der Geldek von meinen Grundstücken erzählt hat. Die zwei wussten genau, was das Land wert war, aber mich haben die eiskalt über den Tisch gezogen.»
«Und warum haben Sie uns das nicht erzählt?»
Eberhard porkelte an seinem Mundwinkel herum. «Weil ich Schiss hatte, ihr buchtet mich ein. Habt ihr ja auch!» Er klang weinerlich.
«Rauchen Sie?» Toppe hielt ihm seine Zigarettenschachtel hin.
Aber Eberhard schüttelte den Kopf. «Ich rauch bloß Zigarren, manchmal.»
Toppe steckte die Schachtel wieder ein. «Rechtlich gesehen hat Geldek Sie nicht betrogen. Er hat Ihnen einfach nur nicht alles erzählt.»
Eberhard schnaubte. «Ich nenne so was Betrug! Und von der Stadt wollen wir gar nicht erst reden! Sie können sich nicht vorstellen, wie oft ich beim Bauamt auf der Matte gestanden habe, damit die mir das Waldstück zum Bauland machen. Aber bei unsereinem läuft da nichts. Da muss ein Bonze wie Geldek kommen, dann ist alles kein Problem mehr. Hat ja auch genug auf Sack, dass er jeden schmieren kann.»
«Ja», nickte Toppe, «das ist bitter. Sie müssen Geldek die
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