Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)
Freund, Rachel. Logan ist gerade erst gestorben«, sagte ich ernst. »Und außerdem ist es schwierig …« Ich zögerte. »Er ist immer noch nicht hinübergewechselt.«
»Ich weiß. Mein kleiner Bruder hat ihn in der Nähe von dem Haus gesehen, in dem die Keeleys früher gewohnt haben.« Sie griff nach ihrem Glas und stand auf. »Hör zu, ich setze mich zu den anderen rüber, dann kann Zach zu dir kommen, ohne dass er Becca allein sitzen lassen muss. Du weißt ja, wie höflich er ist. Ein echter englischer Gentleman.«
»Lass ihn bloß nicht hören, dass du ihn als Engländer bezeichnest«, rief ich ihr hinterher.
Rachel setzte sich zu den anderen in die Nische und sagte etwas zu Zachary, der mir lächelnd zuwinkte. Als Becca ihm besitzergreifend eine Hand auf den Oberschenkel legte, schaute ich schnell wieder weg. Ich wollte meinem Projektpartner auf gar keinen Fall bei seiner Eroberung im Weg stehen.
In diesem Moment kam Megan auf mich zugestürmt. »Du hast recht gehabt. Ich bin echt das Letzte!« Sie ließ sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen. In ihren Augen glitzerten Tränen. »Er hat mich geküsst.«
»Wer?«
»Eric, der Typ, mit dem ich getanzt hab. Ich weiß auch nicht, wie es passiert ist, wir waren voll auf einer Wellenlänge und das Lied war so schön und dann … keine Ahnung, auf einmal haben wir uns umarmt und er hat mich geküsst.«
»Und du?«
»Ich habe ihn zurückgeküsst. Ziemlich lang und ausgiebig. Verdammt, ich kann selbst nicht glauben, das ich das getan habe.« Sie stützte das Kinn in die Fäuste. »Dabei weiß ich, dass Mickey mich jetzt wahrscheinlich mehr denn je braucht, auch wenn er es mir nicht zeigt. Ich glaube, ich wollte mich einfach lebendig fühlen, verstehst du? Mir kommt es so vor, als wäre ich nur von Toten umgeben … oder von Lebenden, die von Toten besessen sind.« Sie hielt sich erschrocken den Mund zu. »Tut mir leid. Damit habe ich nicht dich gemeint.«
»Doch, hast du, aber dafür musst du dich nicht entschuldigen. Und mach dir keine Sorgen, ich verrate Mickey nichts.«
»Danke. Aber wir standen direkt vor Connor, der es bestimmt mitbekommen hat und es Siobhan erzählen wird, die es Mickey sagen wird.« Megan schniefte und zog ihr Handy aus der Tasche. »Ich sag es ihm lieber gleich selbst, bevor er es von jemand anderem erfährt. Vielleicht sind noch andere Freunde von ihm hier, die schon dabei sind, ihm eine SMS zu schreiben.« Ihr Daumen schwebte über der Tastatur. »Scheiße. Was soll ich ihm nur sagen?«
»Wie wäre es mit: ›Ich hab im Black Weeds gerade aus Versehen einen Typen geküsst, weil ich für dich überhaupt nicht mehr existiere. PS: Ich liebe dich‹.«
»Danke, das ist gut!« Während sie hastig tippte, fragte ich mich, was Logan an Mickeys Stelle tun würde, wenn ich einen anderen geküsst hätte. Jetzt, wo er ein Geist war, würde er wahrscheinlich total ausflippen, weil es für ihn der Beweis wäre, dass ich anfing, mein Leben ohne ihn weiterzuleben. Wie hätte er früher reagiert? Tja, schwer zu sagen, aber wahrscheinlich wäre es erst gar nicht zu so einer Situation gekommen, weil Logan mir nie das Gefühl gegeben hatte, ich sei ihm nicht wichtig.
Megan legte das Handy auf den Tisch. »Auf jeden Fall muss er jetzt reagieren, und allein deswegen war es das vielleicht wert.«
Ich klimperte mit den Eiswürfeln in meinem leeren Glas. »Hat dieser Eric wenigstens gut geküsst?«
»Sogar mehr als gut«, seufzte Megan. »Vor allem, wenn man bedenkt, dass wir uns heute Abend das erste Mal geküsst haben.«
Ich versuchte mich an meinen ersten Kuss mit Logan zu erinnern, konnte aber nur das Gefühl jenes letzten kalten, tauben Kusses heraufbeschwören, den wir uns gegeben hatten, bevor er aus seinem Zimmer gegangen war.
Ich zwang mich, in die Gegenwart zurückzukehren. »Ich finde die Band richtig gut«, sagte ich zu Megan. »Der Schlagzeuger ist echt toll.«
Sie sah mich erstaunt an. »Du weißt aber, wer das ist, oder?«
»Nein, ich kann ihn von hier aus nicht sehen.«
»Es ist Brian. Eric hat erzählt, dass die Band kurzfristig einen Ersatzdrummer brauchte, und da hat Connor ihn wahrscheinlich gefragt.«
Tja , dachte ich. Noch jemand, dem es gelingt, nach vorn zu schauen und sein Leben weiterzuleben .
Als der Song zu Ende war, stellte Becca sich neben Zachary auf die Sitzbank, sodass er praktisch ihren nur von einem knappen Minirock verhüllten Hintern vor der Nase hatte, und klatschte der Band begeistert auf und ab hüpfend
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