Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)
einfühlsamsten Weg, sie zu enttäuschen, »ich könnte nach einer anderen Möglichkeit suchen, wie sich die Menschen an dich erinnern. Ein Stipendium zum Beispiel.«
Sie denkt eine Minute darüber nach und studiert dabei das Tattoo. »War meine Nase wirklich so schief?«
»Nein«, sage ich und muss lächeln. »Du hattest eine wirklich schöne Nase.«
Sie lächelt mich an. »Das Taylor-Gleason-Stipendium. Das gefällt mir.«
Sie lehnt sich ein kleines bisschen weiter in das Licht hinein. Genau in diesem Moment ruft Rei meinen Namen. Auch Taylor hört es.
»Sagst du ihm bitte, dass es mir leidtut? Ich hätte es furchtbar gefunden, wenn ich ihn … du weißt schon.«
Ich nicke und halte den Atem an. Sie geht einen Schritt weiter und das Licht umfängt sie. In diesem Moment weht eine warme Brise zu mir herüber. Taylor sieht ehrfürchtig nach oben und lächelt, als das Licht sich zurückzieht und sie mit fortnimmt.
Sie ist weg. Taylor Gleason ist verschwunden. Ich sollte mich freuen, dass sie endlich,
endlich
fort ist, aber mir ist schwindelig, und ich bemerke, dass ich immer noch die Luft anhalte.
»Anna?«
Ich nehme einen tiefen Atemzug, bewege die Äste zur Seite und finde Rei aufrecht sitzend, in Ninja-Pose, bereit zum Angriff.
»Bleib, wo du bist, ich komme zu dir.« Ich laufe barfuß über das warme Gras. Ich fühle mich leichter als eine Feder. »Du wirst nicht glauben, was passiert ist.«
»Was?« Rei klopft neben sich auf den Platz in der Hängematte. Ich klettere hinein und knie mich hin. Er sieht so glücklich aus. Seine Erleichterung, dass Seth frei ist, muss riesig sein.
»Taylor ist in das Licht gegangen.«
Er schaut mich überrascht an. »Bist du dir sicher?«
»Einhundert Prozent. Ich habe es gerade mit eigenen Augen gesehen.«
»Halleluja!« Er nimmt mich in die Arme und lässt sich in die Hängematte zurückfallen. Ich quieke vor Überraschung. Plötzlich bemerken wir gleichzeitig, wie eng umschlungen unsere Körper daliegen.
»Hmm … « Nach reichlich peinlichem Hin- und Hergeschiebe liege ich schließlich neben ihm und lege meinen Kopf auf die mir bekannte, gemütliche Stelle an seiner Schulter.
»Soooo«, sage ich, um die Stille zu unterbrechen. »Ich soll dir sagen, dass es ihr leidtut. Sie wollte dich nicht niederstechen.«
Rei nickt und legt sein Kinn auf meinen Kopf.
»Geht es Seth gut?«
»Seth geht es fantastisch! Sie haben ihn nach deiner Anhörung sofort entlassen. Er kommt später noch vorbei.
Was muss Seth über mich denken? Anna Rogan wollte gegen ihn aussagen und ihn für ein Verbrechen ins Gefängnis bringen, das er nicht begangen hat. »Ist er wütend auf mich?« Ich muss es einfach fragen.
»Nein.« Rei klingt erstaunt. »Warum sollte er wütend aufdich sein? Ich habe ihm gesagt, dass du dir den Kopf gestoßen hast und dich an nichts mehr erinnern konntest. Aber er denkt, dass er dich an dem Tag, als wir in New York festgenommen wurden, im Wald gesehen hat.«
»Ja, das dachte ich mir schon.«
»In der Zwischenzeit ist so viel anderes passiert, dass ich das schon vollkommen vergessen hatte. Ich muss irgendeine gute Begründung dafür finden.« Rei klopft mit den Fingern gegen seine Schulter.
»Wäre es wirklich das Allerschlimmste, wenn er Bescheid wüsste? Vielleicht nicht, dass ich deine Schulter geheilt habe. Aber ich will nicht, dass Seth auch noch an seinem Verstand zweifelt. Er hat genug durchgemacht.«
»Ich weiß nicht. Das Allerschlimmste wäre wohl, wenn du deinen Körper verlassen würdest und wieder jemand anders ihn kidnappen würde«, gesteht Rei. »Oder wenn du in ein schwarzes Loch gesaugt werden würdest.«
Ich schlage ihm spielerisch in den Magen. »Warum bist du so besessen von schwarzen Löchern?«
Er lacht. »Ich will nur nicht, dass dir etwas geschieht.«
Im ganzen Universum kann es keinen besseren Platz geben als hier neben Rei. Ich lege meine Hand oberhalb seines Herzens auf seine Brust und er verschränkt seine Finger mit meinen. Es ist ein fast perfekter Moment. Was würde ich alles für diesen Jungen tun, den ich schon mein Leben lang kenne? Würde ich die Schlüssel zum Universum abgeben? Das würde ich. »Ich will nicht, dass du dir Sorgen machst, Rei. Ich kann nicht versprechen, dass ich während eines Traums nicht aus Versehen meinen Körper verlasse. Aber ich schwöre – wennes dir dann besser geht –, dass ich mich nie wieder absichtlich aus ihm herauslösen werde.«
Er starrt in die Bäume. »Ich würde das nie von dir
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