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Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Titel: Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Rosati
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fest verwurzelt an derselben Stelle. Ich würde wahnsinnig werden. Bäume bedeuten mir viel: Sie schenken mir im Frühling Blüten, im Sommer Schatten und im Herbst Früchte. Aber vor allem geben sie mir ein Gefühl von Stabilität, das wahrscheinlich für viele schwer zu verstehen ist.
    »Hallo«, grüße ich die Weide, als ich ihren blättrigen Vorhang teile. Ich gehe über den Teppich aus Laub und lehne mich mit dem Rücken an ihren starken Stamm. Das Tattoo juckt wie verrückt, also schiebe ich meinen Ärmel hoch und kratze eine schwarze Schicht ab. Toll, jetzt juckt mein Arm immer noch und zusätzlich blute ich. »Wie fändest du es, wenn jemand das in deine Rinde ritzen würde?« Die Zweige biegen sich leicht auf und ab, so als würde ein Windhauch sie bewegen, aber ich weiß, dass sie sich vor Lachen schütteln.
    Ich frage mich gerade, ob ich mich auch selber heilen kann, aber dann bemerke ich, dass ich nicht alleine bin. Taylor schwebt über mir herum und sieht mich zerknirscht an. Ich schaue zu Rei herüber, aber er hat nicht bemerkt, dass ich Gesellschaft habe.
    »Hallo«, flüstere ich, denn ich will nicht, dass Rei sich Sorgen macht.
    »Ich wollte ihn nicht verletzen«, sagt Taylor. »Ich war nur wütend.«
    »Aber trotzdem hast du ihn verletzt«, erinnere ich sie. »Du hast ihn sogar beinahe umgebracht.«
    »Aber du hast ihn geheilt, Anna. Wie ist das möglich?«
    Ich muss fast lachen. Wie ist das alles möglich? Nach all der Zeit, die ich innerhalb und außerhalb meines Körpers verbracht habe, verstehe ich immer noch kein bisschen, wie all diese komplexen Dinge im Universum zusammenhängen. Ich weiß nur, dass das Leben besser ist, wenn ich mich mit positiver Energie umgebe. Und sogar jetzt, in diesem Moment, spüre ich Taylors negative Energie aus ihr heraustriefen wie dickflüssigen Schleim.
    »Taylor, was willst du? Ernsthaft. Ich glaube kaum, dass du uns bis in alle Ewigkeit verfolgen willst.«
    Sie sieht nach oben und dann wieder nach unten, um meinem Blick auszuweichen. »Ich habe keine Ahnung«, gibt sie zu. »Ich will am Leben sein, aber daraus wird wohl nichts. Obwohl«, sie lächelt mich hoffnungsvoll an. »Nachdem ich gesehen habe, was du für Rei getan hast, hatte ich die verrückte Idee, dass du meinen Körper aus der Erde holen und mich wieder zum Leben erwecken könntest.«
    Oh, das ist genau, was ich will. Die Zombie-Apokalypse starten. »Taylor, das kann ich nicht tun.«
    »Ich weiß. Ich habe schon verstanden, dass das nicht funktionieren würde. Ich will nur … ich brauche … ich weiß, das Leben ist nicht fair. Aber was mir passiert ist, ist so dermaßen beschissen. Ich kann mich damit einfach nicht abfinden, Anna.«
    Ich weiß, wie sie ihren Frieden finden kann. Ich schließe die Augen und konzentriere mich, bis ich sie sagen höre: »Ich dachte mir schon, dass du das tun würdest.« Sie betrachtet misstrauisch das Licht und streckt einen Finger aus, als ob sie prüfen wollte, wie heiß es ist. »Wohin führt dieses Licht?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Ich weiß nur, dass Tote die Wahl haben, in das Licht gehen zu können. Aber was dahinter steckt: keine Ahnung.«
    »Was denkst du, Anna? Wohin
meinst
du, führt es?«
    »Na ja, ich denke, dass es mich irgendwo hinbringt, wo meine Großeltern auf mich warten, ich keine Erdnussallergie habe und so viele kleine Kätzchen haben darf, wie ich will«, sage ich zögernd. »Rei hat viel über Buddhismus gelesen. Er denkt, dass es an einen Ort führt, an dem die Menschen darauf warten, wiedergeboren zu werden.«
    Sie denkt für ein paar Minuten darüber nach und streckt ihre Hand weiter in das Licht hinein. »Er glaubt also, dass wir eine zweite Chance bekommen. Das ist ironisch.« Sie lächelt voller Reue. »Wenn wir wiedergeboren werden, dann sollten wir doch aus unseren Fehlern lernen können, damit wir sie nicht noch einmal machen, oder?«
    Ich weiß genau, was sie meint. »Taylor, nach dieser Woche scheint alles möglich zu sein. Vielleicht bringt dich das Licht auch an einen Ort, an dem es keine Reue gibt.«
    »Keine Reue … das ist ein Ort, an den ich gerne gehen würde.« Sie streckt ihre Zehen in das Licht, so als würde sie am Strand die Wassertemperatur testen. »Wirst du das Tattoo behalten? Ich will nur sichergehen, dass sich jemand an mich erinnert.«
    So ein Mist. Ich würde sie gerne mit einem Ja gnädig stimmen, aber ich weiß, dass ich es bei jedem Blick auf meinen Arm bereuen würde. »Taylor«, ich suche nach dem

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