Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)
längst fälliges Buch aus der Bücherei.
»Hey, das hab ich schon gesucht!« Ich gebe ihm das Buch. Er schlägt die Tür zu und schüttelt ungläubig den Kopf. »Verdammter Mist.«
»Ich rufe dich noch mal an. Vielleicht haben wir es ja nur übersehen.« Rei wählt und macht den Lautsprecher an.
Es klingelt einmal, zweimal, dann antwortet ein Mädchen mit Singsangstimme: »Halloooo-ooo.«
»Hi!« Rei sieht glücklich aus. »Fantastisch! Du hast das Handy von meinem Freund gefunden.«
Wir hören das Kichern von ein paar Mädchen, gefolgt von Stille und einem Klicken. Aufgelegt. Rei zieht eine Grimasse, als er sein Handy zuklappt.
»Das ist nicht gut. Wir sollten es im Sekretariat als gestohlen melden.«
Wir gehen vom Parkplatz zur Schule zurück. Während Seth und Rei ins Sekretariat gehen und die Formulare ausfüllen, warte ich auf dem Gang und beobachte alle Mädchen, die vorbeigehen. Dabei überlege ich, welche schuldig aussieht.
Seth kommt verzweifelt aus dem Büro.
»Mein Dad wird mich umbringen. Das ist das dritte Handy, das ich seit September verloren habe.«
Rei klopft ihm aufmunternd auf die Schulter. »Mach dir keine Sorgen. Wir werden es finden. Hey, hat das Handy ein GPS?« Auf die Frage folgt eine lange Diskussion über Nerd-Themen, Elektronik und Satelliten und andere Dinge, von denen ich null Ahnung habe.
Während die beiden reden, stöckelt Taylor Gleason mit ihrem Gefolge vorbei. Sie umgibt eine Parfüm-Wolke und der Glamour der In-Crowd. Abgesehen von Taylor, kenne ich diese Mädchen seit dem Kindergarten. Sie waren nie unhöflich oder gemein zu mir, aber sie wurden als coole Mädchen geboren, und für sie war ich schon immer unsichtbar. Während sie den Gang hinunterlaufen, frage ich mich, wie viel diese Mädchen für ihre hippen Klamotten, Schuhe, Frisuren, Maniküre, Make-up, Schmuck und ihre Designer-Handtaschen ausgegeben haben. Das müssen Tausende gewesen sein.
Oh-ho
! Taylor dreht sich um und schaut mich an. Ich drehe mich schnell zu Seth und Rei um und nicke, so als würde ich ihnen zustimmen. Als ich wieder zu Taylor schiele, bemerke ich, dass sie gar nicht mich angesehen hat, sondern Seth. Ihr selbstzufriedenes Grinsen verrät mir ganz genau, wer Seths Handy hat.
6
Ich sage Seth nichts von meiner Vermutung, wer der Handy-Dieb ist. Schließlich habe ich absolut keinen Beweis dafür. Seth ist sogar nach der langen Unterhaltung mit Rei noch so übel gelaunt, dass ich ohne ihn zum Wirtschaftsunterricht gehe. Das Erste, was ich im Klassenzimmer bemerke, ist Taylors Minirock. Ihr Jeansrock ist so kurz, dass ihr Slip zu sehen ist, als sie sich hinsetzt. Sehr elegant! Als Seth hereinkommt, schenkt sie ihm wieder ihr arrogantes Lächeln. Ich bin mir immer sicherer, dass sie irgendwo in ihrer schicken Handtasche Seths Handy versteckt. Es wäre ganz leicht für sie gewesen, es aus seinem Spind zu holen, während wir im Sportunterricht waren. Denn die Schule erlaubt uns nicht, die Schließfächer abzusperren. Wenn das stimmt, habe ich sie unterschätzt. Denn es ist verdammt dreist, sich in den Umkleideraum der Jungs zu schleichen.
Seth setzt sich möglichst weit von Taylor weg. Den Unterricht verbringt er damit, Dreck unter seinen Fingernägeln wegzukratzen und mit seinem Bleistift gegen seine Schenkel zu klopfen. Als die Schulstunde zu Ende ist, lungert Taylor an der Tür herum und wartet auf Seth.
»Wirst du …?«, aber sie kommt gar nicht dazu auszureden. Er drückt sich an ihr vorbei und die Masse der Schüler verschluckt ihn. Sie wirft ihr Haar über ihre Schulter und starrt ihm hinterher wie ein Jäger, der seine Beute beobachtet.
Lisa zwinkert mir zu, als Taylor verschwunden ist. »Sie scheint es nicht begreifen zu wollen.«
»Ist es so offensichtlich?«
»Total!«, sagt Teri.
»Ich versteh’s einfach nicht«, sage ich, als ich meinen Rucksack schultere. »Was findet ein Mädchen wie Taylor an einem Typen wie Seth?«
»Er ist heiß«, platzt Lisa heraus.
»Findest du?«, frage ich.
»Anna«, sagt Teri, »so ziemlich jedes Mädchen an der Schule findet das – bis auf dich.«
»Okay, vielleicht sieht er nicht schlecht aus, aber ich kenne Seth besser als die meisten anderen. Vielleicht sehe ich ihn deshalb einfach ein bisschen anders.«
»Vielleicht«, stimmt Lisa zu. »Aber Rei kennst du sogar noch besser.«
»Ja, und?«
»Also falls du es noch nicht bemerkt hast«, Teri zwinkert mir zu, »Rei ist auch ziemlich heiß.«
Lisa und Teri gehen zu ihren Schließfächern
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