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Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Titel: Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Rosati
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Finger aus. Rei sieht mich an und verhakt seinen kleinen Finger mit meinem. Er will sichergehen, dass ich wirklich nicht sauer auf ihn bin. Das bin ich auch nicht – eigentlich bin ich eher genervt. Ich lasse seinen Finger los und gehe weiter.
    »Rei«, frage ich sanft, weil ich weiß, wie er sein kann. »Weißt du noch, dass du meine Ausflüge mal cool fandest?«
    »Ja, ich dachte früher auch, dass meine
Power Rangers -Un terwäsche
cool ist.«
    Er sagt das, ohne eine Miene zu verziehen. Ich fange an zu lachen. »Aber die war cool. Besonders, wenn du dein rotes Cape dazu anhattest.« Er schenkt mir ein kleines Lächeln. »Du dachtest damals, dass meine Ausflüge magisch sind.«
    »Das sind sie auch. Was du machst, ist cool, und du wirst immer dieses magisch-mystische Aura-Mädchen sein, das mich wahnsinnig beeindruckt, weil ich absolut keine Ahnung habe, wie du das machst.«
    »Echt? Ich beeindrucke dich? Wow, du bist normalerweise echt nicht leicht zu beeindrucken«, necke ich ihn.
    »Aber je mehr ich über Physik lerne, desto mehr weiß ich auch, wie gefährlich deine Reisen wirklich sind.«
    »Warum gefährlich?«, frage ich. »Wenn ich außerhalb von meinem Körper bin, bestehe ich doch nur aus Energie. Niemand kann mich verletzen, wenn ich meinen Körper verlassen habe.«
    Das Geschäft von Reis Eltern ist gute 15 Meter entfernt. Man erkennt es an der roten Markise und einem rustikalen Holzschild, auf dem steht:
    Yumis Markt
    Bioprodukte – Reiki – Yoga
    Rei sieht das Schild und packt meine Hand, damit ich stehen bleibe. »Was du machst, ist keine Physik, wie sie im Lehrbuchsteht, Anna. Das ist Metaphysik. Und man kann dich sehr gut verletzen, wenn du deinen Körper verlassen hast«, sagt er. »Du hast mir mal erzählt, dass du mit Lichtgeschwindigkeit durch das Weltall fliegen kannst. Was passiert, wenn dich ein schwarzes Loch einsaugt? Nichts ist je wieder aus einem schwarzen Loch herausgekommen.«
    »Mein Gott, Rei!« Ich will eigentlich lachen, aber Rei schaut so verdammt ernst. »Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber willst du das Risiko wirklich eingehen? Und was passiert, wenn bei euch im Haus ein Feuer ausbricht? Dann kommst du zurück und findest nur noch ein Häufchen Asche. Und was, wenn dein Vater in dein Zimmer kommt und du nicht rechtzeitig zurück bist?« Seine Augen wandern zu der kleinen, weißen Narbe auf meiner Stirn.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich es spüre, wenn etwas mit meinem Körper passiert, und blitzschnell zurückkommen kann. Es ist wie ein Ziehen genau hier«, sage ich und zeige auf meinen Bauchnabel. »Ich weiß, du hasst meinen Vater, aber … «
    »Ich hasse deinen Vater nicht. Aber ich traue ihm nicht über den Weg«, sagt er.
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass er ihn hasst, und an manchen Tagen hasse auch ich ihn. Aber er ist immerhin mein Vater. Selbst wenn ich meine Schlafzimmertür verbarrikadiere, glaube ich nicht, dass er mir wirklich etwas antun würde.
    Trotzdem …
    Rei hat lauter logische Erklärungen parat. Ich
weiß
, dass es nicht ganz ungefährlich ist, wenn ich meinen Körper verlasse. Aber ich glaube nicht, dass es viel gefährlicher ist, als dieStraße zu überqueren. Das Verbindungsglied zwischen meinem Körper und mir ist wie ein Notschalter, und ich bin mir sicher, dass ich das Ziehen spüre, wenn ich in Gefahr bin.
    Ich habe keine Ahnung, ob meine Fähigkeit, mich astral projizieren zu können, ein Talent ist oder ob ich ein Freak bin. Ich habe es immer als ein Geschenk gesehen. Wie könnte ich sonst an so viele verschiedene Orte reisen? Manche dieser Orte würde ich sonst niemals sehen – selbst wenn ich eine Myriade Dollar hätte. Und ich liebe das Gefühl der Euphorie, das ich habe, wenn ich mit Lichtgeschwindigkeit reise. Ich mache das jetzt schon so lange. Ich kann es mir gar nicht mehr vorstellen, ständig in meinem Körper eingesperrt zu sein. Ich würde wahrscheinlich irgendwann klaustrophobische Anfälle bekommen. Ich
muss
reisen. Aber es ist kein schlechtes Bedürfnis, wie das meines Vaters nach Alkohol.
    Oder doch?
    »Es tut mir leid«, sage ich, weil ich nicht weiß, was ich sonst sagen soll. Es macht mich traurig, dass Rei mein liebstes Hobby nicht mag, und ich hasse es, dass jeder meiner Ausflüge von Schuldgefühlen begleitet ist. Er hält immer noch meine Hand in seiner und drückt sie einmal ganz fest, bevor er loslässt.
    »Du musst dich nicht für deinen Vater

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