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Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Titel: Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Rosati
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gebratenen Fisch zurück? Der liegt nur im Tiefkühlfach, falls es einen Schneesturm geben sollte oder eine andere Naturkatastrophe.
    Rei wickelt ihn aus und packt ihn zum Auftauen in die Mikrowelle.
    »Saya, warum gehst du nicht in Mamas und Papas Zimmer und schaust den Disney-Channel?«
    Saya ist vollkommen verblüfft. »Aber ich bin noch nicht mit den Hausaufgaben fertig.«
    »Das ist okay. Ich helfe dir nachher damit«, verspricht Rei.
    »Aber wird Mama nicht böse sein?«, fragt sie.
    »Nicht auf dich«, antwortet Rei. Das reicht Saya als Erklärung. Sie läuft den Flur hinunter, und ich höre noch, wie die Tür des Zimmers ihrer Eltern zufällt, bevor die Mikrowelle
Ding
macht.
    Rei öffnet die Schranktür und sucht, bis er eine alte Pfanne findet, die wir manchmal benutzen, um Talg für die Vögel zu schmelzen. »Ich bin gleich zurück«, sagt er zu Taylor. »Rühr dich nicht vom Fleck.«
    Vor seiner Zimmertür mache ich mich sichtbar und zeichne ein Fragezeichen in die Luft. »Schhh«, warnt er mich. Als obich irgendwelche Geräusche machen würde. Ich folge ihm in sein Schlafzimmer, wo er das Salbeibündel aus der untersten Schublade holt.
    »Was ist das?«, fragt Taylor, als er mit dem seltsamen Bündel zurückkommt.
    »Damit räuchern wir den Fisch.« Er greift in das oberste Regal und zieht einen alten Teekanister hervor, in dem Yumi Geburtstagskerzen und Streichhölzer aufbewahrt. Er braucht drei Versuche, bevor das Streichholz brennt. Als es angeht, verändert sich die Energie im Raum ein winziges bisschen.
    »So räuchert ihr Fisch?«, fragt Taylor skeptisch.
    »Es gibt viele verschiedene Arten, Fisch zu räuchern«, antwortet Rei, ohne sie anzusehen. Ich bin mir nicht sicher, ob er versucht, das Ganze möglichst geheimnisvoll aussehen zu lassen, oder ob er sich mit aller Kraft darauf konzentriert, das Haus nicht abzufackeln. Er hält das Streichholz ans Ende des Bündels und bläst dann sanft die Flamme aus. Der Rauch füllt sofort den Raum.
    Wow! Es riecht tatsächlich wie Marihuana. Nicht, dass ich es je selber geraucht hätte, aber astral war ich schon auf Dutzenden von Konzerten, auf denen Gras geraucht wurde.
    »Was ist das? Oh mein Gott, es riecht wie ein Joint!« Taylor scheint mit Reis Wahl der Inhaltsstoffe zufrieden zu sein. Sie lehnt sich zurück und inhaliert tief ein. Ich warte darauf, dass der Salbei-Rauch seine Wirkung zeigt. Theoretisch müsste Taylor jetzt meinen Körper verlassen. Dann hätte ich endlich mein Leben zurück. »Rei, du bist verdammt cool! Ich habe schon mal Hasch-Plätzchen gegessen, aber Hasch-Fisch? Brillant. Und ich dachte die ganze Zeit, dass du langweilig bist.«Sie kichert auf eine Art und Weise, die mir verrät, dass unser Plan nicht so richtig funktioniert.
    Rei hustet und wedelt mit dem brennenden Bündel in der Luft herum. Sie ist von dichten Schwaden umgeben, saugt den Rauch tief ein und hält die Luft an. »Sollte nicht eigentlich der Fisch das Zeug rauchen?«
    Sie amüsiert sich über sich selbst sehr viel mehr, als ich mich über sie amüsieren kann. Während ein Lachanfall sie schüttelt, versuche ich, in meinen Körper zurückzukommen. Ich bewege mich vorsichtig. Wenn sie merkt, dass ich da bin, denkt sie sich vielleicht, dass Rei sie nur loswerden will, und das wäre verdammt schlecht. Rei versucht das Salbeibündel in der Pfanne zu löschen, aber die Zweige glimmen weiter.
    Das Fernsehgerät wird plötzlich lauter, und ich höre, wie kleine Füßchen den Flur herunterrennen. »Rei?« Sayas Stimme hört sich ängstlich an. »Irgendwas brennt hier!« Ich versuche mir vorzustellen, wie die Situation für eine Siebenjährige aussehen muss. Taylor lacht so sehr, dass sie weinen muss. Rei steht an der Spüle und verwandelt ein Acht-Dollar-Zaubermittel in einen Haufen nasser Zweige. Rauch schwebt in dünnen Schwaden durch den Raum und alles stinkt.
    »Oh, oh«, sagt Saya. »Mama wird wütend auf dich sein!«

16
    Saya ist ein schlaues, kleines Mädchen, aber Rei ist noch schlauer. Nachdem er eine ziemlich alberne Taylor nach Hause geschickt hat, öffnet er alle Fenster und lässt Luft ins Haus. Dann drückt er Saya eine Dose Raumspray mit Orangenduft in die Hand. Sie bekommt die ausdrückliche Erlaubnis, so viel davon herumzusprühen, wie sie will. Er erkauft sich ihr Stillschweigen mit meiner Notration süßem
Bazooka Bubble
-Kaugummi, die ich in seinem Zimmer aufbewahre. Außerdem darf sie weiter fernsehen.
    »Aber verkleb damit nicht dein Haar!«, ruft

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