Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)
Fernsehregeln? Ihr Armen!« Taylor leckt den Orangensaft von ihren Fingern. »Wo ist das Badezimmer? Ich will mich frisch machen.«
»Den Flur runter, die erste Tür links.«
Rei hat drei Karotten geschält, bevor Taylor zurückkommt.
»Hey, ihr habt keine Hygienetücher mehr.« Sie lächelt, als sei es sehr stilvoll, so etwas zu sagen.
»Was sind Hygienetücher?«, fragt Saya.
»Klopapier«, erklärt er ihr ungeduldig. »Warte. Ich hole welches.«
Aber Taylor ist schon auf dem Weg nach oben. »Ich benutze einfach euer Badezimmer im ersten Stock. Null Problemo.«
Rei fällt das Küchentuch aus der Hand und er rennt ihr hinterher. »Warte!«
»Kann ich nicht ein bisschen Privatsphäre haben?«, fragt sie von der obersten Stufe aus. »Oder bist du einer von den Typen, denen es gefällt, vor der Badezimmertür zu lauschen?«Sie schenkt ihm ein verführerisches Lächeln. »Na gut«, sagt er, als er sich umdreht und runtergeht.
Rei ist ganz sicher nicht einer von
diesen
Typen. Aber es ist mein Körper … bäh! Mir fällt gerade auf, dass sie mich nackt gesehen hat, und ich remple sie fast an, als ich ins Badezimmer komme. Sie ist offensichtlich nicht zum Pinkeln hier! Sie öffnet jede Schranktür und jede Schublade und schaut hinter den Duschvorhang. Schließlich findet sie Reis Orangenseife und die Zimtzahnpasta von Rei und Saya. Außerdem bemerkt sie, dass Rei fast keine Rasierklingen mehr hat.
Rei steht am Treppenabsatz und wartet auf Taylor. Er versucht, dabei nicht so auszusehen, als würde er lauschen …
Er bekommt es trotzdem nicht mit, als sie sich aus dem Badezimmer schleicht und auf Zehenspitzen in sein Schlafzimmer geht. Die Tür lässt sich ganz leicht und lautlos öffnen.
Reis Zimmer ist, wie immer, sauber und aufgeräumt. Rei ist ein Minimalist. Kein Papier liegt auf dem Schreibtisch herum, keine dreckige Wäsche ist auf dem Boden verteilt, keine leeren Tassen stehen herum. Sein Bett ist gemacht und seine Kommode ist leer, bis auf einige Trophäen, die er für Karate-Wettkämpfe bekommen hat. Sogar der Holzboden ist staubfrei. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht verrät, was sie denkt: langweilig!
Ich will Saya nicht erschrecken, indem ich vor ihren Augen sichtbar werde, aber Rei muss schnell in sein Zimmer kommen. Ich versuche, eine der Trophäen umzuwerfen, aber sie sind so schwer, dass ich sie nicht bewegen kann.
Taylor öffnet die erste Tür, die sie sieht: Reis Schrank.
Verdammt! Ich wäge ab, was das größere Übel ist, und husche schnell nach unten. Saya ist zum Glück damit beschäftigt,in ihrem Rucksack herumzuwühlen, also mache ich mich sichtbar und zeige nach oben. Rei versteht sofort und nimmt drei Stufen auf einmal. Er öffnet die Tür gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Taylor die Schranktür schließt und sich dem Eingang zum Fitnessraum zuwendet.
»Anna!«
Taylor lächelt Rei an und ignoriert die Wut in seiner Stimme. »Hi! Ich mag dein Zimmer. Cooler Hängestuhl! Was ist denn hinter dieser Tür?« Sie greift nach dem Türknauf zum Fitnessraum. Rei geht schnurstracks auf sie zu, steigt dabei über sein Bett und kommt neben ihr zum Stehen.
»Hier«, sagt er und löst ihre Hand vom Türknauf, »ist der Zutritt verboten.«
Er legt den Arm um ihre Schultern. Sie scheint darüber glücklich zu sein. Dann führt er sie aus dem Raum. »Und du weißt ganz genau, dass du dort nicht rein darfst. Zumindest wusstest du das. Du hast Zutrittsverbot, seit du mich beim Gewichtheben gesehen und darüber Witze gemacht hast. Du bist im letzten Jahr nicht mehr in den Raum gegangen. Also tu mir einen Gefallen und sei ein gutes Mädchen.«
»Aber das macht keinen Spaß«, mault Taylor.
Als sie auf der letzten Treppenstufe ankommen, legt Rei seine Hände auf ihre Schultern, lehnt sich zu ihr herunter und sieht ihr tief in die Augen. »Ich muss das Essen fertig machen. Falls du dich langweilst … «
»Wer, ich? Männern bei der Arbeit zuzusehen ist niemals langweilig.« Sie zwinkert ihm zu und nimmt am Küchentresen neben Saya Platz, die gerade ihr Mathe-Arbeitsbuch durchblättert.
Rei sieht auf die Uhr und nimmt ein weiß eingewickeltes Paket aus dem Gefrierschrank.
»Was machst du?«
»Geräucherten Fisch.«
Geräucherten Fisch? In der Ellis-Familie wird nie geräucherter Fisch gegessen. Sie pochieren ihn oder braten ihn. Manchmal kochen sie ihn nicht einmal und Yumi macht Sushi. Yumi bringt immer frischen Fisch vom Laden mit nach Hause. Also warum greift Rei auf die Notreserve
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