Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)
ausspionieren.
In einer schnellen Bewegung gleiten Reis Hände das Treppengeländer herab. Er hält sich fest und springt schwungvoll die Treppe herunter in das untere Stockwerk. Genau in dem Moment, als Saya aus dem Bus steigt, erreicht er die Tür.
»Ich dachte, du wolltest Drinks holen«, sagt Taylor.
»Entschuldige. Ich habe den Bus gehört. Ich bringe sie in einer Minute.«
Saya ist wie ein Sonnenstrahl an einem trüben Tag. Sie rennt die Einfahrt herunter und hält nicht an, bis sie auf Taylors Schoß landet, die vollkommen überrascht ist.
»Oh! Was bist du für ein energiegeladenes kleines Bündel! Und deine Augen, wow!« Das Erste, was jeder sofort an Saya bemerkt, ist ihre Augenfarbe. Sie sind genauso blau wie die ihres Vaters. »Die sind aber schön!« Dann macht Taylor ihren ersten Fehler im Haus der Familie Ellis. »Deine Augen haben die Farbe von Vergissmeinnicht.«
Nein, sie haben definitiv die Farbe von Prunkwinden, aber ich habe schon vor einer langen Zeit gelernt, dass man mit Saya besser nicht über Augenfarben redet.
Saya kichert und sieht in Taylors geklaute Augen. »Deine haben die Farbe von verkochtem Spargel.« Das war noch ziemlich nett. Über die letzten beiden Jahre hat Saya meine Augen mit jeder Art von grässlichem Grün verglichen – von Algen bis hin zu Zucchini.
Taylors Mund steht weit offen vor Staunen, und sie stiert mit Adleraugen zu Rei herüber, um seine Reaktion zu sehen. Er hat sich etwas beruhigt und sitzt mit dem Rücken gegen die Verandasäule gelehnt. Seine Beine hat er auf der obersten Stufe ausgestreckt. Um sein Lächeln zu verbergen, lässt er sein Kinn nach unten fallen.
»Ist sie nicht charmant?«, fragt Taylor sarkastisch.
»Du brauchst dich nicht schlecht zu fühlen«, beruhigt sie Rei. »Saya, welche Farbe haben meine Augen?«
»Deine Augen haben die Farbe von Elefantenkacke!«, sagt Saya und fängt an zu glucksen. Die Tiere ändern sich. Aber laut Saya haben Reis Augen immer die Farbe von Kacke. Yumi hat uns beiden verboten, dieses Spiel mit Saya zu spielen, also ist sie begeistert, dass wir heute eine Ausnahme machen.
»Guck. Ist verkochter Spargel nicht um einiges besser als Elefantenkacke?«
»Herzallerliebst, « kommentiert Taylor und schubst Saya von ihrem Schoß. Saya springt von Taylor zu Rei, klettert auf ihn wie ein Affe, stellt sich auf seine Beine und zieht an seinen Armen. »Ich habe Hunger und ich will zum Wasserfall gehen«, bettelt sie.
»Hey, das ist eine tolle … «
»Nein!«, unterbricht ihn Taylor.
»Bitte!« Saya schaut mit bettelnden Hundeaugen zu Taylor, denen niemand widerstehen könnte.
»Ich dachte, dein Bruder muss arbeiten«, sagt sie in einem unterkühlten Tonfall.
Rei hebt Saya von seinem Schoß herunter, steht auf und geht nach drinnen. »Hast du auch Hunger?«, fragt er Taylor.
»Auf was, denkst du, habe ich wohl Appetit?«, fragt sie mit rauchiger Stimme, als sie Rei nach drinnen folgt.
Rei macht den Kühlschrank auf und wühlt darin herum. Ein teuflisches kleines Grinsen erscheint auf seinem Gesicht. »Magst du eine Orange?«, fragt er.
»Klar. Ich liebe Orangen. Sie riechen wie dein Duschgel.«
Ihr Kommentar lässt sein Lächeln sofort wieder erstarren. »Das ist kein Duschgel. Der Geruch kommt von meiner Seife«, informiert er sie. »Hier, nimm.« Er wirft die Orange über seine Schulter und zu meiner Überraschung fängt sie die Frucht auf.
»Danke.«
Er holt ein Bündel Karotten aus dem Kühlschrank, während Taylor damit kämpft, die Orange mit meinen kurzen Fingernägeln zu schälen.
»Brauchst du Hilfe?«, fragt er.
»Danke.« Sie gibt Rei die Orange. »Wie lange kaue ich schon Fingernägel?«
»Als wir vier waren, hat dein Vater sich ein paar Wirbel gebrochen.«
Rei schält die Orange in ein paar Sekunden und gibt sie ihr zurück. »Damals hast du damit angefangen.«
Taylor sagt daraufhin nur trocken: »Na, ich glaube, jetzt bin ich geheilt. Die Gehirnerschütterung war vielleicht gar nicht so schlecht.« Sie zwinkert und stopft ein Stück Orange in ihren Mund.
Rei murmelt etwas von Karotten und zieht ein Schneidemesser aus dem Messerblock auf dem Küchentisch. Sobald er das Grün abgeschnitten hat, greift sich Saya das Bündel. »Kitzel, kitzel«, sagt sie und wedelt damit unter Taylors Nase herum.
Taylor sieht sie reglos an. »Warum gehst du nicht und siehst fern oder so was?«
»Hey, du hast recht!«, ruft Saya Rei zu. »Anna erinnert sich nicht einmal an die Fernsehregel.«
»Ihr habt
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