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Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Titel: Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Rosati
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Laken auf seinem ungemachten Bett. Ist Rei der einzige Mann, der seine Laken wäscht? In dem Zimmer hängt ein leicht ekelhafter Geruch – eine Kombination aus verschwitzten Socken und saurer Milch. Er hat einen schönen Desktop-Computer, der noch online ist. Ich muss nur You Tube aufrufen und dann mein düsteres und verstörendes Video abspielen. Ich drehe den Lautstärkeregler bis zum Anschlag. Als er mit einem erstaunten Blick auf dem Gesicht in sein Zimmer stürmt, um nachzusehen,warum seine Lautsprecher fast explodieren, wartet eine nette Überraschung auf ihn.
    Ich!
    Ich stehe neben seinem Computer und sehe aus wie ein Mädchen aus Fleisch und Blut. Für einen kurzen Moment schauen seine blauen Knopfaugen verwirrt drein, und ich kann fast sehen, wie eine große Gedankenblase mit dem Wort »Häh?« über seinem Kopf aufsteigt. Er sieht kurz zum Fenster herüber, als ob er versuchen würde zu verstehen, wie ich hereingekommen bin. Was für ein Idiot! Vielleicht sollte ich in seine Richtung schweben und mich ein ganz kleines bisschen durchsichtig machen …
    Er schreit wie am Spieß, rennt zur Tür und stolpert in Panik die Stufen herunter.
    Ich lasse das Video an und beame mich zu Rei zurück.
    »Das war schnell!«
    Er hat geschrien und ist weggerannt. Bin ich wirklich so furchteinflößend?
    Rei lacht zum ersten Mal seit einer langen Zeit. »Die Frage beantworte ich lieber nicht.«

29
    Am Mittwoch sind eine Menge seltsamer Menschen in der Schule. Die Polizei durchsucht Seths Schließfach und findet den zusammengeknüllten Zettel, den sie vorsichtig in einen Plastikbeutel legen und beschriften. Sie wühlen sich durch seinen Spind und finden Schulbücher, zerfledderte Notizbücher, Bleistiftstummel und eine Plastiktüte mit einem vergammelten Sandwich, belegt mit nicht identifizierbarem Fleisch, von dem ein ranziger Geruch ausgeht. Jetzt, wo das Sandwich unter den ganzen Sachen ausgegraben wurde, ist er deutlich zu riechen.
    Irgendjemand hat entschieden, dass es einfacher ist, wenn die Anwälte in die Schule kommen und alle Schüler, mit denen sie reden wollen, dort verhören, als andersrum. Einige Klassenzimmer dienen jetzt als Verhörräume. Während der Befragung müssen die Eltern anwesend sein. Annaliese Rogan ist vom Sportunterricht befreit worden, damit der Staatsanwalt ihr Fragen stellen kann. Meine Mum trifft sie im Klassenzimmer und hört zu, als Taylor ihre Aussage macht. Taylor zieht dabei eine große Show ab: inklusive dramatischer Gesten, Keuchen und schockiertem Gesichtsausdruck. Ihre Version der Geschichte ist erstaunlich konsistent, und der Staatsanwalt grinst wie ein Dorftrottel, während er sich Notizen macht.
    Er sieht viel zu glücklich aus. Ich entscheide, dass meine Anwesenheit notwendig ist. Ich schwebe auf den Aktenschrank,der hinter Taylor und meiner Mutter steht, und mache mich sichtbar. Sein Lächeln erstirbt sofort.
    »Was? Habe ich etwas Falsches gesagt?«, fragt Taylor, als sie sein erstarrtes Gesicht sieht.
    »Nein, nein, Sie haben nichts falsch gemacht. Hmm, also, Sie haben etwas über die Bluse gesagt?«
    »Ja!«, sagt Taylor. »Er hat ihre Bluse mit beiden Händen gepackt und sie aufgerissen! Es sah aus, als wolle er sie vergewaltigen!«
    Ich verdrehe die Augen und schüttle den Kopf.
    Der Staatsanwalt sieht mich an, dann betrachtet er Taylor und macht sich Notizen.
    »Und als sie sich gewehrt hat, da hat er sie am Handgelenk gepackt und sie zum Abgrund gezerrt.«
    Ich schüttle wieder den Kopf und der Staatsanwalt sieht von Taylor zu mir. Taylor wirbelt herum, aber ich verschwinde, bevor sie mich sehen kann. Meine Mutter scheint der Meinung zu sein, dass sie schneller wieder zu ihrer Arbeit zurückkommt, wenn sie sich still verhält und sich nicht umdreht.
    »Also, Sie haben gerade etwas über sein Handgelenk gesagt?«
    »Ja! Sie hat heftig versucht, sich gegen ihn zu wehren, und sein Handgelenk gepackt, aber er war einfach zu stark.«
    Ich mache mich wieder sichtbar und schüttle wieder den Kopf. Der Staatsanwalt hat ein falsches kleines Lächeln auf dem Gesicht, als er sich noch mehr Notizen macht.
    Ich bewege mich zur Tafel. Wie die meisten Tafeln ist sie mit einer dicken Kreideschicht bedeckt. Meine Buchstaben sind so schwach, dass man sie nur lesen kann, wenn man sieht, wie ich schreibe:
    Sie lügt.
    Ich sehe mich um und stelle sicher, dass der Staatsanwalt erkennt, was ich geschrieben habe. Er sieht es und blickt mir direkt in die Augen. Wo seine Augen sein sollten,

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