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Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Titel: Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Rosati
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in den Karton zurück. Als sie ihr Werk beendet haben, stehen zehn leere Flaschen im Karton. Meine Mutter öffnet den Kühlschrank und holt eine halb leere Flasche Chardonnay heraus, sieht sie wissend an, öffnet sie und leert auch sie in die Spüle. Rei stellt die Flasche zu den anderen, schließt den Karton und schultert ihn.
    »Ich bringe die Flaschen dann auch zum Laden und recycle sie für dich.«
    »Danke, das ist lieb von dir.« Meine Mutter seufzt und schnäuzt sich in ein Tuch Küchenpapier. »Hat sie dir gesagt, warum sie ihn geschlagen hat?«
    Rei schüttelt den Kopf. »Seit sie sich den Kopf gestoßen hat, ist sie nicht mehr sie selbst.«
    »Das stimmt.« Meine Mutter reißt ein weiteres Stück Küchenpapier von der Rolle und wischt ein paar verspritzte Tropfen Whiskey und Wasser von der Küchentheke. »Er ist kein schlechter Mensch, Rei. Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnerst, wie er vor dem Unfall war – du warst damals noch sehr klein. Ich weiß, dass Anna sich nicht daran erinnert.«
    »Das wird sie wieder. Ihr Gedächtnis wird zurückkommen, und wer weiß, vielleicht war das alles ja für etwas gut. Vielleicht hört er jetzt auf zu trinken.« Rei hebt den Karton auf seine andere Schulter.
    Meine Mutter seufzt erneut. »Sie konnte sich auch vor ihrerGehirnerschütterung nicht an irgendetwas Gutes über ihn erinnern. Sie … ich weiß nicht. Ich glaube fast, dass sie sich nicht erinnern will. Sie versteht nicht, dass er nichts dafür kann. Und weißt du, was wirklich frustrierend ist: Wir haben uns in dieser Woche so gut verstanden. Ich dachte, dass wir endlich eine Verbindung zueinander aufbauen können.«
    »Hmm, ja. Ich muss jetzt gehen. Am Freitag bin ich vor Gericht und ich muss heute noch dringend was für die Schule fertig machen.«
    »Oh, stimmt. Wie lief deine Aussage heute?«
    Rei zuckt mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Es gibt viele verschiedene Versionen davon, was passiert ist.«
    »Ist das der Grund, warum ihr beiden in letzter Zeit so wenig miteinander geredet habt?«
    Ich bin überrascht, dass ihr das aufgefallen ist. Ich dachte, dass mein sozialer Umgang sie nicht weiter interessiert.
    »Das und andere Dinge. In letzter Zeit ist wirklich ziemlich viel passiert.«
    »Sie musste ihnen die Wahrheit sagen. Das verstehst du doch?«
    »Vielleicht denkt sie ja nur, dass es die Wahrheit ist. Ich kenne Seth, und ich weiß, dass er nie jemanden töten würde. Es überrascht mich, dass sie ihr mit ihrer Gehirnerschütterung überhaupt glauben.«
    Meine Mutter schaut unsicher. »Ich war nicht am Wasserfall, Rei. Aber warum sollte sie lügen? Sie kennt das Mädchen nicht. Warum sollte sie gegen Seth aussagen und ihre Freundschaft mit dir gefährden, wenn sie sich nicht absolut sicher ist?«
    Rei sieht zu müde aus, um mit ihr zu streiten. »Ich muss gehen«, wiederholt er, stößt die Fliegengittertür auf und verschwindet in der Dunkelheit.
    Als er nach Hause kommt, warte ich in seinem Zimmer auf ihn.
    Es tut mir leid
, schreibe ich auf seiner Tastatur. Eigentlich will ich schreiben:
DEINE MUTTER HASST MICH!
Aber ich fange jetzt lieber nicht davon an. Dafür sieht er viel zu fertig aus.
    »Hast du nicht letztens gesagt, dass wir die beiden Menschen sein müssen, die sich auf der ganzen Welt am häufigsten entschuldigen, und dass du keine Lust mehr darauf hast?«, fragt er erschöpft.
    Ja, das stimmt. Aber mir tut es immer noch leid. Hätte ich nur auf Rei gehört und wäre in meinem Körper geblieben. Vielleicht wäre Taylor dann zwar tot, aber immerhin würde es keine Augenzeugen geben. Wie hieß noch mal der Ausdruck aus
Law & Order
? Beweislast? Außer wenn Seths DNA unter ihren Fingernägeln ihr ausgiebiges Bad im Fluss überlebt hätte, könnten sie rein gar nichts beweisen.
    Rei rollt sich auf sein Bett und legt sich auf die Seite. Seinen Kopf stützt er auf seinen Ellenbogen. »Sie meinte, dass sie nicht gegen Seth aussagt, wenn ich mit ihr ausgehe.«
    Wow. Was für ein Deal.
    »Ich kann das unmöglich tun.«
    Ich werde mich dafür hassen, aber ich muss es einfach sagen.
Das stimmt. Deine Mutter will nicht, dass du dich mit Mädchen triffst.
    »Oh. Du hast bei dem Gespräch zugehört«, sagt er matt.
    Ich nicke leise.
Vor allem sollst du nicht deine beste Freundin daten.
    »Das hat nichts mit dir zu tun. Das gilt für alle Mädchen«, betont er. »Sie glaubt, dass ich keine Zeit dafür habe. Das über dich hat sie nur gesagt, weil sie Angst hat, dass unsere Freundschaft

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