Aureol: Nefilim KI 5 (German Edition)
hielt sie bei den Schultern. »Ist schon gut. Tut mir leid.«
Sie sah zur Seite, wischte sich eine einzige lange Haarsträhne aus dem Gesicht und führte uns schließlich weiter in eine kleine Halle. Hier gab es Regale, ein paar alte Betten, die mit sauberen und relativ neuen Matratzen ausgestattet waren, sowie eine Art Küche und Vorratsschränke. Das Aggregat einer Kühlkammer brummte vor sich hin. Die Halle hatte ein paar schmale Fenster weit oben in der Wand und ich sah einen ungewöhnlich blauen Himmel dahinter. Der Anblick ließ mich innehalten, weil er irgendetwas in mir berührte. Ari sah mich an und lächelte, während sie einen Medi-Bot aus einem Schrank holte. Wir kümmerten uns um Sieraa, und nachdem ihre Blutung gestillt war, holte Aristea eine Schreibfolie hervor.
Es tut so gut, dich endlich wieder zu sehen. Ich wusste, dass ihr kommen würdet, aber nicht genau, wann. Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet.
Ich sah sie perplex an. »Dir muss sicher nichts leidtun! Woher wusstest du, dass ich nicht tot bin?«
Ich habe es in den Strömungen gesehen, doch was ich dort sehe, ist verwirrend und unstet.
Sieraa las den Text und sah sie mit großen Augen an. »Du siehst in die Zukunft?«
Ari zog eine Grimasse und nickte dann unsicher.
Ich setzte mich. »Hast du was zu trinken?«
Ari holte ein paar Dosen eines bekannten Getränkes aus der Kühlkammer und übergab sie uns. Ich las das Etikett mit beiläufiger Aufmerksamkeit, dann verschluckte ich mich beinahe.
» Kopako ? Sind wir in der Claifex?«
Ari grinste schief und nickte eilig.
Sieraa und ich sahen uns an, unfähig ein Wort zu sagen. Dann bestürmten wir Ari mit Fragen. Sie sah hektisch zwischen uns hin und her und hielt sich irgendwann die Ohren zu.
Ich hob die Hände. »OK. Ganz langsam. Nimm die Schreibfolie! Wie ... nein ... was ... nein, äh.«
Sieraa schnalzte mit der Zunge und warf mir einen genervten Blick zu. »Warum bist du hier?«
Ich habe meine Fähigkeiten mit Hilfe von Susannah und Odin entdeckt. Als Geran und der Rat das Sagen hatten, haben sie Experimente angeordnet. Ich habe mich widersetzt. Es gab Ärger. Ich wurde bestraft. Dann bin ich geflüchtet.
»Hast du Hilfe, oder bist du hier allein?«
Odin hilft mir, doch jetzt wird er überwacht. Sargon und alle anderen stehen unter Gerans Kontrolle. Er hat ein altes Gerät mitgebracht. Es kontrolliert die Nefilim.
Ich fuhr mir durch die Haare. »Alle?«
Nein. Odin und Musashi auf keinen Fall.
»Musashi?«
Er ist geflohen. Ich konnte ihn nicht finden, bisher. Ich brauche eure Hilfe. Es ist so schwer, wenn man nicht sprechen kann.
Sieraa erhob eine Hand streichelte Ari über das Gesicht. »Wie kann man so etwas nur machen? Warum hast du Iason davon abgehalten, diesen Mistkerl ins Jenseits zu befördern?«
Ari wandte sich rasch von uns ab und verschränkte die Arme, sah mich dann schmerzerfüllt an und kehrte zu der Folie zurück, die neben Sieraa auf der Matratze lag.
Wenn Geran tot ist, kann Susannah wieder heiraten.
Ich zuckte mit den Schultern. »Ja, aber was hat das mit Geran zu tun?«
Sieraa lehnte sich zurück und musterte mich eindringlich, während Ari mit zackigen Bewegungen Worte auf die Folie krakelte.
Sie hat ein Verhältnis mit Simeon. Sie werden sicher heiraten, wenn er tot ist. Bisher will Geran sich nicht scheiden lassen und Ehebruch wird bestraft.
Ich las den Text einmal. Dann noch einmal. Wut packte mich. Konnte es wahr sein?
»Ich brauche jetzt frische Luft. Ist das die Tür?«
Ari nickte.
Ich ging zu der rostigen Stahltür, misshandelte den Schalter, bis sie endlich zur Seite glitt und trat in einen wunderschönen, warmen Tag hinaus. Die Luft roch herrlich, mein Körper war weder zu schwer noch zu leicht, alles auf diesem Planeten schien perfekt.
Ich schrie.
Vor Wut, aus Frust, aus Trauer.
Ich hatte ein Leben verloren, war in ein anderes geschleudert worden und alles, was ich dort vorfand, waren die Ruinen meiner früheren Existenz. Nichts war auch nur annähernd so, wie ich es mir erhofft hatte, als ich den ersten Schock überwunden hatte, der einsetzte, als Sieraa mir erklärte, dass ich vier Jahre lang Tod gewesen war. Ich raufte mir die Haare und rieb mir über das Gesicht, um die Tränen wegzuwischen. Ich weiß, ich bin eine echte Heulsuse, aber es ging nicht anders.
Was für ein Haufen Scheiße.
Sieraa kam hinaus und trat zu mir. Sie drückte mir die Schulter und sagte nichts, wofür ich ihr sehr dankbar war. Lange schwiegen
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