Aureol: Nefilim KI 5 (German Edition)
wir.
Schließlich drangen Eindrücke der Umgebung allmählich in mein Bewusstsein. Vor uns lag ein bewaldetes Tal mit einem See darin. Vereinzelte Ruinen waren seit langer Zeit verlassen, am Horizont war ein Tornado zu erkennen. Hinter uns ragte nur ein kleiner Teil des Gebäudes aus dem Berghang, in den es offenbar eingelassen war.
»Hat Ari dir mitgeteilt, wo wir sind?«
Sieraa seufzte. »Das hat sie.«
»Jetzt mach doch nicht so ... oh nein.« Ich sah mir den Himmel an, fand den zerbrochenen Mond und ließ die Schultern hängen. »Bitte nicht! Nicht das auch noch!«
»Terra.«
»Lass uns wieder reingehen, die Strahlung hier draußen muss exorbitant sein.«
Sieraa sah sich erschrocken um und folgte mir in den Bunker. Wir gingen zu Ari und ich erklärte ihr, warum es keine gute Idee war, sich hier aufzuhalten. Statt einer Antwort holte sie einen Scanner und zog uns wieder hinaus unter den freien Himmel. Sie stellte das Gerät geschickt ein und Sieraa und ich lasen die Anzeige ab.
Sieraa rollte die Schultern. »Das sind vertretbare Werte.«
Ari gestikulierte im Kreis, erhob die Hände und schüttelte dann den Kopf, als sie auf den Scanner tippte. Dann zeigte sie mehrmals auf den Boden zwischen uns, machte eine Grimasse und nickte.
»Hier ist es OK? Anderswo nicht so?«
Sie nickte erleichtert.
Sieraa sah sie an. »Hast du ein Schiff?«
Sie schüttelte den Kopf.
Ich wischte mir über den Mund. »Wir können nur von hier weg, indem du uns versetzt, wie du es vorhin gemacht hast?« Ari zog eine Grimasse, die entschuldigend wirkte und nickte.
»Das ist in jeder Hinsicht zum Kotzen.«
Sieraa machte ein missmutige Miene. »Können wir zurückkehren und die Dilisa holen?«
Ari zuckte mit den Schultern.
Ich lachte. »Wozu? Ist doch schön hier.«
Sieraa sah mich ernst an und ich lachte erneut. Es war mir alles so egal. Ich hatte keine Lust mehr. Jeder Sinn war fort, jeder Grund zu handeln erschien mir überflüssig und belanglos. Ich hatte nichts mehr, was mich antrieb. Ari kam zu mir und packte mich an den Schultern. Sie sah mich mit einer tiefen Falte in der Stirn an und schüttelte langsam den Kopf.
Ich stieß sie fort. »Was willst du von mir? Ich kann dir weder deine Zunge noch deinen Simeon zurückgegeben.«
Sieraa eilte zu mir und versetzte mir eine Ohrfeige. »Die hast du dir redlich verdient! Bleib hier draußen und bemitleide dich selbst!«
Sie nahm Ari bei der Hand, der die Tränen in den Augen standen, und ging zurück in den Bunker. Ich sah den Tornado am Horizont und wünschte, er würde in meine Richtung umschwenken und mich hinwegfegen. Irgendwann setzte ich mich auf einen umgefallenen Baum und wartete darauf, dass er es tat. Als er leider in der Dämmerung verschwand und der zerbrochene Mond wie zwei Hälften einer Münze auf mich herabschien, saß ich auf dem Boden, den Baumstamm im Rücken und starrte in den Nachthimmel. Über mir war ein Meer aus Sternen. Ihr Licht war seit Millionen von Jahren durch den Weltraum gereist und die Sonnen, die es abgestrahlt hatten, waren möglicherweise lange erloschen. Ich dachte an Susannah, ihr Gesicht mit der feinen Narbe darin und fragte mich, ob wir jemals wieder zueinander finden konnten. Sie hatte einen despotischen Ehemann und ein Verhältnis mit Simeon. War das wirklich die Frau, die ich kennengelernt hatte? Die ich liebte?
Seit ich Sargon aus dem Eis befreit hatte, war mein Leben stetig bergab gegangen. Außer in diesem einen Punkt. Ich sah meine Prothese an, dachte an all die Sorgen und Kämpfe und fing allmählich an, mich zu ärgern.
So konnte es nicht weitergehen.
Ich musste das Ruder wieder in die Hand nehmen. Zu lange hatten andere über mein Schicksal bestimmt. Jetzt, da Sieraa mich von Aureols Einfluss befreit hatte, war ich wieder Herr meiner Entscheidungen.
Es wurde Zeit, dass ich welche traf.
Das Rattern der Tür im Bunker kündigte einen Besucher an. Es war Sieraa. Sie hielt einen heißen Tee und eine Decke in den Händen.
»Ist da noch Platz?«
Ich zog eine Grimasse und zuckte mit den Schultern.
Sie setzte sich dicht neben mich und warf die Decke über unsere Beine, denn es wurde allmählich kühl. Sie drückte mir den Becher in die Hand und sah mich kurz an.
»Also gut. Wann brechen wir auf und holen mein Schiff zurück?«
Ich lachte. »Morgen. Heute nicht mehr.«
»Gut. Ich kann dich nicht ausstehen, wenn du ein Jammerlappen bist.«
»Du bist ein sehr einfühlsames Wesen. Vielen Dank.«
»Es wäre angemessen, wenn
Weitere Kostenlose Bücher