Aurora
leid?«
»Das mit dem Geld für den letzten Monat.«
»Dem Geld für die letzten drei Monate.«
»Die Bank hat irgend etwas durcheinandergebracht.«
»Sieh zu, daß du einen Job kriegst, Fluke.«
»Wie du, meinst du?«
»Scher dich zum Teufel!«
»Okay. Ich nehme das zurück. Ich habe heute morgen mit Adelman gesprochen. Kann sein, daß er etwas für mich hat.«
»Weil es so nämlich nicht weitergehen kann, weißt du das?«
»Ja, weiß ich. Hör zu, es kann sein, daß ich hier auf etwas gestoßen bin.«
»Was hat Adelman dir angeboten?«
»Adelman? Oh, eine Dozentenstelle. Aber darum geht’s jetzt nicht. Die Sache könnte sich als Sackgasse herausstellen. Könnte aber auch was ganz Großes werden.«
»Um was geht es denn?«
Da war eindeutig etwas merkwürdig an der Verbindung. Kelso hörte die eigene Stimme mit Verzögerung noch mal, es konnte aber unmöglich ein Echo sein. »Könnte aber auch was ganz Großes werden«, hörte er sich sagen.
»Ich möchte am Telefon nicht darüber reden.«
»Du möchtest am Telefon nicht darüber reden…«
»Ich möchte am Telefon nicht darüber reden.«
»…nein, natürlich nicht. Und weißt du auch, warum? Weil es wahrscheinlich wieder einmal der übliche Blödsinn ist…«
»Einen Moment, Maggie. Hörst du mich zweimal?«
»…und da ist Adelman, der dir einen vernünftigen Job anbietet, aber du willst ihn natürlich nicht, weil das bedeutet, daß du…«
»Hörst du mich zweimal?«
»… dich der Verantwortung stellen mußt…«
Kelso legte sacht den Hörer auf. Er betrachtete das Telefon ein paar Sekunden, dann streckte er sich wieder auf dem Bett aus und zündete sich noch eine Zigarette an.
Stalin hielt bekanntlich nichts von Frauen.
Er war sogar überzeugt, daß es so etwas wie intelligente Frauen überhaupt nicht gab – er nannte, sie »Heringe mit Ideen«. Über Lenins Frau, Nadeschda Krupskaja, bemerkte er einmal Molotow gegenüber: »Sie mag zwar dieselbe Toilette benutzen wie Lenin, aber das heißt noch lange nicht, daß sie irgend etwas über den Leninismus weiß.« Nach Lenins Tod glaubte die Krupskaja, daß ihr Status als Witwe des großen Mannes sie vor Stalins Säuberungen schützen würde, aber Stalin belehrte sie rasch eines Besseren: »Wenn Sie nicht den Mund halten«, erklärte er ihr, »besorgen wir der Partei eine neue Lenin-Witwe.«
Aber das ist nicht die ganze Geschichte. Und hier stoßen wir auf eine dieser merkwürdigen Umkehrungen der überlieferten Weisheiten, Umkehrungen, die unsere Profession gelegentlich so spannend machen. Denn obwohl allgemein angenommen wird, daß Stalin dem anderen Geschlecht weitgehend gleichgültig gegenüberstand – der klassische Fall des Politikers, der all seine fleischlichen Gelüste in der Ausübung seiner Macht aufgehen läßt –, scheint das Gegenteil zuzutreffen. Stalin war ein Schürzenjäger.
Diese Facette seines Charakters ist erst kürzlich ans Licht gekommen. Es war Molotow, der Tschujew 1988 (Sto sorok besed s Molotovym, Moskau) wortkarg erzählte, daß Stalin »immer stark auf Frauen gewirkt« habe. 1990 lüftete Chruschtschow dank der postumen Veröffentlichung der letzten mit ihm geführten Interviews (The Glasnost Tapes, Boston) den Schleier noch ein bißchen mehr. Und inzwischen haben uns die Archive noch weitere wertvolle Details geliefert.
Wer waren diese Frauen, deren Gunstbezeigungen Stalin vor und nach dem Selbstmord seiner zweiten Frau genoß? Ein paar davon sind uns bekannt. Da war die Frau von A. I. Jegorow, dem Ersten Stellvertretenden Volkskommissar für Verteidigung, die in Parteikreisen für ihre zahllosen Affären berüchtigt war. Und dann war da die Frau eines anderen Militärs – Gusew –, die angeblich in der Nacht, in der Nadeschda sich erschoß, mit Stalin im Bett lag. Da war Rosa Kaganountsch, die Stalin, nachdem er verwitwet war, anscheinend eine Zeitlang zu heiraten gedachte. Und, was vielleicht am interessantesten ist, da war Schenja Allilujewa, die Witwe von Stalins Schwager Pawel. Ihr Verhältnis mit Stalin ist in einem Tagebuch beschrieben, das s eine Schwägerin Maria führte. Es wurde bei Marias Verhaftung beschlagnahmt und erst kürzlich freigegeben (F45 O1 D1).
Das sind natürlich nur die Frauen, über die wir etwas wissen. Andere sind bloße Schatten in der Geschichte, wie das junge Dienstmädchen Waletschka Istomina, das 1935 in Stalins Dienste trat (»ob sie Stalins Geliebte war oder nicht, geht niemanden etwas an«, sagte Molotow zu
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