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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
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glücklich fühlte. Nicht fähig, sich zu wehren, ließ er sich
verdrießlich fortzerren. Wann endlich ließ diese scheußliche Halluzination
nach? Er wollte zurück, zurück zu Hellen. Waren Hellen oder die Schmerzen in
seiner Brust eine Sinnestäuschung?
    „Er ist wieder da, wir haben ihn Gott sei dank
zurück“, hörte er aus weiter Ferne. Jetzt war es ihm plötzlich klar, seine
sensorischen Nervenbahnen funktionierten wieder. Sie leiteten Kälte und
Schmerzempfinden in sein Gehirn, er nahm die Umwelt wieder wahr und hörte
Stimmen. Was für einen absurden, surrealistischen Traum hatte er geträumt. Sein
Geist schwang sich wieder ins volle Bewusstsein empor. War es tatsächlich
möglich, so realistisch zu träumen? Oder war der Traum von Hellen nur ein
abgespultes, neurobiologisches Schutzprogramm, das ihm die Agonie, das Sterben
weniger schrecklich, ja wünschenswert erscheinen lassen sollte. Seltsam, wie
klar diese Impressionen ihm erschienen waren, und wie klar, präzise und logisch
er seine Gedanken jetzt nach diesen Empfindungen wieder ordnen konnte. Nein, es
konnte kein Nahtoderlebnis gewesen sein, das Diktat seiner Logik ließ diesen
Schluss nicht zu. Ungewöhnliche Stressfaktoren haben seine Synapsen
durchbrennen lassen, haben ihn diesen Traum träumen lassen, haben seine
innersten Wünsche, seinen Sehnsüchten Gestalt verliehen. Hanson war sich
sicher, genau so muss es gewesen sein, etwas anderes zu glauben, ließ seine
berufliche Sachlichkeit nicht zu. Klar, ein Stresshormon, wie immer das auch hieß,
hat den bevorstehenden Tod, wenn es überhaupt so gewesen ist, in den schönsten
Farben in seinem Kopf projiziert. Aber eines fernen Tages, dass wusste Hanson,
würde er Gevatter Tod tatsächlich gegenüberstehen, ihm dann die Hand reichen,
reichen müssen, um alle Sorgen hinter sich zu lassen und Hellen wieder in den
Arm nehmen können.
    Jetzt wieder ein heftiger Stoß gegen seine Brust
mit fürchterlichen Schmerzen. Wer verdammt noch Mal stieß ihn fortwährend?
Hellen war es nicht. Das hatte er geträumt. Oder träumte er etwa immer noch?
Nein, Schmerzen waren doch vitale Reaktionen. Ergo, lebte er. Ja, jetzt wollte
er leben. Sein ganzes Dasein, seine zukünftige Existenz bündelte sich zu einem
Zentrum in dessen Fokus er nicht Hellen, sondern Rebecca sah. Mit einem Mal
schien es, als hätten alle Fragen des Lebens eine Antwort gefunden.
Glücklichsein und Liebe ist der Sinn des Lebens. Alles andere sollte sich
diesem Ziel unterordnen. Die Fehler, die ihm bei Hellen unterlaufen waren,
wollte er nicht noch einmal begehen.
    Es gibt Ereignisse, die erst gelebt oder erlebt
werden müssen, um sie bewerten zu können, um daraus Erkenntnisse für die
Zukunft zu gewinnen. Mit Rebecca sollte es anders werden. Der Schuss in seine
Brust war ein solches Ereignis. Zweifel plagten ihn, Zweifel aus seinem
tiefsten Inneren an seinem bisherigen Dasein wurden ihm zur Gewissheit, ein
Leben, ein Dasein, das vergeudet schien. Jahr für Jahr, tagaus tagein, hatte er
kleine und große Strolche gehetzt, gejagt und gefangen, seinen ganzen Ehrgeiz
darauf verschwendet. Das Leben, die Zeit ist ihm dabei wie Sand zwischen seinen
Fingern zerronnen. Keine ruhmreiche Lebensbilanz konstatierte er, bei weitem
nicht. Jetzt wollte er die ihm verbleibende Zeit nur noch mit Leben und nicht
mit Jahren füllen. Doch dann, unvermittelt sah er sich plötzlich wieder Hellen
gegenüber, so als wollte sie ihn an sein Gelöbnis erinnern, sich nach ihrem Tod
eine neue Lebensgefährtin zu suchen.
    Seltsam, in ihm hatte sich etwas verändert.
Nahtoderlebnis hin, Nahtoderlebnis her, die Botschaft war angekommen. Rebecca
würde ihm dabei helfen, die schönen Dinge des Lebens zu entdecken und ein
anderes, ausgefüllteres Leben zu führen. Aber würde er in einem solchen Leben
seine Jagdleidenschaft bändigen können? Wohl kaum.
    Die Stöße gegen seine Brust wurden eingestellt.
Jetzt wurde er beidseitig geohrfeigt. „Aufwachen, aufwachen“, schallte es in
seinem Kopf. Es war die Stimme seines Freundes. Als Hanson die Augen aufschlug,
sah er einen fetten Kerl kniend neben sich, schweißtriefend, der rhythmisch mit
beiden Händen auf seine Brust drückte. „Leute, wir haben ihn wieder
zurückgeholt“, keuchte der Fleischkloß. Gerber schaute erst skeptisch den
fetten Kerl an und dann runter auf Hanson. Sein besorgter Gesichtsausdruck
wandelte sich zu einem überglücklichen. Hanson sah dann zwei Paar weißgehüllte
Beine, die in weißen Schuhen

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