Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
Polizist soeben
angedeutet. Anders konnte diese Formulierung, dass mehr auf dem Spiel stehen
würde, als die Rechtsstaatlichkeit, nicht verstanden werden. Angst flammte in
ihm auf. „Ich bin immer wieder aufs Neue erstaunt, wie Polizisten in diesem
Land ihre Schandtaten zu rechtfertigen versuchen. Selbst das Unrecht ist Ihnen
recht, um mich zur Strecke zu bringen“.
„Oberst, Sie sagen es“.
„Herr Kommissar, ist das hier ein Mummenschanz
oder vielleicht ein Femegericht, sind Sie der Richter, ist das Urteil schon
gesprochen und sind ihre Kollegen die Vollstecker?“
Hanson fühlte den strammen Habitus des Obersten
bröckeln. „Schukow, hören Sie zu, wir beide verstehen unser Handwerk, viel zu
lange plagen wir uns mit artverwandten Problemen. Sie auf der einen, ich auf
der anderen Seite. Von Mann zu Mann, helfen Sie mir, zu verstehen, seien Sie
kooperativ“.
„Sie sind emotional ein wenig unbalanciert, Sie
lassen Berufliches persönlich werden, Herr Kommissar, ein Fehler, der Ihnen
nicht passieren dürfte. Er trübt den klaren Blick für die Wirklichkeit. Ich
bedaure den Tod ihrer Kollegen, habe aber nichts damit zu tun. Wenn Sie keine
anderen und besseren Argumente für meine Verhaftung finden, werde ich jetzt
meinen Mantel anziehen, mich verabschieden und gehen. Sie werden schon ihre
Hunde von der Kette lassen müssen, um mich aufzuhalten“.
Hinter Schukows Stirn schien aber was völlig
anderes abzulaufen. In seinen Augen flackerte ein gefährliches Feuer, das
Hanson aber leider nicht zu deuten verstand. Schukow griff seinen Mantel,
schlüpfte hinein, er fühlte die Pistole in der Manteltasche, seine Faust
umklammerte den Kolben und schnellte heraus. Die Waffe war auf Hanson
gerichtet.
Hanson war erschrocken. Er konnte nicht
akzeptieren, was seine Augen sahen. Wo hatte dieser Mistkerl plötzlich die
Waffe hergezaubert? Wie war es ihm gelungen, sie vor Haller und Pelka zu
verbergen. Richtig, er hatte vor der Körpervisitation seinen Mantel ausgezogen,
in dem die Pistole verborgen war. Langsam dämmerte es Hanson, das Ablegen des
Mantels geschah nicht weil ihm warm oder heiß wurde. Nein, es war eine
planvolle Aktion. Hanson hätte es besser wissen müssen. Dieser Bursche tat
nichts zufällig. Sein Tun, sein Wille, seine Überlegungen, seine
Entscheidungen, alle seine Handlungen waren zielgerichtet. Hanson zwang sich
zur äußersten Ruhe und Gelassenheit und blickte desinteressiert in das Gesicht
seines Widersachers. „Einen kleinen Moment, Herr Oberst, mein letztes und
bestes Argument ist die Dame dort am Tisch in der Ecke, Olympionikin im
Pistolenschießen, bewaffnet mit einer neun Millimeter Parabellum. Und wenn Sie
sich dagegen gewappnet wähnen und weiter auf mich zielen, Schukow, wird meine
Kollegin Sie eines besseren belehren und diesen Zustand und unsere leidige
Diskussion präzise und nachhaltig zu beenden wissen, zu ihrem Nachteil versteht
sich. Also Oberst, lassen Sie die Waffe fallen, jetzt sofort, wenn ich bitten
darf.
Hanson kannte genügend viele kampferprobte
Schützen aus den SEK-Einheiten des Landeskriminalamtes, um zu erkennen, dass
der Oberst mit Handfeuerwaffen weniger geübt war.
Schukow drehte seinen Kopf in die Ecke, sah die
Dame, vor der ihn sein zweites Ich immer gewarnt hatte, und eine Waffe auf sich
gerichtet.
Der Abstand zu Schukow betrug anderthalb Meter,
einen Meter zu viel, leider. Doch Schukow kam langsam und drohend näher. Den
Tod vor Augen, arbeitete Hansons Gehirn mit einer nie da gewesenen Präzision
und Schnelligkeit. Mehr couragiert als wütend oder ängstlich erinnerte sich
Hanson seiner besten Tage, erinnerte sich an seine Karateausbildung und nutzte den
Augenblick, den sein Gegner brauchte, um seinen Kopf zu seiner Kollegin zu
wenden. In Hüfthöhe winkelte Hanson seinen rechten Arm, seine Hand ballte sich
zur Faust. Seine Wut war inzwischen ins Maßlose gewachsen. Hansons Bauchgefühl
aber mahnte, das gut erdachte Bravourstück nicht durchzuführen. Zu spät, sein
Raubtierinstinkt ließ sich nicht mehr bremsen. Der Entschluss war unumkehrbar,
die Aktion lief reflexartig ab. Ein kurzer, mit aller Kraft geführter Stoß, der
zielgenau den Solarplexus seines Kontrahenten traf, ließ sich nicht mehr
aufhalten. Hanson hätte früher auf seinen Bauch hören sollen. Unverzüglich
spürte er dunkle Vorahnungen in sich hochsteigen. Wie töricht es doch war, das,
was theoretisch möglich war, mit dem zu verwechseln, was tatsächlich ein
solcher Schlag auf den
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