Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
Stellvertreter herab. Gichtfinger krallten
sich in das Revers des Versagers und zogen ihn vom Sitz hoch. In seinen Augen
gewahrte McLeear Angst. Eine Angst, die sich nicht auf die momentane Situation
bezog, sondern lediglich auf seine Berufskarriere. Er ahnte, sie dürfte beendet
sein.
„Sie verdammter Ignorant“, bellte McLeear los,
„draußen ist die Hölle los und Sie haben nichts besseres zu tun, als sich
Videos reinzuziehen. Sagen sie mir, wie fühlt man sich, wenn man schuldhaft den
Tod eines Menschen mitzuverantworten hat?“
McLeears Hände lockerten sich und gaben den
Uniformkragen frei. „Morgen stehen Sie wieder auf der Kreuzung und regeln den
Verkehr, dafür werde ich sorgen, verlassen Sie sich drauf“. Dann strichen
McLeears Hände den Kragen seines Gegenübers mit einer fast zärtlichen Geste
glatt. „Entschuldigen Sie“, hauchte McLeear, „ich habe mich hinreißen lassen,
was unentschuldbar ist“.
Die Tür des Befehlswagens wurde von außen
aufgerissen. Ein Constable schlug kräftig die Hacken zusammen und salutierte
mit einer flüchtig zum Mützenrand erhobenen Hand. Völlig außer Atem haspelte er
los. McLeear reimte sich das Gestotterte zusammen. „Wollten Sie mir mitteilen,
Williams, dass ein Kleinwagen, von dem nicht mehr viel übrig geblieben ist,
noch innerhalb unserer äußeren Absperrung explodiert ist?“
„Aye, Aye, Sir, es hat einen Riesenkrater in den
Straßenasphalt gerissen“.
„Constable, überlegen Sie, war’s der Kleinwagen,
der explodierte oder ist ein Kanalschacht in die Luft geflogen?“
„Ka, Kana“..., Constable Williams räusperte sich,
„Kanalschacht?, gut möglich“, stammelte er, „im Explosionskrater war jede Menge
Wasser in dem ein abgerissenes Bein schwamm oder lag, hat mich auch gewundert,
wo das Wasser herkam“.
„Es hat also Tote gegeben?“
„Aye, Sir, zumindest hat ein Mensch die Explosion
nicht überlebt. Außer einem Bein habe ich keine weiteren Leichenteile sehen
können“.
Mehr apathisch als konzentriert telefonierte
McLeear mit seinem Handy nach dem Leiter des Bombenräumkommandos und suchte,
während er auf die Verbindung wartete, mit der anderen Hand in den
Faxnachrichten die Detailanmerkungen über die vermutlich verminten
Abwasserschächte. „Wo hat’s den Wagen zerrissen?“, wandte sich McLeear an den
Constable, ohne seine Suche zu unterbrechen.
Die Telefonverbindung kam nicht zustande,
McLeear drückte die Auflegetaste.
„Ecke Burns Drive und Purcell’s-Cove-Road hat’s
gewaltig gekracht. Die Kreuzung gibt es nicht mehr, nur ein großer Krater
klafft jetzt dort gähnend in die Landschaft“.
McLeear hielt die gesuchte Seite in den Händen.
Er traute seinen Augen nicht, die Krauts hatten tatsächlich Recht. Der Burns
Drive stand auf ihrer Warnliste, sogar die Schachtnummerierung war vermerkt.
Ihm wurde speiübel, er musste sich setzen. Seine rechte Hand, die noch die
Warnliste hielt, suchte verzweifelt hinter seinem Rücken nach einem Stuhl. Sie
griff ins Leere. Als McLeear einen leichten Stupser in seinen Kniekehlen
verspürte, hoffte er nur, dass sein Vize ihm den Rollstuhl zugeschoben hatte.
Egal, er ließ sich fallen. Die Armlehnen an seinen beiden Ellenbogen
signalisierten ihm, dass er tatsächlich saß. „McLeear, du bist zu alt für
diesen Job“, flüsterte er und hoffte, dass es von den beiden anderen nicht
gehört worden war. Wenn diese Scheiße vorbei ist, werde ich über eine
Pensionierung nachdenken, spann er gedanklich den Faden weiter und drehte sich
langsam zu seinem Assistenten um. McLeear sah in eine besorgte, ängstliche
Miene. „Constable Williams treten Sie ein“, verlangte McLeear unwirsch, ohne
seinen Vize aus den Augen zu lassen, „ich brauche Sie als Zeugen“. Etwas
verlegen stolperte Williams in den Befehlswagen und nahm erstaunt ein Fax
entgegen, das ihm vom Chief Inspector McLeear gereicht wurde. „Constable, lesen
Sie laut vor...“.
Unsicher begann Williams zu lesen: „Warnung –
dies ...“
„Beginnen Sie mit der Uhrzeit, oben links in der
Ecke“, unterbrach ihn McLeear barsch, „und sagen Sie mir, vor wie viel Minuten
das Fax an uns überspielt worden ist“. Erneut drückte McLeear die Kurzwahltaste
seines Handys.
Irgendwie hatte Williams begriffen, dass etwas
Offizielles vor sich ging. Sein Körper straffte sich, er schaute zur Uhr, die
über den vielen Funkgeräten an der Wand hing und nahm Haltung ein. „Yeah, das
Fax ist genau vor zweiundzwanzig Minuten vom Absender
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