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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
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nach analytischer Bewertung der
gesamten Situation festlegen. Den geplanten und bezahlten Winterurlaub hatte er
schon völlig vergessen.
    Als er die Praxis verließ, waren die
Zahnschmerzen auf ein erträgliches Maß zurückgegangen. Er öffnete die Haustür
zum Vorgarten und stellte mit Entsetzen fest, dass es noch heftiger zu schneien
begonnen hatte. Der Erkennungsdienst und die Kriminaltechnik würden kaum noch
Spuren am näheren und weiteren Tatort sichern können. Der Schnee dürfte wie ein
Leichentuch alle relevanten Spuren zugedeckt haben.
    Die Scheiße fängt ja gut an, dachte er und
wollte zu seinem Wagen gehen. Am Straßenrand standen vier völlig eingeschneite
Autos. Seinen Wagen konnte er auf den ersten Blick nicht erkennen. Die
Schneehauben auf den Autos ließen keine Unterscheidung mehr zu.
    Er fingerte in seinen Mantel nach dem Handy,
über das Präsidium wollte er eine Polizeistreife anfordern, die ihn zum Tatort
fahren sollte. Wegen seiner örtlichen Betäubung im Unterkiefer und seiner
abgefahrenen Sommerreifen schien es ihm sicherer, als mit dem eigenen Wagen zu
fahren.
    Wo war denn bloß das verdammte Handy, es war
verschwunden. Hanson eilte wieder in die Praxis, um von dort den notwendigen
Anruf zu tätigen. Von der Praxis aus rief er die Einsatzleitstelle an. Der
Diensthabende versprach ihm, sofort einen Wagen zur angegebenen Adresse zu
entsenden. Während des Telefonates konnte Hanson das aufreizende Parfüm von
Rebecca wahrnehmen. Sie musste es sich neu aufgelegt haben. Wieder stellte sich
bei ihm eine Halstrockenheit ein. In der Nähe dieses wunderschönen Wesens wurde
er immer nervös. Hanson spürte, wie ihm erneut die Röte ins Gesicht stieg. Verdammt,
er war doch kein Oberprimaner mehr, solche Gefühlswallungen hatte er vor zig
Jahren, als er Hellen kennenlernte. Aus purer Verlegenheit wandte er sich dem
Fenster zu und hielt nach dem Streifenwagen Ausschau, auf den er mehr als eine
halbe Stunde warten sollte. Eine halbe Stunde die er hätte nutzen können, um
mit dieser Schönheit anzubandeln. Attraktiven Frauen gegenüber war Hanson
gehemmt und verhielt sich manchmal etwas hölzern. Vielleicht schalt er sich
gedanklich, bist du es nicht mehr gewohnt, dich mit schönen Frauen zu
unterhalten, vielleicht bist du schüchtern geworden. Sei es wie es sei, er
brachte keinen Ton, geschweige, einen belanglosen Smalltalk heraus. Statt
dessen schaute er mit einer nach außen stoisch wirkenden Gelassenheit aus dem
Fenster nach der Funkstreife. Tatsächlich aber beobachtete er ihr Spiegelbild,
ihre anmutigen Bewegungen in der Glasscheibe.
    Nach einer 40-minütigen Wartezeit sah Hanson den
Streifenwagen vor der Gartenpforte halten. Der Streifenführer war ausgestiegen,
schaute suchend die Gegend ab und entdeckte ihn am Fenster, von wo aus Hanson
winkend auf sich aufmerksam machte.
    „Die verschneiten Straßen ließen keine
schnellere Fahrt zu“, entschuldigte sich der Streifenführer für die lange
Wartezeit.
    Hanson nannte das Fahrziel. Offensichtlich
hatten die Beamten noch keine Ahnung, was im Klosterforst, nahe der
Bundesstraße 76, vorgefallen war.
    „Herr Hauptkommissar, sollen wir Blaulicht und
Martinshorn einschalten?“, frug der Streifenführer dienstbeflissen. Hanson
ordnete normale Fahrt an und hatte somit Gelegenheit, sich gedanklich auf den
Tatort einzustellen. Wie mochte es dort aussehen? War alles zugeschneit? Waren
die benachrichtigten Kräfte schon vor Ort?
    Den Gerber, den Leiter der Kriminaltechnik,
wollte er unbedingt dabei haben. Er war eine Legende, auf seinem Fachgebiet die
absolute Koryphäe, der Papst in der Kriminaltechnik. Mit ihm pflegte Hanson
einen freundschaftlichen Umgang. Aber hatte der nicht einen Todesfall in seiner
Familie und Sonderurlaub beantragt? Richtig, sein Halbbruder war tödlich
verunglückt.
    Hansons Gedanken schweiften ab, den Neubeginn in
Kiel ließ er Revue passieren.
    Als er die Mordkommission übernahm, schlug ihm
nichts als eisige Kälte entgegen. Er hörte es förmlich in seinen Ohren dröhnen:
“Was willst du Besserwisser vom BKA, wir können unsere Morde auch ohne deine
Hilfe klären“. Gerber war der einzige, der ihn ehrlichen Herzens willkommen
hieß. Ihm eilte ein Ruf von einer imponierenden, fachlichen Reputation voraus.
Anfangs verkehrten sie kollegial, mittlerweile waren sie gute Freunde geworden.
Schwer war der Anfang, alle seine Handlungen wurden kritisch beäugt. Seine
neuen Mitarbeiter von der Mordkommission machten da keine

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