Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
Fahrzeug schauen können, die Scheiben
sind völlig vereist und wir wissen nicht, welche Spuren wir unter dem Schnee
zertrampeln. Bei der Bergung des Wagens werden ohnehin viel zu viele Spuren
vernichtet, so dass zumindest wir uns zurück halten sollten“.
„Ja, du hast recht“.
Sie standen nun auf einer kleinen Waldlichtung,
vor ihnen ein völlig zugeschneites Auto mit einer großen Schneehaube. Von der
Lichtung aus führte ein schmaler Feldweg in nordwestliche Richtung und verlor
sich augenscheinlich in einem winterlichen Wald.
„Der Weg trifft nach fast zwei Kilometern auf
die Landstraße, die nach Rönne und weiter nach Kronsburg führt,“ erklärte Gerber,
als hätte er die Frage, nach dem Verlauf des Weges, geahnt. „Vorsorglich,“ fuhr
er fort, „habe ich einen Durchläufer, den Kriminalassistenten Bachner, zum
Absuchen des Weges geschickt. Er wird besonders gründlich vorgegangen sein,
denn eigentlich sollte er schon zurück sein. Na ja, er will sich wohl noch
Sporen verdienen und alles zu meiner Zufriedenheit erledigen wollen. Relevante
Spuren wird er bei dieser Schneelage ohnehin nicht entdecken.“
Beide machten sich auf den Rückweg zu den
geparkten Dienstwagen.
Für Hanson schien es Zeit, sich um die
Tatortbewachung zu kümmern. Eine Hundertschaft Bereitschaftspolizisten dürfte
ausreichend sein. Wieder kramte er in seinem Trenchcoat alle Taschen durch. Das
verdammte Diensthandy blieb verschwunden. Er sah sich schon für den
Dienstherren eine Verlustmeldung formulieren mit dem obligatorischen
Schlussvermerk: Ich bin bereit, für den entstandenen Schaden aufzukommen. Mit
dem Handy seines Freundes rief er die Bereitschaftspolizei in Eutin an, um
seine Forderungen vorzutragen.
Nach mehrmaligen erfolglosen Anläufen hatte er
endlich den Leiter dieser Einheit an der Strippe. Kurz und knapp trug Hanson
den Sachstand vor und wies deutlich auf die zeitliche Dringlichkeit der
Tatortbewachung hin. Als hätte er es geahnt: dieser Paragraphen-Heini bestand
auf ein förmliches Ersuchen über den Dienstweg und ließ überhaupt nicht mit
sich diskutieren. Bevor Hanson noch etwas erwidern konnte, hatte der Teilnehmer
am anderen Ende das Gespräch beendet. Eine kaum zu bändigende Wut stieg in ihm
hoch, die von seinem Freund wahrgenommen wurde. Gelassen nahm dieser ihm das
Handy aus der Hand, blätterte im elektronischen Telefonbuch hin und her,
drückte kurz eine Taste und hatte augenblicklich die gewünschte Verbindung.
„Karen, hier ist Hagen, ich habe ein kleines
dienstliches Problem“, hörte er seinen Freund säuseln. Er trug dieser Karen,
nicht ohne zu erwähnen, dass schon ein erfolgloser Versuch von einem anderen
Kollegen gemacht worden war, mit fast gleichem Wortlaut das Anliegen vor und
beantwortete kurze Zwischenfragen der Frau am anderen Ende.
An seiner Gesichtsmimik erkannte Hanson, dass
die Sache in guten Händen war.
„Und vergiss nicht, diesem Betonkopf von der
Bereitschaftspolizei, Kröger war sein Name, Feuer unterm Hintern zu machen“,
hörte er seinen Freund noch sagen, der das Gespräch beendete und zu ihm gewandt
erklärte, “die Bewachung ist angeschoben, ich lasse noch zwei, drei Leute von
mir hier, bis die Hundertschaft hier eintrifft.“
„Wer ist Karen?“, wollte Hanson wissen.
„Meine Schwester Karen kennst du wohl noch
nicht? Der bissigste Blaustrumpf vom Kieler Innenministerium, Referentin für
Öffentlichkeitsarbeit, zweimal geschieden. Dag, diese Frau hat einen sehr, sehr
hohen Zickenfaktor, lass dich bloß niemals mit dieser Frau auf einen Streit ein,
die argumentiert dich an die Wand, eiskalt, du hast nicht die geringste Chance.
Diese Kampfemanze wird dem Bürohengst von der Bereitschaftspolizei schon die
Leviten lesen. Du kannst dich darauf verlassen, die Tatortbewachung wird in
weniger als einer Stunde hier aufmarschiert sein.“
„Übrigens“, fuhr Gerber fort, „recht schönen
Dank für deine Beileidsbekundungen, aber ich hatte keinen Kontakt mehr zu
meinem Halbbruder, wir hatten vor Jahren einen heftigen Streit und haben uns
aus den Augen verloren. Meine Anwesenheit bei der Beerdigung war nur eine
Pflichtübung.“
Bei den Fahrzeugen erteilte Gerber seinen Leuten
noch kurze Anweisungen, was den Transport des Daimlers mit der Leiche anging,
und bat darum, die anrückende Hundertschaft einzuweisen, damit eine exakte
Tatortbewachung gewährleistet war.
„Ach, und vergesst mir den Bachner nicht, der
erkundet noch den Feldweg, der vom Tatort
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