Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
offensichtlich von ein
und derselben Person oder Personengruppe verübt worden waren, mussten
aufgeklärt werden, koste es was es wolle. Aber wie sollten die Morde geklärt
werden, ohne Gerber?
Für Hanson stand fest, Bachners Tod war eine
unmittelbare Folge des ersten Mordes. Die Täter hatten in einem hohen Maße
handlungsorientiert und entschlossen agiert, als sie Bachner erschossen, der
ihnen eher zufällig in die Quere gekommen sein dürfte. Was hatte Bachner
entdeckt, hatte er vielleicht den Täter gesehen oder gar erkannt? Nein, diese
Verbrecher waren von einem größeren Kaliber. Der junge Bachner konnte sich in
solchen Kreisen noch nicht auskennen, dazu war er noch nicht lange genug bei
der Polizei.
„Erkannt hat er sicherlich keinen der Killer,
diesen Gedanken brauchte man nicht weiterzudenken,“ brummelte Hanson in sich
hinein und hoffte, dass sein Freund dieses Selbstgespräch nicht gehört hatte.
Hanson erschrak, dass er sich in diesem Moment
mehr mit den Morden beschäftigte, anstatt sich um seinen Freund zu kümmern. Der
saß immer noch phlegmatisch am Lenkrad, so als säße dort nur seine körperliche
Hülle. Es war offensichtlich, Gerber hatte den Schock über Bachners Tod und was
damit zusammen hing, noch nicht verwinden können. Schwerste Selbstvorwürfe
quälten ihn.
Wenn nicht ab und zu der Mond durch die
Wolkendecke brach, wär´s eine stockdunkle Nacht. Mit Blick auf seinen Freund,
eine Nacht zum trübsinnig werden, dachte Hanson.
Der Wald, der die Straße zu beiden Seiten
säumte, öffnete sich. Schneebedeckte Felder und kleine Haine wechselten
einander ab. Das Blitzen der Blaulichter der eingesetzten Polizeifahrzeuge
spiegelte sich schon in wenigen, tiefhängenden Wolken wider. Hinter der
nächsten langgezogenen Rechtskurve, an der kilometerlangen Geraden mussten die
beiden Tatorte liegen. Dann sahen sie schon die ersten Bereitschaftspolizisten
der angerückten und aufmarschierten Tatortbewachung.
Weitläufig, viel zu weitläufig, hatten sie nach
seiner Einschätzung den äußeren Ring gezogen. Aber besser so als anders, dachte
Hanson und wunderte sich, dass Gerber das Tempo nicht drosselte und keine
Anstalten machte, den Wagen anzuhalten.
Wie weit wollte er denn noch fahren? „Hagen,
halte endlich die Karre an, sonst müssen wir den ganzen Weg zurücklatschen“,
herrschte er seinen Kollegen an, gröber als er eigentlich wollte.
Sie wurden erwartet. Alle Kommissionsmitglieder
und der komplette Erkennungsdienst mit der Kriminaltechnik waren anwesend, es
fehlten nur noch die Hunde, die Lichtgiraffe, die Stromgeneratoren, als auch
die Kräfte vom Landeskriminalamt.
„Die Stabshundertschaft in voller Ausrüstung ist
schon unterwegs,“ hörte Hanson es aus dem Dunkel rufen.
Es war unverkennbar, Gerbers Schwester hatte
Wunder bewirkt. Diese Dame sollte man sich warm halten, dachte Hanson und
wollte sogleich mit Gerber Kontakt aufnehmen. Nirgends war er zu sehen, doch
dann hörte er ihn. Er stand im Scheinwerferlicht einiger Polizeifahrzeuge bei
seinen Leuten und gab ihnen detaillierte Anweisungen. Seine Hand- und Armbewegungen,
seine Gesten, mit denen er seine Befehle deutlich zu machen versuchte, wirkten
mechanisch, ja automatenhaft. Er schien ausgebrannt. Von seiner Routine und der
ihm sonst innewohnenden Souveränität war nichts mehr zu spüren. Gleichwohl,
seine Anordnungen ließen nichts zu wünschen übrig, sie waren nach wie vor von
Kompetenz geprägt.
Hanson kramte nach seinem Notizblock und
notierte, Termin beim Polizei-Psychologen für Gerber besorgen. Dieser Mann war
für die Aufklärung der beiden Mordfälle viel zu wichtig, als dass man auf ihn
verzichten könnte. Und im übrigen war er sein Freund, der dringend Hilfe
brauchte.
Die tiefhängende Wolkendecke war verschwunden.
Immer mehr Sterne zwinkerten am Himmel und es würde nicht mehr lange dauern und
der Mond hatte seinen Zenit erreicht, um dann der gesamten Szenerie genügend
Licht zu spenden.
Lautstarkes Hundegebell zeugte von der Ankunft
der Hundeführer, die offensichtlich mit der zweiten angeforderten
Stabshundertschaft eingetroffen waren.
„Die Hundeführer zu mir,“ rief Hanson den
Ankommenden entgegen. Aus der unübersehbaren Menschenmenge lösten sich drei
Gestalten mit angeleinten Hunden.
„Wer führt den Sprengstoffsuchhund“, wollte
Hanson wissen, worauf eine junge, etwas füllige Polizistin mit ihrem
angeleinten Hund, einer Bestie von einem Rottweiler, hervortrat und in
militärisch exakter
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