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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
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tauchte dann die beginnende Nacht für wenige Sekunden in ein fahles
Licht. Nicht gerade Idealbedingungen für eine Tatortaufnahme. Aber Bachner war
erst wenige Stunden tot; die Hunde sollten daher möglichst rasch Witterung
aufnehmen, wollte man erfolgreich sein. In Sachen Dr. Beyer lagen ohnehin alle
tatspezifischen Spuren unter einer dicken Schneedecke, denn nach Aussagen der
Forstarbeiter entdeckten sie den Mercedes, als das Unwetter einsetzte und es zu
schneien begonnen hatte. Bevor dieser Tatort nicht abgetaut war, musste
lediglich eine Tatortbewachung gestellt werden. Allmählich wurde der Verkehr weniger.
Hanson lehnte sich zurück. Es tat ihm gut, einige Minuten abzuschalten und die
verschneite Stadt an sich vorübergleiten zu lassen. Nur das gedämpfte Nageln
des Diesels und das Sirren der Reifen auf der festgefahrenen Schneedecke war zu
hören. Der Geländewagen hatte schon die Stadt hinter sich gelassen, als Gerber
das lange Schweigen beendete und zu Hanson gewandt sagte:
    „Dag, ich fühle mich für den Tod Bachners
verantwortlich und keine noch so große moralische Instanz kann mich
freisprechen. Ich habe völlig versagt.“
    Hanson wusste, wenn er von seinem Freund in
dieser Tonlage angesprochen wurde, hatte dieser ein großes Problem, das er
nicht mit flotten Sprüchen quittieren durfte. Einfühlsamkeit war nun gefragt.
Sein Freund brauchte ihn jetzt mehr denn je. Wie aber konnte er ihm jetzt eine
Hilfe sein, in wenigen Minuten würden sie am Tatort eintreffen und alle
Kommissionsmitglieder erwarteten seine Anweisungen und Befehle.
    Von weitem näherte sich ein Fahrzeug mit gelben
Blinklichtern. Mehr aus Verlegenheit sagte Hanson: „Das ist das Gespann mit dem
sichergestellten Daimler, was uns da rasch entgegen kommt.“ Ihm fiel nichts
Besseres ein, was sollte er auch sagen?
    „Wir sind alle nur Menschen und Menschen machen
Fehler“.
    Mist, wie konnte er seinem Freund nur so platt
antworten, ihm so einen Blödsinn sagen. Anstatt ihm Trost zu spenden,
bestätigte er ja geradezu den vermeintlichen Fehler seines Mitarbeiters. Hanson
war einer solchen Situation nicht gewachsen. Seine ganze Psychologie, die er in
vielen Berufsjahren gelernt und gelehrt bekommen hatte, hatte er stets mit
einer völlig anderen Zielrichtung zur Anwendung gebracht, nämlich, sein
Gegenüber in die Enge zu treiben, ihn mental zu zerstören  und all seine
Gegenargumente ad absurdum zu führen. Jetzt war er hilflos.
    „Siehst du, du bestätigst ja meinen Fehler. Den
blöden Feldweg abzusuchen, habe ich ihm nur befohlen, weil er mir ständig am
Rockzipfel hing und geil darauf bedacht war, in die Mysterien der
Kriminaltechnik eingewiesen zu werden. Er kam nassforsch mit preußischem Zack
daher, gestriegelt und gebügelt, mit zuviel Begeisterung und zu wenig Vorsicht
für sich und seinen Job. Er hatte seinen Kopf ständig in den Wolken und träumte
von einem großen Kriminalfall. Voller Tatendrang und mit mehr Elan als Können
ist er losgestoben. Unter meinen Blicken zeigte er sich ungeschickt und ein
bisschen linkisch, einfach zu unerfahren, und stand mir nur im Weg. Loswerden
wollte ich meinen Schutzbefohlenen, er war mir lästig und sollte beschäftigt
werden. Selbst als er futsch und perdu war, wie ein Furz im Wind, habe ich
nicht reagiert. Ich hätte nach ihm suchen lassen sollen, vielleicht hätte man
noch was machen können. Was weiß ich, Erste Hilfe oder Rettung anrufen“,
antwortete Gerber mit kaum zu vernehmender Stimme.
    Verdammte Scheiße, dachte Hanson, unser Job hat
doch einen hohen Horrorfaktor, warum lässt er ausgerechnet dieses Desaster so
nahe an sich heran. Ist der Schutzschild seiner routinierten Distanz brüchig
geworden?
    „Hagen, wir haben doch auf zig Seminaren Distanztechniken
gelernt. Bau eine Mauer auf, lass nicht alles an dich ran, du hast keinen
Fehler gemacht, “ antwortete Hanson seinem Freund und zu sich selbst sagte er
innerlich, „Hanson, du musst endlich lernen, den Standpunkt des Anderen zu
verstehen, sonst bist du ihm keine große Hilfe.“
    Gerber schien überhaupt nicht zuzuhören.
Geistesabwesend lenkte er den schweren Geländewagen und starrte mit
ausdruckslosem Gesicht in die Nacht.
    Tausend Gedanken wirbelten Hanson durch den
Kopf. War sein Freund einer Depression nahe, war er gar Selbstmord gefährdet,
hatte er seine Dienstwaffe dabei? Wer sollte die Kriminaltechniker am Tatort
anweisen? Gerber, die Legende, war augenscheinlich nicht dazu in der Lage.
    Diese beiden Morde, die

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