Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

und Haaren frisst. Dies war mein erster direkter
Kontakt mit ihm und ich bin angenehm überrascht. Ich glaube, einen besseren
Präsidenten hatten wir noch nie in dieser Firma.“
    Hanson nickte zustimmend, gelegentlich würde er
seinem Freund sein Verhältnis zu diesem Präsidenten offenbaren. Doch jetzt galt
es, gemeinsam den Tatort an der B 76 aufzusuchen. Die Spuren am toten Bachner
mussten schnellsten gesichert werden. Die kriminaltechnischen und ballistischen
Untersuchungen am toten Kollegen und an seiner Bekleidung duldeten keinen
Aufschub.
    Es war schon erschreckend, mit welcher eiskalten
Routine die beiden Freunde nun zu Werke gingen. Eben noch blankes Entsetzen,
nun zielgerichtetes Handeln und Vorgehen. Rasch musste gehandelt werden, denn
das Wetter hatte sich zwar aufgeklart, aber war es auch beständig?
    Schön, dachte Hanson, Gerber hat sich allem
Anschein nach wieder gefangen.
    Die restlichen Kommissionsmitglieder standen
noch unentschlossen vor der Tür des Besprechungszimmers, wohin sie Wolff
geschickt hatte. Hanson teilte im Flur flink die Aufgabenbereiche ein.
    „Vom Landeskriminalamt muss ein
Schusswaffenexperte sowie ein Chemiker alarmiert werden, die zurückgerufene
Gerichtsmedizin soll sich wieder in Marsch setzen. Generatoren und Lichtquellen
sind am Tatort wichtig, wollen wir nicht in der anbrechenden Dunkelheit alle
relevanten Spuren zertrampeln. Von der Polizeihundestaffel sollten ein
Fährtenhund und ein Stöberhund geordert werden. Hiermit soll sich Pelka
befassen, und Jürgen, fragen Sie sich schlau, ob ein ausgebildeter
Sprengstoffspürhund zur Verfügung steht, der abgefeuerte Patronenhülsen im
Schnee findet,“ schob Hanson hinterher. „Wenn ja, alle Hunde zum Tatort. Wichtig
ist, dass mir kein Mitarbeiter der eingesetzten Kräfte vor den Hunden an die
Leiche rangeht, sonst finden die Köter keine vernünftige Spur. Frau Einemann
soll jeden Kontakt zum Leichnam verhindern. Eine weitere Hundertschaft, besser
eine Stabshundertschaft, muss alarmiert werden, ihre technische Ausrüstung kann
uns nachts nützlich sein. Bei Tagesanbruch können die Leute mit der
Kriminaltechnik das Waldgelände absuchen helfen. Reißt widererwarten die
Wolkendecke gänzlich auf, ist bei dieser Schneelage und dem fahlen
Vollmondlicht auch ein sofortiges Durchsuchen des Waldes angesagt.
    Wer will das bei der Bereitschaftspolizei
anleiern,“ wollte Hanson wissen.
    „Übernehme ich auch,“ hörte er Jürgen Pelka
antworten, „ich glaube, in Eutin ist auch die Hundestaffel angesiedelt, ich
werde die Hundeführer benachrichtigen, ist alles ein Abwasch“, fuhr er fort.
    „Lass dich mit Kröger verbinden, und wenn der
nicht spurt, bekommt er von mir eine Meldung, die sich gewaschen hat, an das
Revers geheftet,“ schob Hanson nach.
    „Holger, Sie bleiben hier auf der Dienststelle
und richten den Meldekopf ein. Die Fernmelder sollen im Nebenraum mindestens
zwei Faxgeräte und zehn Telefone mit Display installieren. Des weiteren
benötigen wir für jedes Kommissionsmitglied ein Handy und insgesamt sechs,
besser sind acht, Personalcomputer, Insellösungen versteht sich. Lass dir von
den Strippenziehern bloß keine Nadeldrucker andrehen. Wir werden auf engstem
Raum mehrere Wochen zusammenhocken. Ich möchte anschließend keinen Hörschaden
haben. Ach ja, und für jeden noch ein Handdiktiergerät mit jeweils zwei
Tonbandkassetten.“
    Nachdem Hanson die ersten erforderlichen
Anweisungen gegeben hatte, stoben seine Mitarbeiter auseinander.
    „Treffen in spätestens einer Stunde am Tatort,“
rief er ihnen noch hinterher

Kapitel 7
     
    Kiel, Dienstag, 14.02.1995, 12.10 Uhr
     
    In seinem Büro erledigte Hanson noch zwei
belanglose Telefonate und knöpfte dann das Winterfutter in seinen Trenchcoat.
Er wusste, es würde ein langer Tag und eine bitterkalte wie auch lange Nacht
werden. Gerber hatte von der Fahrbereitschaft zwischenzeitlich ein
allradgetriebenes Geländefahrzeug organisiert und wartete mit laufendem Motor
im Innenhof des Präsidiums auf seinen Gefährten. Mit einem Schaber kratzte er
die noch vereisten Autoscheiben frei.
    Hanson stieg ein, und als der Wagen über die
Kontaktschwelle fuhr öffnete sich der Schlagbaum, der den Polizeihof zum
öffentlichen Verkehrsraum absperrte.
    Tauwetter hatte eingesetzt, genau das, was sich Gerber
für die Tatortaufnahme der beiden Mordtatorte erhofft hatte. Immer öfter lugte
der inzwischen aufgegangene Vollmond durch die größer werdenden Wolkenlücken
hervor und