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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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einem
    offenen Buch, Tom.« Baudry sah die anderen hilfesuchend an. »Sie ist ein wandelndes Überwachungssystem. Sie kann sich mühelos jedes Amtsgeheimnis aus unseren Speichern
    holen, und Sie lassen sie einfach in Panoplia herumspazieren, ohne ihr wenigstens einen Faradaykäfig über den Kopf zu stülpen.«
    Dreyfus beugte sich vor. »Steht nicht irgendwo geschrieben, dass wir uns um die Opfer kümmern und die Verbre-
    cher verfolgen?«
    Crissel sah ihn entnervt an. »Wir sind nicht die Ordnungsmacht, für die Sie uns offenbar halten, Tom. Wir haben
    dafür zu sorgen, dass die demokratische Maschinerie reibungslos funktioniert. Wir haben Abstimmungsbetrug zu
    bestrafen. Das ist alles.«
    »Für mich ist die Aufgabenstellung weiter gefasst, aber jeder hat ein Recht auf seine Meinung.«
    »Bleiben wir bei der Sache - die Synthetikerin«, mahnte Baudry. »Sie könnte schon während ihres kurzen Aufenthalts in Panoplia unermesslichen Schaden angerichtet haben. Das ist jetzt nicht mehr zu ändern. Wir können allerdings verhindern, dass noch mehr passiert.«
    »Soll ich sie ins All stoßen, oder machen Sie das lieber selbst?«
    »Wir wollen uns doch nicht wie kleine Kinder beneh-
    men«, mahnte Crissel. »Wenn die Spin... wenn die Synthetikerin eine Zeugin ist, muss sie natürlich geschützt werden.
    Aber nicht zu Lasten unserer Amtsgeheimnisse. Wir müs-
    sen sie in einen Hochsicherheitsraum verlegen.«
    »Sie meinen eine Vernehmungszelle?«
    Crissel wirkte peinlich berührt. »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Jedenfalls ist sie dort sicher. Und was noch wichtiger ist, wir auch.«
    »Man wird sie verlegen, sobald Mercier feststellt, dass ihr Zustand es erlaubt«, sagte Dreyfus.
    »Atmet sie?« Als Dreyfus nicht antwortete, lächelte Crissel zufrieden. »Dann erlaubt ihr Zustand auch eine Verlegung. Sie stirbt uns nicht so leicht unter den Händen weg, Tom. Sie ist eine Überlebensmaschine. Das menschliche
    Gegenstück zu einem Skorpion.«

    »Oder einer Spinne«, sagte Dreyfus.
    Jemand klopfte leise an die Tür. Crissel warf einen erbos-ten Blick auf den größer werdenden Spalt. Ein Agent der unteren Ränge - eine junge Frau mit Pagenfrisur, fast noch ein Mädchen - betrat schüchtern den Raum. »Verzeihung,
    Oberpräfekten, aber ich habe eine Meldung zu machen.«
    »Ich hoffe, es ist wichtig«, mahnte Crissel.
    »Die ZVK hat Verbindung zu uns aufgenommen. Sie fan-
    gen Berichte über Haus Aubusson und das Stundenglas
    Chevelure-Sambuke auf.«
    »Die Habitate sind nicht mehr am Netz. Das ist uns be-
    kannt.«
    »Das ist es nicht allein, Sir.« Die junge Frau legte ihr Notepad neben Gaffney auf den Tisch. Der fasste es an einer Ecke, atmete tief ein und las die Meldung. Dann schob er das Pad wortlos zu Crissel. Der warf einen Blick darauf, sah noch einmal hin und reichte es an Baudry weiter. Sie las mit langsamen Lippenbewegungen, als müsste sie ihre eigene
    Stimme hören, um den Bericht Wirklichkeit werden zu lassen.
    Endlich schob sie das Notepad zu Dreyfus hinüber.
    »Er hat die Berechtigung nicht«, protestierte Crissel.
    »Sein Unterpräfekt befindet sich im Innern von Aubus-
    son. Er muss es sehen.«
    Dreyfus nahm das Notepad und las. Die Wirkung seiner
    Pangolin-Injektion ließ allmählich nach, und er musste sich mehr anstrengen als sonst. Trotz seiner bereits vorhandenen Ängste glaubte er zunächst, sich getäuscht zu haben.
    Aber er hatte schon richtig gelesen.
    Im Abstand von wenigen Minuten hatten sich unabhän-
    gig voneinander zwei sehr ähnliche Zwischenfälle ereignet.
    Ein im Anflug auf das Stundenglas Chevelure-Sambuke be-
    findliches Schiff war beschossen worden, offenbar mit ge-wöhnlichen Kollisionsabwehrsystemen. Der Angriff wäre
    ihm fast zum Verhängnis geworden. Das Schiff hatte einen Hüllenbruch erlitten, der zu groß war, um mit Aktivmate-riesystemen geschlossen zu werden. Es hatte den Anflug
    abgebrochen und einen Notruf abgesetzt, woraufhin die
    ZVK zwei in der Nähe befindliche Schiffe umgeleitet hatte.
    Die Besatzung des beschädigten Schiffs hatte vollzählig, wenn auch mit Dekompressionsschäden überlebt.
    Ein zweites Schiff im Anflug auf Aubusson hatte weniger Glück gehabt. Die Kollisionsabwehrsysteme hatten ihm den Rumpf aufgerissen, die Luft und alles Leben waren ins All entwichen. Die Besatzung war eines schnellen Todes gestorben, aber das Schiff hatte sich noch genügend Intelligenz bewahrt, um sein eigenes Notsignal zu aktivieren.
    Wieder hatte die ZVK vorbeifliegende

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