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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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unbedingt so beschreiben wol-
    len, meinetwegen. Ja, ich war an der Entscheidung beteiligt. Sind Sie etwa nicht damit einverstanden?«
    »Raten Sie mal?«
    Crissel sah ihn gleichmütig an, ohne sich aus der Reserve locken zu lassen. »Vielleicht haben Sie es nicht mitbekommen, aber im Innern des Skarabäus haben besorgniserre-
    gende Veränderungen stattgefunden, die eine medizinische Katastrophe befürchten lassen.«
    »Das habe ich sehr wohl mitbekommen.«
    »Dann wissen Sie sicher auch, dass Demikoff die Zukunft sehr düster sieht. Das Ding in Janes Nacken wartet nur
    auf einen Auslöser. Wenn ihre Stresshormone irgendeine
    unbekannte Schwelle überschreiten, durchtrennt es ihr das Rückgrat oder reißt sie in Stücke.«
    »Richtig«, sagte Dreyfus in einem Ton, als hätte er erstmals etwas in voller Klarheit begriffen. »Und Sie meinen, wenn Sie sie aus dem Amt entfernen, sinken ihre Stresswerte?«
    »Sie bekommt die beste Therapie, die wir entwickeln
    können. Und wenn das vorbei ist, wenn die Krise überwunden ist, werden wir uns eine Strategie überlegen, um Jane wenigstens gewisse Zuständigkeiten zurückzugeben.«

    »Haben Sie ihr das so gesagt? Oder haben Sie ihr vorge-
    gaukelt, sie bekäme ihren alten Posten wieder, wenn sich der Sturm gelegt hat?«
    »Das Hin und Her kostet wertvolle Zeit«, schnurrte Gaffney, seine ersten Worte, seit die beiden eingetroffen waren.
    Er hatte sich neben Lillian Baudry gesetzt. Seine Hände ruhten auf dem Tisch, die eine war zur Faust geballt
    und wurde von den Fingern der anderen unablässig gestreichelt. »Werfen Sie einen Blick auf das Systemmodell, Prä-
    fekt.«
    »Ich habe es gesehen, danke. Es ist sehr hübsch.«
    »Sehen Sie genauer hin. Diese vier Habitate - fällt Ihnen dazu nichts ein?«
    »Ich weiß nicht.« Dreyfus lächelte sarkastisch. »Ihnen
    vielleicht, Oberpräfekt Gaffney?«
    »Dann muss ich Sie wohl mit der Nase darauf stoßen. Sie sehen New Seattle-Tacoma, Chevelure-Sambuke, Szlumper
    Oneill und Haus Aubusson. Die vier Habitate, die Thalia Ng aufsuchen sollte, um ihr Update zu installieren.«
    Dreyfus spürte, wie etwas von seiner Sicherheit dahin-
    schwand. »Weiter.«
    »Seit etwas mehr als sechs Stunden sind diese vier Habitate unerreichbar. Sie sind aus der Abstraktion verschwunden.« Gaffney beobachtete Dreyfus scharf und nickte, wie um zu betonen, dass die Lage genau so ernst sei, wie es den Anschein hatte. »Alle vier Habitate gingen in einem Abstand von jeweils sechzig Millisekunden vom Netz. Das entspricht ziemlich genau der Laufzeit des Lichts durch das Glitzerband und lässt den Schluss zu, dass das Ereignis geplant und koordiniert war.«
    »Sie haben sich immer für Thalia Ng verbürgt«, sagte
    Crissel. »Ihre Beförderung in den Außendienst wurde auf Ihre Empfehlung hin beschleunigt. Allmählich hat man den Eindruck, als wäre das ein Fehler gewesen.«
    »Mein Vertrauen ist immer noch ungebrochen.«

    »Und wir sind gerührt. Tatsache ist aber, dass vier Habitate verstummt sind, nachdem sie sie besucht hatte. Sie sollte lediglich kleinere Updates an den Votenprozessoren vornehmen. Muss man da nicht zumindest an fachliche In-kompetenz denken?«
    »Ich sehe das nicht so.«
    »Wie sehen Sie es denn?«, fragte Crissel gespannt.
    »Ich halte es für möglich ...« Doch dann brach Dreyfus
    ab. Er hatte plötzlich Hemmungen, seine Theorie öffentlich darzulegen. Die Oberpräfekten betrachteten ihn mit ver-steinerten Gesichtern. »Der Systemkreuzer, der uns gerettet hat - ist der noch einsatzbereit?«, fragte er.
    Jetzt griff Baudry ein. »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Weil man die Frage nur mit einem Besuch auf Aubusson
    klären kann. Das war Thalias letzte Station. Wenn einer meiner Unterpräfekten in Schwierigkeiten steckt, möchte ich genau wissen, was los ist.«
    »Sie haben sich vorerst genug herumgetrieben«, sagte
    Gaffney. »Wir stehen hier kurz vor einem Krieg, falls Ihnen das noch nicht aufgefallen sein sollte.«
    Baudry räusperte sich dezent. »Können wir vielleicht
    die andere Frage erörtern? Und bitte - setzen Sie sich endlich.«
    »Um welche Frage geht es denn?«, erkundigte sich Drey-
    fus mit etwas zu dick aufgetragener Höflichkeit. Immerhin folgte er Baudrys Bitte und nahm Platz.
    »Sie haben einen Synthetiker nach Panoplia gebracht.
    Das ist ein krasser Verstoß gegen das Protokoll.«
    Dreyfus zuckte die Achseln. »Das Protokoll kann mir ge-
    stohlen bleiben.«
    »Verdammt, sie liest in unseren Maschinen wie in

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