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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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war, wofür seine Pangolin-Privilegierung nicht ausreichte. Aber dazu waren niemals Sicher-heitswachen nötig gewesen, und Jane hatte ihm meistens
    rechtzeitig Bescheid gegeben.
    »Bedaure, Sir«, sagte der jüngere der beiden Wächter,
    »aber im Augenblick darf niemand mit Präfekt Aumonier
    sprechen.«
    »Kann ich sie nicht selbst fragen, ob sie mich empfangen will?«

    »Nicht ohne Genehmigung des Generalpräfekten, Sir.«
    Dreyfus sah den Jungen an, als hätte der ihm ein trüge-
    risch einfaches Rätsel gestellt. »Sie ist der Generalpräfekt.«
    Der Kleine wurde verlegen. »Zurzeit nicht, Sir. Inzwischen ist Präfekt Baudry kommissarischer Generalpräfekt.«
    »Mit welcher Begründung wurde Präfekt Aumonier ihres
    Amtes enthoben?«, fragte Dreyfus ungläubig.
    »Ich bin befugt, Ihnen mitzuteilen, dass die Entscheidung aus medizinischen Gründen getroffen wurde, Sir. Ich dachte, man hätte Sie informiert, aber...«
    »Dem ist nicht so.« Dreyfus bemühte sich, seine Wut im
    Zaum zu halten, anstatt sie an diesem Jungen auszulassen wie zuvor an dem armen Thyssen. »Aber ich möchte trotzdem mit Präfekt Aumonier sprechen.«
    »Präfekt Aumonier ist nicht in der Verfassung für ein
    Gespräch«, ließ sich hinter ihm eine barsche Männer-
    stimme vernehmen. Dreyfus drehte sich um und sah Gaff-
    ney durch denselben Korridor, den er eben durchquert
    hatte, auf sich zuschweben. »Bedauere, Präfekt, aber so ist die Lage.«
    »Lassen Sie mich mit Jane sprechen.«
    Gaffney schüttelte mit scheinbar aufrichtigem Bedauern
    den Kopf. »Ich brauche Ihnen gegenüber wohl kaum zu be-
    tonen, wie bedenklich ihr Zustand ist. Das Letzte, was sie jetzt braucht, ist unnötige Aufregung.«
    »Wenn ich Jane nicht zu sehen bekomme, werden sich
    ganz andere Leute aufregen müssen.«
    »Immer mit der Ruhe, Präfekt. Ich weiß, Sie hatten einen schweren Tag. Aber das ist noch lange kein Grund, Ihre
    Vorgesetzten anzupöbeln.«
    »Hatten Sie bei Janes Absetzung die Hand im Spiel?«
    »Sie wurde nicht >abgesetzt<. Sie wurde lediglich zu einem Zeitpunkt, zu dem es eine unerträgliche Zumutung gewesen wäre, sie weitermachen zu lassen, von der Last der Verantwortung befreit.«

    Aus dem Augenwinkel sah Dreyfus, dass die beiden
    Wächter keine Miene verzogen, sondern entschlossen nach vorne schauten und so taten, als bekämen sie von dem
    Streit auf höchster Ebene nichts mit. Keiner der Männer hatte den Oberpräfekten gerufen. Gaffney musste ihn abge-passt haben, dachte Dreyfus: Der Oberpräfekt hatte so lange gelauert, bis er versuchte, zu Aumonier vorzudringen.
    »Welche Interessen verfolgen Sie in diesem Fall?«, fragte Dreyfus. »Lillian Baudry ist ein guter Präfekt, wenn es um Detailarbeit geht, aber im Gegensatz zu Jane fehlt ihr der Blick auf das große Ganze. Sie warten doch nur darauf, dass sie einen Fehler begeht?«
    »Was in aller Welt sollte ich davon haben, wenn Lillian versagt?«
    »Nachdem Jane aus dem Weg geräumt ist, sind Sie einen
    Schritt näher daran, selbst Generalpräfekt zu werden.«
    »Jetzt reicht es aber wirklich. Sie merken wohl gar nicht, was Sie für dummes Zeug reden, sonst würden Sie den
    Mund halten.«
    »Wo ist Baudry?«
    »Im Taktikraum, nehme ich an. Falls Sie mit Ihren eige-
    nen Angelegenheiten so beschäftigt gewesen sein sollten, dass es Ihrer Aufmerksamkeit entgangen ist: Hier braut sich eine Krise zusammen.«
    Dreyfus sprach in sein Armband. »Geben Sie mir Bau-
    dry.«
    Sie meldete sich sofort. »Präfekt Dreyfus. Ich warte schon seit einiger Zeit darauf, von Ihnen zu hören.«
    »Ich möchte mit Jane sprechen.«
    »Ich fürchte, das wäre nicht ratsam. Aber würden Sie bitte sofort in den Taktikraum kommen? Wir haben etwas zu klä-
    ren.«
    Gaffney beobachtete ihn mit verhaltenem Lächeln. »Ich
    war selbst auf dem Weg dorthin, bevor ich Sie traf. Gehen wir doch zusammen.«

    Im Taktikraum trafen sie Baudry, Crissel und Clearmoun-
    lain. Die Oberpräfekten betrachteten das Systemmodell aus verschiedenen Winkeln. Dreyfus bemerkte, dass vier Habitate aus dem Wirbel der zehntausend herausgelöst und so weit vergrößert worden waren, dass man die Strukturen erkennen konnte.
    Crissel deutete auf einen freien Platz. »Setzen Sie sich, Außendienstpräfekt Dreyfus. Wir hatten gehofft, von Ihnen eine Erklärung zu erhalten.«
    Dreyfus blieb stehen. »Wie ich höre, gehören auch Sie zu der Verschwörerclique, die Jane während meiner Abwesenheit ihres Amtes enthoben hat.«
    »Wenn Sie die Ereignisse

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