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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Transportmittel zur Hilfeleistung umgelenkt, doch diesmal waren die Opfer
    nicht mehr zu retten gewesen.
    All das war in den vergangenen achtzehn Minuten ge-
    schehen.
    »Ich denke, einen Zufall können wir getrost ausschlie-
    ßen«, sagte Dreyfus und legte das Notepad auf den Tisch zurück.
    »Womit haben wir es hier zu tun?«, fragte Baudry krampfhaft ruhig. »Mit einer systemischen Störung in den Verteidigungsanlagen, ausgelöst durch den Absturz der Abstrak-
    tion? Könnte das die Lösung sein?«
    »Nach allem, was ich über Verteidigungsanlagen weiß,
    ist eine Störung dieser Art ausgeschlossen«, wandte Crissel ein.
    »Aber es sieht doch ganz danach aus, als wollte jemand
    verhindern, dass jemand diese Habitate betritt oder ver-lässt«, bemerkte Gaffney, während er den ZVK-Bericht noch einmal las.
    »Und die beiden anderen?«, fragte Baudry. »Was ist mit
    denen?«
    »Das sind Isolationisten«, antwortete Dreyfus. »New
    Seattle-Tacoma ist ein Zufluchtsort für Leute, die ihr Gehirn an die Abstraktion anschließen lassen, ohne sich weiter darum zu kümmern, was mit ihrem Körper passiert. Szlumper Oneill ist eine Freiwillige Tyrannei, die aus dem Ruder gelaufen ist. In beiden Fällen sind die ein- und ausgehenden Verkehrsströme immer sehr spärlich.«
    »Er hat recht«, sagte Crissel und nickte Dreyfus versöhnlich zu. Dann wandte er sich an die immer noch wartende Agentin. »Sie stehen noch in Verbindung mit der ZVK?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten oder sich mit den anderen
    Oberpräfekten abzustimmen, fuhr er fort: »Sie sollen vier unbemannte Frachtdrohnen suchen, die im Moment nahe
    an den vier Habitaten vorbeiziehen, und diese Drohnen wie bei einem geplanten Anflug auf normalen Andockkurs bringen. Wenn es sich um Störungen handelt, hatte vielleicht inzwischen jemand im Innern Zeit, die Kollisionsabwehrsysteme zu deaktivieren. Wenn nicht, gibt uns das die Be-stätigung, dass wir es nicht mit einmaligen Ausnahmefällen zu tun haben.«
    »Das wird verdammt teuer«, sagte Gaffney kopfschüt-
    telnd. »Was immer diese Frachtdrohnen befördern, es ge-
    hört irgendjemandem.«
    »Der hoffentlich gut versichert ist«, gab Crissel knapp zu-rück. »Die ZVK hat das Recht, jede bemannte oder unbe-
    mannte Zivilmaschine zu requirieren, die sich innerhalb des Glitzerbandes bewegt. Die Klausel mag seit mehr als hundert Jahren nicht mehr angewendet worden sein, aber
    deshalb ist sie immer noch gültig.«
    »Einverstanden«, sagte Dreyfus. »Die Vorgehensweise ist logisch. Wenn Sie Jane ihre rechtmäßige Autorität nicht ab-erkannt hätten, wäre sie der gleichen Ansicht.«
    Die Agentin räusperte sich verlegen. »Ich werde mich sofort mit der ZVK in Verbindung setzen, Sir.«
    Crissel nickte. »Die sollen sich beeilen. Ich will nicht stundenlang warten, bevor wir endlich wissen, womit wir es hier zu tun haben.«

    Nachdem die junge Frau gegangen war, herrschte sekun-
    denlang eisiges Schweigen. Dreyfus blieb es schließlich überlassen, das Wort zu ergreifen. »Machen wir uns nichts vor«, sagte er. »Wir wissen genau, was mit diesen Drohnen passieren wird.«
    »Trotzdem brauchen wir die Bestätigung«, sagte Crissel.
    »Zugegeben. Aber wir müssen uns allmählich auch über-
    legen, wie wir verfahren wollen, wenn die Nachricht eingeht.«
    »Spekulieren wir doch für einen Moment«, sagte Baudry,
    die das Zittern in ihrer Stimme nicht ganz verbergen konnte.
    »Könnte es sein, dass wir Zeugen einer Abspaltungsbewe-
    gung sind? Vier Staaten, die sich aus dem Schutz Panoplias und des Glitzerbandes lösen wollen?«
    »Wenn sie das wollten, könnten sie es doch jederzeit
    tun«, sagte Dreyfus. »Eine entsprechende Regelung existiert bereits, dazu bräuchte man keine anfliegenden Schiffe abzuschießen.«
    »Vielleicht wollen sie sich nicht zu unseren Bedingungen abspalten«, sagte Baudry, aber es hörte sich an, als werfe sie die Überlegung nur in die Debatte, ohne sie im tiefsten Herzen für überzeugend zu halten.
    Crissel nickte geduldig. »Das könnte zwar sein. Aber wenn man sich einmal entschieden hat, auf Panoplias Schutz zu verzichten und aus der demokratischen Maschinerie aus-zusteigen, was hat man dann noch davon, im Glitzerband
    zu bleiben?«
    »Nicht viel«, sagte Dreyfus. »Und deshalb kann es kein
    Abspaltungsversuch sein.«
    »Eine Geiselnahme?«, überlegte Baudry. »Das würde doch
    bislang mit den Fakten übereinstimmen?«
    »Bislang ja«, räumte Dreyfus ein.
    »Aber Sie glauben nicht

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