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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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daran.«
    »Wozu nimmt man Geiseln, wenn nicht, um etwas zu be-
    kommen, was man nicht schon hat.«

    Crissel wirkte sehr mit sich zufrieden. »Wer möchte nicht gern reicher werden?«
    »Mag sein«, antwortete Dreyfus, »aber mit einer Geisel-
    nahme ist das bestimmt nicht zu erreichen.«
    »Reichtum ist also auch nicht das Motiv«, folgerte Bau-
    dry. »Dennoch bleibt ein ganzes Universum voller Möglichkeiten. Angenommen, jemand wollte aus unserem Regie-
    rungssystem nicht nur aussteigen, sondern es vollständig demontieren?«
    Dreyfus schüttelte den Kopf. »Mit welcher Begründung?
    Wer mit einem anderen Gesellschaftsmodell experimen-
    tieren will, kann das jederzeit tun. Er braucht nur genü-
    gend Gleichgesinnte um sich zu scharen, um einen neuen
    Staat zu gründen. Der kann sogar innerhalb der Maschinerie bleiben, immer vorausgesetzt, die Bürger erhalten das Stimmrecht. Deshalb haben wir solche Monstrositäten wie die Freiwilligen Tyranneien. Weil irgendjemand irgendwann entschieden hat, dass er in einem solchen System leben
    will.«
    »Aber wie Sie schon sagten, derjenige muss sich an ge-
    wisse Kernprinzipien halten. Doch vielleicht fühlt er sich schon von diesen Fundamentalstrukturen erdrückt. Vielleicht will er dem ganzen Glitzerband ein einziges politisches Modell aufzwingen. Es könnte sich um eine Gruppe
    von ideologischen Eiferern handeln, politische oder reli-giöse Extremisten, die nicht ruhen werden, bis sie alle anderen zwangsweise zu ihren Ansichten bekehrt haben.«
    »Das wäre denkbar, wenn wir es nicht mit vier grundver-
    schiedenen Gemeinschaften zu tun hätten. Thalias Habitate verbindet so gut wie nichts miteinander.«
    »Schön«, sagte Baudry, die von der Diskussion sichtlich genug hatte. »Wenn es nicht darum geht, ein politisches Ziel zu erzwingen, worum denn dann?«
    Wieder dachte Dreyfus an die Erkenntnisse zurück, die
    er im Nerwal-Lermontow-Felsen gewonnen hatte. Dazu ge-

    hörte auch der Verdacht, dass nicht alle im Raum unbedingt vertrauenswürdig seien. Er hätte gern mehr Zeit gehabt, um seine Position zu überdenken, mehr Zeit, um mindestens
    einen der andern Oberpräfekten auf seine Seite zu ziehen und mithilfe seines Einflusses Aumonier wieder in den Sattel zu hieven. Aber die jüngsten Angriffe zwangen ihn, frü-
    her zu handeln, als ihm lieb war. Wenn er jetzt nicht redete, müsste er sich den Vorwurf gefallen lassen, seiner eigenen Organisation wichtige Informationen vorzuenthalten.
    »Die Gefangene hat mir etwas erzählt«, begann er und
    wählte seine Worte mit größter Vorsicht, tastete sich wie durch ein Minenfeld. »Natürlich kann ich nicht sicher sein, dass sie die Wahrheit sagte oder dass ihr die lange Isolation nicht den Verstand geraubt hatte. Aber mein Instinkt - mein alter Polizisteninstinkt, wenn man so will - sagte mir, dass sie aufrichtig war.«
    »Dann sollten Sie wohl mit der Sprache herausrücken«,
    meinte Gaffney.
    »Clepsydra glaubt, dass eine Gruppe oder Organisation
    innerhalb des Glitzerbandes von einer kommenden Krise
    erfahren hat. Einer Krise, die nach den jüngsten Nachrichten zu urteilen noch schlimmer ist als die aktuelle.«
    »Was für eine Art von Krise?«, fragte Baudry.
    »Eine Katastrophe. In der Größenordnung eines Zusam-
    menbruchs der gesamten gesellschaftlichen Matrix, wenn
    nicht überhaupt das Ende des Glitzerbandes.«
    »Absurd«, sagte Crissel.
    Gaffney hob die Hand. »Nein. Lassen Sie ihn ausreden.«
    »Clepsydra glaubt, diese Gruppe oder Organisation hätte einen Plan entworfen, um dieses wie auch immer geartete Unheil abzuwenden, auch wenn man uns dazu die gewohnten Freiheiten vorenthalten müsste.«
    Baudry nickte zum Systemmodell hin. »Und der Ausfall
    der Abstraktion, die Feindseligkeiten, von denen wir eben hörten?«

    »Ich halte es für möglich, dass wir gerade den Beginn
    einer Eroberung erleben.«
    »Bei Sandra Voi«, fuhr ihn Baudry scharf an. »Das kann
    nicht Ihr Ernst sein. Das glaube ich einfach nicht.«
    »Für mich klingt es durchaus einleuchtend«, widersprach Dreyfus. »Wenn Sie uns nicht zutrauen könnten, die Sicherheit des Glitzerbandes auch in Zukunft zu gewährleisten, was würden Sie denn tun?«
    »Aber nur vier Habitate... da draußen sind noch zehntausend weitere, und die gehören immer noch uns!«
    »Mir scheint, der Schlüssel war Thalia«, fuhr Dreyfus fort.
    »Ohne ihr Wissen natürlich. Ihr Code war verseucht. Je-
    mand muss ihn manipuliert haben, um eine Sicherheits-
    lücke zu öffnen,

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