Aurora
Votum...«
»Das Votum ging für uns aus«, sagte Crissel. »Das sage
ich Ihnen jetzt. Und ich erteile Ihnen den ausdrücklichen Befehl, alle anders lautenden Informationen zu ignorieren.«
»Es ist nicht richtig.«
»Sie haben Ihre Meinung kundgetan«, sagte Baudry, »und
Ihre hehren Grundsätze zum Ausdruck gebracht. Jetzt nehmen Sie die verdammten Waffen. Wenn Sie schon selbst
keine tragen wollen, können Sie zumindest die anderen
Präfekten damit ausrüsten, Tom. Wenn sich der Staub ge-
legt hat, wird man uns zur Verantwortung ziehen. Nicht
Sie.«
Die Waffe schmiegte sich in seine Hand, solide und ver-
trauenswürdig. Nimm sie , beschwor ihn ein Stimmchen.
Den anderen Präfekten und den Geiseln in Haus Aubusson zuliebe. Glaubst du denn wirklich, dass sich die achthunderttausend Bewohner von Haus Aubusson jetzt noch einen Dreck um demokratische Grundsätze scheren?
»Ich...«, begann Dreyfus.
Doch eine neue Stimme unterbrach ihn. »Bitte lassen Sie die Waffe los. Stoßen Sie sie einfach von sich weg.«
Es war Gaffney. Er wurde begleitet von einer Phalanx aus Präfekten der Abteilung für Innere Sicherheit, die alle ungewöhnlich schwere Körperpanzerung trugen und ihre Hun-
depeitschen vom Gürtel gelöst und teilweise ausgefahren hatten.
»Was soll das werden?«
»Ganz ruhig, Tom. Lassen Sie einfach die Waffe los. Dann können wir reden.«
»Worüber?«
»Die Waffe, Tom. Immer schön ruhig.«
Dreyfus hatte keine Verwendung für das Gewehr. Es war
ohnehin keine Munitionszelle eingeschoben, aber auch
sonst hätte er so nahe an der Andockrampe kaum das Feuer eröffnet. Dennoch kostete es ihn nicht geringe Überwindung, die Waffe aus den Fingern zu lassen.
»Was geht hier vor?«, fragte Baudry.
Gaffney schnippte mit den behandschuhten Fingern.
»Gehen Sie an Bord«, befahl er den letzten beiden Außendienstpräfekten, die noch in der Waffenkammer waren.
»Sie hat Ihnen eine höfliche Frage gestellt«, mahnte Dreyfus.
»Außendienstpräfekt Tom Dreyfus«, sagte Gaffney, bevor
die Nachzügler den Raum verlassen hatten. »Sie stehen
unter Arrest. Bitte geben Sie Ihre Hundepeitsche ab.«
Dreyfus regte sich nicht. »Womit begründen Sie meine
Festnahme?«, fragte er.
»Erst die Hundepeitsche, Tom. Dann können wir reden.«
»Mein Name ist Dreyfus, Sie Scheißkerl.« Dennoch löste
er die Hundepeitsche vom Gürtel und stieß sie hinter dem Gewehr her.
»Ich finde, wir haben Anspruch auf eine Erklärung«,
sagte Crissel.
Gaffney räusperte sich umständlich. Seine Augen waren
weit aufgerissen, brennend vor Kampfeslust und einem fast religiösen Eifer. »Er hat der Gefangenen zur Flucht verholfen.«
Baudrys Blick wurde hart. »Sie sprechen von Clepsydra,
der Synthetikerin?«
»Präfekt Bancal wollte sie vor etwa zehn Minuten besu-
chen und fand die Zelle leer. Er rief sofort Mercier an, denn er ging davon aus, dass der Arzt sie aus medizinischen
Gründen in die Klinik zurückverlegt hätte. Aber Mercier wusste von nichts. Sie ist nicht mehr da.«
»Ich möchte, dass sie gefunden wird, und zwar schnell«, sagte Crissel. »Aber ich verstehe nicht, wieso Sie von vornherein davon ausgehen, dass Dreyfus ...«
»Ich habe die Zugangsprotokolle überprüft«, sagte Gaff-
ney. »Dreyfus ist als Letzter bei ihr gewesen, bevor sie verschwand.«
»Ich habe sie nicht befreit«, versicherte Dreyfus den anderen beiden Oberpräfekten, ohne Gaffney zu beachten.
»Und selbst wenn ich gewollt hätte, wie hätte ich sie aus der Zelle schaffen sollen?«
»Das werden wir zu gegebener Zeit feststellen«, sagte
Ca ffney. »Sie waren immerhin dagegen, dass man sie dort einsperrte, nicht wahr?«
»Sie ist keine Gefangene, sondern eine Zeugin.«
»Eine Zeugin, die durch Wände sehen kann. Das macht
doch wohl einen gewissen Unterschied.«
»Wo könnte sie sein?«, fragte Baudry.
»Sie muss sich noch innerhalb Panoplias befinden. Seit
Dreyfus' Rückkehr ist kein Schiff mehr gelandet oder gestartet. Ich brauche wohl nicht eigens zu erwähnen, dass ich eine Fahndung der Kategorie Eins eingeleitet habe. Wir werden sie bald haben.« Gaffney fuhr sich mit einer Hand durch das schweißfeuchte Haar. »Sie mag Synthetikerin
sein, aber sie kann sich nicht unsichtbar machen, so viel steht fest.«
»Sie irren sich«, sagte Dreyfus. »Als ich wegging, war
Clepsydra noch da. Ich selbst habe Sparver aufgetragen, nach ihr zu sehen. Warum sollte ich das tun, wenn ich sie freigelassen hätte?«
»Um das Wie
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