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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Thalia hatte die ganze Nacht lang - manchmal allein, manchmal mit Parnasse,
    Redon oder einem der anderen Bürger - zugesehen, wie
    sich die Roboter durch die Außenanlagen des Museums
    für Cybernetik wühlten und alles einebneten. Den Ring von kleineren Türmen hatten sie bereits dem Erdboden gleich-gemacht, die Trümmer pulverisiert und auf massive Schutt-lader geschaufelt. Kilometerweit entfernt konnte man im Scheinwerferlicht ganze Trauben von weiteren Maschinen
    beobachten, die ebenfalls emsig mit Abrissarbeiten be-
    schäftigt waren. Allein die Maschinen am Museum mussten Zehntausende Tonnen Geröll gesammelt haben. Insgesamt
    war in Haus Aubusson sicher das Dutzend-, wenn nicht
    das Hundertfache zusammengekommen. Und das gesamte
    Rohmaterial - Thalia rechnete mit Millionen von Tonnen -
    wanderte in die gleiche Richtung, zu den riesigen Produktionsanlagen am anderen Ende des Habitats. Es diente als Futter für diese gewaltigen Mühlen.
    Denn die drehten sich wieder. Obwohl durch die luftdichten Fenster des Votenprozessors kein Laut zu Thalia und ihrer Bürgertruppe dringen konnte, hatten alle ein leises Beben gespürt, als in der Ferne die Produktion einsetzte.
    Nahe an der Endkappe musste es wie Donnergrollen gewe-
    sen sein. Die Produktionsanlagen wurden auf volle Leistung hochgefahren. Sie sollten irgendetwas herstellen.
    »Thalia«, rief Parnasse. Sein Kopf erschien über dem Ge-länder der Wendeltreppe zum unteren Stockwerk. »Hätten
    Sie wohl einen Moment Zeit, um mir zu helfen?«
    Thalia zuckte zusammen. Das war Parnasses Art, ihr
    mitzuteilen, dass es Schwierigkeiten gab, ohne die anderen über Gebühr zu beunruhigen. Sie ging zur Treppe
    und folgte ihm hinunter in die Verwaltungsetage mit ihren unbeleuchteten Büro- und Lagerräumen. Drei der Bürger
    arbeiteten immer noch an den Barrikaden, sie sammel-
    ten an Geräten und Schrott, so viel sie finden konnten, und hievten es die Treppe und den Fahrstuhlschacht hinunter.
    »Was gibt es, Cyrus?«, fragte sie leise. Sie standen so weit von der Arbeitskolonne weg, dass sie nicht belauscht werden konnten.
    »Die Leute werden müde, und dabei dauert die Schicht
    erst fünfundvierzig Minuten. Vielleicht halten sie bis zum Ende durch, aber ich weiß nicht, ob noch viel mit ihnen anzufangen sein wird, wenn sie das nächste Mal an die Reihe kommen. Wir verschleißen uns hier unten.«
    »Vielleicht wird es Zeit, dass Thory mit anpackt.«
    »Mit ihrem ständigen Gejammer schadet sie mehr als
    sie nützt. Aber dass die Leute müde werden, ist nicht das Hauptproblem. Das Barrikadenmaterial wird nicht mehr
    lange reichen. Wenn es nicht vor dem Ende dieser Schicht ausgeht, dann bestimmt vor dem Ende der nächsten. Es
    sieht nicht gut aus. Ich dachte nur, Sie sollten es wissen.«
    »Vielleicht hält die Barrikade auch so, wie sie ist.«
    »Vielleicht.«
    »Sie glauben nicht daran.«

    »Wenn es hier oben still ist, höre ich unten die Maschinen. Sie kommen von der anderen Seite und räumen die
    Hindernisse genauso schnell weg, wie wir von hier aus
    neues Material hinunterwerfen können. Sie graben von
    unten, von der Basis. Deshalb fällt die Barrikade immer wieder zusammen.«
    »Und wenn wir sie nicht ständig von oben her ergänzen...«
    »Brechen sie durch, ehe Sie sich's versehen.«
    »Wir brauchen neue Ideen«, sagte Thalia. »Ich habe den
    anderen erklärt, wir würden an einem Alternativplan arbeiten. Höchste Zeit, tatsächlich einen zu entwickeln, bevor mich jemand beim Wort nimmt.«
    »Ich wünschte, ich hätte eine Idee.«
    »Konzentrieren wir uns auf die Barrikade, sie ist momentan alles, was wir haben. Wenn das Material knapp wird, müssen wir eine andere Quelle finden.«
    »Die Räume an diesem Korridor haben wir schon ausge-
    schlachtet. Alles, was wir schleppen können und was nicht zu groß ist, um durch die Löcher zu passen, wurde bereits hinuntergeworfen.«
    »Aber das Gebäude selbst ist noch da«, überlegte Thalia.
    »Die Wände außen und zwischen den Räumen ... wir brau-
    chen uns nur zu bedienen.«
    »Leider hat keiner von uns daran gedacht, zu Ihrem Emp-
    fang Abrisswerkzeug mitzubringen«, bedauerte Parnasse.
    Thalia löste den summenden Schaft ihrer Hundepeitsche
    vom Gürtel. »Dann ist es gut, dass ich Ihnen voraus war.
    Das Ding mag beschädigt sein, aber im Schwertmodus
    funktioniert es noch einigermaßen. Wenn ich damit Mate-
    rial schneiden würde...«
    Parnasse sah die Hundepeitsche skeptisch an. »Was kön-
    nen Sie mit diesem

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