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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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und Warum können wir uns später küm-
    mern«, entgegnete Gaffney. »Aus den Zugangsprotokollen
    ist jedenfalls eindeutig zu ersehen, dass Dreyfus vor ihrem Verschwinden als Letzter in ihrer Zelle war.«
    »Ich möchte, dass dieser Raum kriminaltechnisch unter-
    sucht wird.«
    »Darauf bestehe ich sogar«, sagte Gaffney. »Wollen Sie
    nun eine Szene machen, oder können wir uns wie verant-
    wortungsbewusste Erwachsene benehmen?«
    »Sie sind es«, sagte Dreyfus. Es war, als hätte er endlich, Stunden später als alle anderen, die Pointe eines langatmi-gen Witzes erfasst.
    »Was bin ich?«, fragte Gaffney mit verwirrter Miene.
    »Der Maulwurf. Der Verräter. Der Mann, von dem Clep-
    sydra gesprochen hatte. Sie arbeiten für Aurora, nicht wahr?
    Sie haben die Suchturbinen sabotiert. Sie haben meine
    Beta-Zeugin zerstört.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich.«
    »Sprechen Sie mit Trajanowa. Sie werden schon sehen,
    was sie sagt.«
    »Du meine Güte!« Gaffney nagte an seiner Unterlippe.
    »Haben Sie es denn noch nicht gehört?«
    »Was habe ich nicht gehört?«
    »Trajanowa ist tot«, sagte Baudry. »Es tut mir leid, Tom.
    Ich dachte, Sie wüssten es schon.«

    Dreyfus starrte sie ungläubig an. Er war wie vor den Kopf geschlagen. »Was heißt, sie ist tot?«
    »Es war ein schrecklicher Unfall«, sagte Baudry. »Trajanowa arbeitete im Gehäuse, als eine der Suchturbinen plötzlich anfuhr. Offenbar hatte jemand eine Sicherheitssperre außer Kraft gesetzt... die einzige Erklärung ist, dass Trajanowa selbst es getan hat, weil sie es so eilig hatte, die Turbos wieder in Betrieb zu nehmen ...«
    »Das war kein Unfall.« Dreyfus sah Gaffney jetzt fest an.
    »Das war Ihr Werk, nicht wahr?«
    »Moment mal«, sagte Gaffney unbeeindruckt. »Ist das
    nicht die Trajanowa, mit der Sie ständig Streit hatten? Die Sie als Unterpräfektin gefeuert haben, mit der Sie kaum ein Wort wechseln konnten, ohne dass gleich die Fetzen
    flogen?«
    »Das hatten wir bereinigt.«
    »Wie ungemein praktisch!« Gaffney warf einen schnel-
    len Blick in die Runde. »Kann das irgendjemand begreifen?
    Von diesem beleidigenden Mordvorwurf einmal ganz abge-
    sehen, kann ich mich nicht erinnern, dass Dreyfus bisher einen Maulwurf auch nur erwähnt hätte. Sonst wäre dieser Ausbruch vielleicht etwas glaubwürdiger.« Er sah Dreyfus mitleidig an. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie beschä-
    mend sich das alles anhört. Ich hätte wirklich mehr von Ihnen erwartet.«
    »Mir gegenüber hat er von einem Maulwurf gesprochen.«
    Alle drehten sich um. Sparver schwebte an der Schwelle des Raumes.
    »Sie haben damit nichts zu tun, Unterpräfekt«, blaffte
    Gaffney.
    »Ich habe sehr wohl damit zu tun, seit Sie angefangen
    haben, über Dreyfus herzuziehen. Lassen Sie ihn gehen.«
    »Schaffen Sie den Unterpräfekten hinaus«, befahl Gaffney zweien seiner Sicherheitsleute. »Wenn er Widerstand leistet, stellen Sie ihn ruhig.«

    »Sie machen einen Fehler«, warnte Sparver.
    »Ein Vorschlag zur Güte«, sagte Gaffney. »Wir stecken ihn in eine Vernehmungszelle, bis er sich wieder beruhigt hat.
    Sie müssen lernen, Ihr Temperament zu beherrschen, mein Junge. Ich weiß, es ist schwierig, wenn man keinen voll entwickelten Frontalkortex besitzt, aber Sie könnten sich wenigstens bemühen.«
    »Es gibt eine Grenze«, sagte Sparver leise. »Und die haben Sie eben überschritten.«
    »Aber erst nach Ihnen.« Gaffneys Hand ruhte auf sei-
    ner Hundepeitsche, eine stumme Warnung. »Und jetzt raus hier, bevor einer von uns etwas tut, was er hinterher bereuen könnte.«
    Dreyfus bewegte die Lippen. »Gehen Sie.« Laut sagte er:
    »Finden Sie Clepsydra. Bevor Gaffneys Leute sie erwischen.
    Sie ist in Gefahr.«
    Sparver legte die Hand an die Schläfe, um Dreyfus mit
    dieser Ehrenbezeugung zu zeigen, dass er noch immer einen Verbündeten hatte.
    »Nun«, sagte Gaffney, »sieht es ganz so aus, als würden Sie an der Rettungsmission doch nicht teilnehmen. Oder
    hatten Sie es vielleicht sogar darauf angelegt?«
    Dreyfus sah ihn nur an, ohne ihn einer Antwort zu wür-
    digen.
    »Ich fliege an seiner Stelle mit«, sagte Crissel.
    Baudry blieb es überlassen, das Schweigen zu brechen,
    das auf diese Worte folgte. »Nein, Michael«, sagte sie. »Das ist nicht nötig. Sie sind nicht mehr im Außendienst, Sie sind Oberpräfekt. Und Sie werden hier gebraucht.«
    Crissel schnappte sich das Gewehr, das noch immer in
    der Luft schwebte, und umschloss es so zaghaft mit beiden Händen, als

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