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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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ihre Pflicht zu erfüllen hatten.« Nach diesem Hinweis legte sie wieder eine kurze Pause ein, bevor sie fortfuhr: »Teil des Mandats ist jedoch auch, dass sich Panoplia, wenn die Umstände es erfordern, an die Bürger wenden und den Antrag stellen kann, seine Agenten vorübergehend - das heißt, für einen Zeitraum von genau einhundertunddreißig Stunden und keine
    Minute länger - mit den Waffen für den Einsatz in extremen Notfällen auszustatten, die in unserem Arsenal liegen. Wie Ich wohl kaum zu erwähnen brauche, wird ein solcher Antrag weder leichtfertig gestellt, noch erwartet Panoplia, dass Ihm automatisch stattgegeben wird. Jetzt freilich obliegt mir diese traurige Pflicht. Aus Gründen der behördlichen Sicherheit kann ich leider nicht genauer beschreiben, worin die Krise besteht. Ich kann nur sagen, dass sie von außergewöhnlicher Schwere ist und dass das Schicksal des Glitzerbandes davon abhängen könnte, wie wir ihr begegnen. Wie Ihnen nicht entgangen sein dürfte, haben sich die Spannungen zwischen dem Glitzerband und den Ultras in den letzten Tagen unerträglich verschärft. Schon jetzt hat sich die Gefahr für die Panoplia-Agenten deshalb erhöht. Außerdem sind die vorhandenen Kapazitäten - an Menschen wie an
    Maschinen - bis an die Grenze ausgelastet. Deshalb möchte Ich an diesem Punkt mit allem schuldigen Respekt zwei
    bitten äußern. Erstens beschwöre ich alle Bürger, Ruhe
    zu bewahren, denn - auch wenn einige von Ihnen andere
    Gerüchte gehört haben - nach allen Informationen, über
    die Panoplia derzeit verfügt, sind von den Ultras keinerlei Feindseligkeiten ausgegangen. Die zweite Bitte lautet, meinen Agenten das Recht zu gewähren, jene Waffen zu tragen, die sie jetzt zur Ausübung ihrer Pflicht brauchen. Die Abstimmung zu dieser Frage beginnt unverzüglich. Bitte widmen Sie der Angelegenheit Ihre volle Aufmerksamkeit. Hier spricht Generalpräfekt Baudry. Ich bitte im Namen von Panoplia um Ihre Hilfe.«
    Der Systemkreuzer Universales Stimmrecht lag in seinem Parkschlitten im Hangar und wartete darauf, ins All geschoben zu werden. Die letzten Vorbereitungen waren im Gange, der Kreuzer brauchte nur noch aufgetankt und mit Waffen versehen zu werden. Auf dem mitternachtschwarzen,
    keilförmigen Rumpf des neunzig Meter langen Raumschif-
    fes waren allgemeine Hinweise und Sicherheitswarnungen, Buchsen für die Energie- und Treibstoffzufuhr, Sensorta-feln, Luftschleusen, Geschützöffnungen und Schubdüsen
    mit Linien und Schriftzeichen in Leuchtfarbe gekennzeichnet. Erst nach dem Start würden diese Markierungen in der absoluten Schwärze der Außenhülle verschwinden. Dreyfus hatte mit dem Piloten bereits eine Anflugstrategie erarbeitet. Sie wollten bei voller Geschwindigkeit mit dem Heck voraus auf das Habitat zuhalten und erst im letzten Moment mit hohem Schub abbremsen. Dabei würden sich mörderische Beschleunigungsdrücke aufbauen, aber der Kreuzer war entsprechend stabil gebaut, und die Präfekten würden durch Kokons aus Aktivmaterie geschützt sein. Wenn
    sie langsamer flögen, hätten es die Antikollisionsgeschütze von Aubusson zu leicht, sie ins Visier zu nehmen.
    Nachdem sich Dreyfus vom einwandfreien Zustand des
    Schiffs überzeugt hatte, verließ er die Beobachtungsgalerie und schwebte zur Waffenkammer, wo den anderen Präfekten währenddessen die Hundepeitschen vom Typ B ausge-
    händigt wurden. Er sah auf die Uhr. Jetzt müssten jeden Moment die Abstimmungsergebnisse eintreffen. Er hatte
    sich Baudrys Rede angehört und fand, sie hätte nicht besser argumentieren können, ohne das gesamte Glitzerband in
    Aufruhr zu versetzen. Sie war mit lobenswertem Geschick auf schmalem Grat gewandelt.
    Aber manchmal war eben auch das Beste nicht gut genug.
    In eine Wand war eine große, ovale Glasplatte eingelas-
    sen, zu beiden Seiten davon befand sich je ein silbrig glänzendes Feld. Hinter der Platte war, in gepolsterten Nischen kunstvoll arrangiert wie in einem Museum, eine kleine
    Auswahl der Waffen zu bewundern, die Panoplias Agenten
    nicht mehr tragen durften. Der überwiegende Teil der Be-stände war dahinter verborgen und wartete darauf, herausgefahren zu werden. Die durchweg mattschwarzen, kanti-
    gen Ausstellungsstücke waren schlicht, ohne ästhetischen Schnickschnack. Bei einigen handelte es sich um Hand-feuerwaffen, die kaum tödlicher waren als die Hundepeitschen. Die schwersten Exemplare, die Dreyfus je gesehen hatte, waren dagegen durchaus imstande, die

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