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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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der gewohnten Stelle über dem Tisch. »Die
    Komafälle sind verdammt lästig, und es wäre viel einfacher, ihnen allen einfach den Stecker aus den Lebenserhaltungs-systemen zu ziehen. Sie werden unsere Evakuierungspro-
    gramme verzögern und damit die Gefahr für die übrigen

    Bürger vergrößern. Aber Tom hat noch mehr recht. Wenn
    wir diese Grenze nur ein einziges Mal überschreiten - wenn wir die einen Bürger wichtiger nehmen als die anderen
    können wir Aurora auch gleich die Schlüssel zum König-
    reich übergeben. Aber das werden wir nicht tun. Wir sind Panoplia. Alles, wofür wir stehen, verpflichtet uns, über solchen Dingen zu stehen.«
    »Danke«, sagte Dreyfus. Seine Stimme war nur ein heise-
    res Flüstern.
    »Allerdings dürfen wir auch nicht zulassen, dass die
    Komafälle das Evakuierungsprogramm zu schwer belas-
    ten«, fuhr Aumonier fort. »Deshalb möchte ich sie jetzt weg-schaffen, damit wir uns später nicht mehr um sie zu kümmern brauchen. Ich möchte, dass sie weit vor die Front
    gebracht werden - sogar über das Glitzerband hinaus, falls wir irgendwo eine geeignete Unterbringungsmöglichkeit finden können.«
    »Damit binden wir Schiffe und Arbeitskräfte«, gab Bau-
    dry zu bedenken.
    »Ich weiß. Aber es muss sein. Haben Sie Vorschläge, Lillian?«
    »Wir könnten vielleicht das Hospiz Idlewild ansprechen.
    Dort ist man daran gewöhnt, unvermittelt große Mengen
    handlungsunfähiger Schläfer aufnehmen zu müssen, folg-
    lich sollten die Komafälle keine allzu großen Schwierigkeiten bereiten.«
    »Ausgezeichnet. Können Sie das abklären?«
    »Ich kümmere mich sofort darum.« Nach einer längeren
    Pause begann sie zögernd: »Generalpräfekt Aumonier ...«
    »Ja?«
    »Es sind jetzt fast sechs Stunden vergangen. Seit Auroras Übertragung.«
    »Das ist mir durchaus bewusst, vielen Dank.«
    »Ich will nur sagen ... nach allem, was wir über ihre Fä-
    higkeiten wissen ... und bei unseren Schwierigkeiten mit der Evakuierung sowie der begrenzten Zahl von Atomraketen in unserem Arsenal...«
    »Ja, Lillian?«
    »Sollte man, meine ich, Auroras Vorschlag zumindest in
    Erwägung ziehen.« Die Worte kamen stockend, die Anspan-
    nung stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Wenn ihr Erfolg ohnehin gewährleistet ist, haben wir doch die Pflicht, alles zu tun, um die Bürgerschaft in der Übergangsphase zu schützen. Aurora hat gedroht, mit der Euthanasierung von Bürgern in den Habitaten zu beginnen, die sie bereits erobert hat. Ich denke, sie wird die Drohung auch wahrmachen,
    wenn wir uns weigern, den Code für die Machtübernahme
    an die restlichen zehntausend zu senden. Wenn wir so viele Leben wie möglich retten wollen, bleibt uns vielleicht nichts anderes übrig, als auf ihre Forderung einzugehen.«
    »Ich glaube nicht, dass wir keine andere Wahl mehr haben, als ihr die Schlüssel auszuhändigen«, erwiderte Dreyfus, bevor jemand von den anderen Zeit hatte, sich zu äußern.
    »Mit allem schuldigen Respekt, Außendienstpräfekt Drey-
    fus ...«, begann Baudry verärgert.
    »Mit allem schuldigen Respekt, Oberpräfekt Baudry, hal-
    ten Sie den Mund.« Dreyfus vermied es geflissentlich, Baudry anzusehen, und wandte sich an Clearmountain. »Ich
    bin nicht ohne Grund hier, aber der Grund war nicht, den Stempel unter unsere Kapitulation zu setzen. Haben Sie
    etwas dagegen, wenn ich für einen Moment auf das Modell zugreife?«
    »Wenn Sie mit dem Modell arbeiten müssen, können Sie
    sich ein Duplikat davon in Ihre Wohnung legen«, sagte
    Clearmountain.
    »Lassen Sie ihn«, mahnte Aumonier. »Was haben Sie für
    uns, Tom?«
    »Vielleicht hat es nichts zu sagen. Andererseits könnte es ein Hinweis darauf sein, wo sich der Uhrmacher derzeit befindet.«

    Aumonier zog eine Augenbraue hoch. Er hatte sie nicht
    vorab informiert, deshalb war sie ebenso ahnungslos wie alle anderen im Raum. »Dann sollten Sie schleunigst fortfahren.«
    »Ich muss ein paar Stunden zurückgehen. Irgendwelche
    Einwände?«
    »Tun Sie, was nötig ist«, sagte Aumonier.
    Dreyfus stellte das Systemmodell an den Punkt zurück,
    an dem er begonnen hatte, Saavedras Kutter zu verfolgen.
    »Machen wir uns klar, was wir hier sehen«, sagte er, während die Ziffern der Zeitangabe rückwärts liefen. »Das Systemmodell ist nicht nur eine Echtzeiterfassung der Anordnung des Glitzerbandes und seiner Habitate. Es zeigt auch Yellowstone. Und nicht nur eine statische Darstellung des Planeten von einem Punkt im All aus gesehen, sondern ein

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