Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
Eintrittssignatur eines Schiffs von Kuttergröße, das etwa mit Saavedras Geschwindigkeit flog, bevor sie von unseren Bildschirmen verschwand. Sie ist es, Oberpräfekten.«
    »Auf Yellowstone landen und starten die ganze Zeit Schiffe«, sagte Clearmountain.

    »Aber nicht mit dieser Geschwindigkeit. Die meisten fliegen langsam an und lassen sich mit kontrolliertem Schub in die Atmosphäre hinab. Und seit der Generalpräfekt über die Gewährung von Notstandsbefugnissen hat abstimmen lassen, gibt es kaum noch Routineverkehr. Die Leute ziehen den Kopf ein und hoffen, dass der Sturm über sie hinweg-zieht.«
    »Aber ein Eintrittspunkt ist doch nur ein Eintrittspunkt«, sagte Baudry.
    »Zugegeben. Ich kann nicht ausschließen, dass Saavedra
    innerhalb der Atmosphäre noch sehr viel weiter geflogen ist. Sie wurde allerdings von der planetaren Verkehrskontrolle in der Atmosphäre nicht geortet. Deshalb denke ich, sie ist nicht weit von ihrem Ziel schnell und steil eingetaucht.«
    »Aber da ist nichts.« Baudry legte den Kopf in den Na-
    cken. »Ich sehe das Wettergeschehen über Chasm City auf der Tagseite. Wenn meine Kenntnisse über die Stoner-Geo-graphie nicht ganz gravierende Lücken aufweisen, wäre
    Saavedra etliche tausend Kilometer von jeder anderen Siedlung entfernt.«
    Dreyfus schickte einen weiteren Befehl an das System-
    modell. »Sie haben recht, Lillian. Die nächste Gemeinde auf der Oberfläche wäre Loreanville, achttausend Kilometer weiter westlich. Aber Loreanville oder eine der überkuppel-ten Siedlungen wäre für Brandfackel nicht in Frage gekommen: Dort gibt es zu viele örtliche Sicherheitsdienste, als dass sie ihre Aktivitäten hätten fortsetzen können.«
    »Wohin wollte Saavedra denn dann?«
    »Direktsicht auf die Oberfläche«, befahl Dreyfus dem Modell. Sofort zerstob die aus Aktivmaterie bestehende Atmosphärenhülle um den Planeten, und Yellowstones runze-
    lige Kruste wurde sichtbar. Es war eine tote Eislandschaft, durchzogen von Spalten und Schluchten, da und dort bro-delte leise ein kalter See. Hier konnten nur die robustesten Organismen überleben, denen die toxische Chemie der Methan-Ammoniak-Atmosphäre nichts ausmachte.
    »Da ist immer noch nichts«, sagte Baudry.
    »Nicht mehr. Aber früher einmal.« Wieder gab Dreyfus
    einen Befehl ein, und auf der Oberfläche erschienen ein Dutzend zinnoberroter Symbole, jedes mit einem kleinen
    Textvermerk.
    »Was sehen wir da, Tom?«, fragte Aumonier.
    »Die Standorte einstiger Amerikano-Kolonien oder Mili-
    täreinrichtungen noch vor der demarchistischen Ära. Die meisten dieser freigelegten Gebäude sind dreihundert Jahre alt. Ruinen sind sie seit mehr als zweihundert Jahren.« Er brauchte nicht weiter darauf herumzureiten: Saavedra war auf ihrer Eintrittsbahn genau über einer der verlassenen Kolonien herausgekommen. »Nun könnte das natürlich Zufall sein, aber daran glaube ich nicht so recht.«
    »Was ist das für eine Anlage?«
    »Die Amerikanos nannten sie Operationsstützpunkt Num-
    mer Neun oder einfach Ops Neun. Wenn sie einen ande-
    ren Namen dafür hatten, steht er nicht in unseren Auf-
    zeichnungen.« Dreyfus zuckte die Achseln. »Ist auch lange her.«
    »Aber nicht so lange, dass nichts mehr vorhanden wäre.«
    »Brandfackel hätte keine voll ausgestattete Basis gebraucht, nur einen Ort, wo sie den Uhrmacher verstecken und im
    Auge behalten konnten. Eine verlassene Anlage hätte ihnen genügt.«
    »Aber gibt es nach so langer Zeit dort überhaupt noch
    etwas?«
    »Den Geländekarten nach ist an der Oberfläche nicht viel zu sehen, aber die alten Unterlagen zeigen, dass Ops Neun mehrere Stockwerke weit in die Tiefe reichte. Die Gegend ist geologisch ziemlich stabil. Die unterirdischen Bereiche könnten noch halbwegs intakt sein, vielleicht sind sie sogar noch luftdicht.«

    Clearmountain atmete langsam aus. »Dann sollten wir
    sofort ein Sonderkommando hinunterschicken. Vielleicht
    ist an der Sache nichts dran, aber wir dürfen kein Ri-
    siko eingehen. Der Uhrmacher hat für uns absoluten Vor-
    rang.«
    »Mit allem schuldigen Respekt, Oberpräfekt«, sagte Dreyfus, »aber ich würde nicht empfehlen, in irgendwie auffälliger Weise auf diese Erkenntnis zu reagieren. Nachdem bisher nichts geschehen ist, können wir einigermaßen sicher sein, dass Aurora noch nicht die gleichen Schlüsse gezogen hat wie wir. Aber wenn wir anfangen, Kapazitäten umzulei-ten - wenn wir Systemschiffe in die Atmosphäre schicken -, wird sie wissen wollen,

Weitere Kostenlose Bücher